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Du wirst noch an mich denken

Du wirst noch an mich denken

Titel: Du wirst noch an mich denken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
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verursachen. Helfen Sie mir, das Hemd auszuziehen, ja? Der Kragen ist schon ganz durchgeweicht.«
    Sie legte den Wattebausch weg, den sie gerade mit Wasserstoffperoxid getränkt hatte, knöpfte sein Hemd auf und zog es ihm von den Schultern. Gleich darauf sog sie scharf die Luft ein. »Mein Gott, James, sehen Sie sich das an.« Ihre Finger strichen zart über die Blutergüsse auf seiner Brust und seinem Bauch. »Wer hat Ihnen das angetan?«
    »Wie ich schon gesagt habe ... Profis.«
    »Ja, das habe ich gehört, aber warum?«
    Er starrte sie an. Er hatte vergessen, dass sie von manchen Dingen, die für ihn selbstverständlich waren, keine Ahnung hatte, und er fühlte sich mies, weil er sie mit den Schattenseiten des Lebens konfrontierte, mit denen er oft genug zu kämpfen hatte. Wenn man so lange im Dreck gelebt hatte wie er, vergaß man manchmal, dass diese Erfahrung nicht jeder mit einem teilte. Aunie war anders als alle Menschen, die er jemals kennen gelernt hatte: so rein und unberührt. In diesem Moment empfand sie Mitleid mit ihm, weil er verletzt war. Es würde in Abscheu umschlagen, erführe sie auch nur von einem Bruchteil der Dinge, die er gesehen oder getan hatte. Mit tonloser Stimme sagte er: »Das ist nicht wichtig. Das hat Paul gegolten, nicht mir. Ich bin nur aus Versehen dazwischengeraten.«
    Aunie verstand zwar kein Wort von dem, was er sagte, aber sie zog es vor, nichts dazu zu sagen, und desinfizierte schweigend die Wunden in seinem Gesicht. Sie hielt die Ränder der Platzwunde über seiner Augenbraue zusammen und klebte zwei Pflasterstreifen darüber in der Hoffnung, dass das ausreichen würde. Einem Impuls folgend, beugte sie sich vor und drückte sanft ihre Lippen auf den Verband.
    James verharrte völlig reglos. »Was machen Sie denn da?«
    »Damit es schneller heilt.« Verlegen begann sie aufzuräumen.
    James hatte so lange für sich selbst und die Menschen in seiner Umgebung gesorgt, dass er nicht recht wusste, wie er darauf reagieren sollte, bemuttert zu werden. Er war versucht, Aunie auf ein paar andere Stellen hinzuweisen, die einen Kuss brauchen konnten, um schneller zu heilen, aber er fürchtete, er würde sie damit in Verlegenheit bringen. Statt also das Risiko einzugehen, etwas Falsches zu sagen, beschloss er, gar nichts zu sagen. Aber diese kleine Geste tat ihm gut. Richtig gut.
    »Ich habe noch ein paar Schmerztabletten übrig von na ja, übrig eben«, sagte Aunie. »Wollen Sie eine?«
    »Ja.«
    »Hier.« Sie hielt das Fläschchen über seine geöffnete Hand. »Sie sind vermutlich doppelt so schwer wie ich, es dürfte also nichts schaden, wenn Sie zwei nehmen.«
    Nachdem er die Tabletten mit einem Schluck Wasser hinuntergespült hatte, half Aunie ihm aufzustehen. Bevor er richtig mitbekam, wohin sie ihn führte, waren sie in ihrem Schlafzimmer angelangt, dort blieb er wie angewurzelt stehen. »Ich kann nicht Ihr Bett nehmen.«
    »Doch, das können Sie. Das Sofa ist groß genug für mich, aber nicht für Sie. Keine Widerrede, James«, sagte sie in bestimmtem Ton, als er zu weiteren Einwänden ansetzte. »Legen Sie sich einfach ins Bett. Ich bin nicht in der Stimmung, noch lange zu diskutieren.« Er schaffte es, sich auf den Beinen zu halten, wenn auch leicht schwankend, als sie ihn losließ, um die Decke zurückzuschlagen.
    Er war auch viel zu fertig, um sich mit ihr zu streiten. »Ich muss Bobby anrufen.«
    »Geben Sie mir die Nummer, und ich rufe ihn an. Sie legen sich jetzt hin, bevor Sie umkippen.«
    »Jawohl, Ma'am«, sagte er ungewohnt nachgiebig, nannte ihr die Nummer und ließ sich auf die Matratze sinken. »Ich will, dass er Paul ausrichtet ... er soll auf seinen Arsch aufpassen. Sie suchen nach ihm.«
    Aunie streifte ihm die Jeans von den Beinen und bemühte sich, nicht zusammenzuzucken, als dabei weitere Blutergüsse zum Vorschein kamen. Anschließend deckte sie ihn zu, löschte das Licht und verließ das Zimmer.
    Unter Schmerzen rollte sich James auf die Seite und schob die Hand unter das Kissen, um es unter seinem Kopf zurechtzuschieben. Seine Finger berührten etwas Glattes, Seidiges, und er packte es und zog es hervor. Es war ein ordentlich zusammengefaltetes zimtfarbenes Satinhemdchen - offenbar trug Aunie das zum Schlafen. Er merkte, dass die Schmerztabletten zu wirken begannen, hielt sich das Hemd an die Nase und sog ihren Duft ein. Dann hob er vorsichtig den Kopf, schob es zwischen seine Wange und das Kissen, und gleich darauf war er eingeschlafen.
    Bob hob beim

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