Du wirst schon noch sehen wozu es gut ist
gedacht, du bist vielleicht schwul, und wenn du es bist, wollte ich, dass du weißt, dass das in Ordnung ist, und ich wollte dir jede Hilfe geben, die ich kann.»
«Wieso glaubst du, dass ich schwul bin?»
«Ich weiß auch nicht. Du wirkst nur - lass es mich so ausdrücken: Du scheinst nicht an Mädchen interessiert zu sein. Du bist achtzehn, und soweit ich weiß, hattest du noch nie eine Verabredung.»
Ich sagte nichts.
«Irre ich mich? Oder stimmt das?»
«Bloß weil ich noch nie eine Verabredung hatte, heißt das nicht, dass ich schwul bin. Und übrigens, heutzutage hat niemand mehr eine Verabredung.»
«Na, was auch immer - normale Kids hängen rum. Sie gehen aus. Vielleicht ist Verabredung nicht das richtige Wort, aber du weißt schon, was ich meine.»
«Du findest, ich bin nicht normal?»
«James, wir beide wissen genau, dass du noch nie normal gewesen bist. Darüber brauchen wir uns nicht zu streiten. Aber lassen wir das. Offenbar habe ich einen Nerv getroffen. Das tut mir leid. Ich habe nur versucht, dir zu helfen.»
Ich sagte kein Wort.
Mein Vater ging mit männlicher Entschlossenheit auf sein Steak los. Ich verzehrte meine Pasta in anmutigen Häppchen. Nach einer kleinen Weile fragte er:«Was willst du damit sagen, ‹Kann schon sein›?»
«Was?»
«Du hast zu Mr. Dupont gesagt, dass du auf die Brown gehst, ‹Kann schon sein›.»
«Ach so, ich bin mir eben nicht sicher.»
«Was soll das heißen, du bist dir nicht sicher? Natürlich gehst du auf die Brown. Wir haben denen schon das Geld überwiesen. Du kannst das College jetzt nicht mehr wechseln.»
«Ich habe nicht vor, das College zu wechseln», sagte ich.
«Gut», sagte mein Vater.
«Ich denke darüber nach, überhaupt nicht aufs College zu gehen.»
Mein Vater legte Messer und Gabel hin.«Was?», sagte er.
«Ich bin mir nicht sicher, ob ich aufs College gehen will. Genau genommen bin ich mir sogar ziemlich sicher, dass ich nicht gehen will.»
«Wie meinst du das, du willst nicht aufs College gehen? Natürlich willst du aufs College gehen. Was willst du denn machen, weglaufen und zum Zirkus gehen?»
«Ich weiß nicht. Kann schon sein. Ich will nur nicht aufs College.»
«Warum? Warum denn nicht?»
«Ich halte es für Zeitverschwendung.»
«Zeitverschwendung! Das College?»
«Ja», sagte ich.«Jedenfalls für mich. Ich bin davon überzeugt, dass ich mir alles, was ich wissen will, selbst beibringen kann, indem ich Bücher lese und mir raussuche, was mich interessiert. Ich verstehe einfach nicht, wieso ich vier Jahre - vier sehr teure Jahre - damit verbringen soll, einen Haufen Zeug zu lernen, das mich nicht besonders interessiert und das ich zwangsläufig wieder vergessen werde, bloß weil es in unserer Gesellschaft so üblich ist. Und außerdem ertrage ich den Gedanken nicht, vier Jahre in unmittelbarer Nähe von Studenten zu verbringen. Davor graut es mir.»
«Was ist denn so schlimm an Studenten?»
«Sie sind alle wie Huck Dupont.»
«Du kennst Huck Dupont doch gar nicht.»
«Ich muss ihn gar nicht kennen. Die Tatsache, dass er Huck heißt und ein Eishockeystipendium von der University of Minnesota bekommen hat, reicht mir vollkommen.»
«Und was ist so verkehrt an Eishockey?»
«Gar nichts», sagte ich,«wenn man auf blutigen Sport steht. Ich denke nur, man sollte den Leuten kein Stipendium von einer staatlichen Universität geben, bloß weil sie Psychopathen sind.»
«Na gut, vergiss Huck Dupont. Er geht nach Dartmouth. Du gehst auf die Brown. Ich bezweifle, dass es dort überhaupt ein Eishockeyteam gibt.»
«Es geht nicht darum, ob es auf der Brown ein Eishockeyteam gibt oder nicht. Es geht darum, dass ich nicht Unsummen von deinem Geld für etwas verschwenden will, das keinerlei Wert oder Bedeutung für mich besitzt. Im Grunde finde ich es pervers, Tausende Dollars dafür auszugeben, dass ich aufs College gehe, während so viele Menschen auf der Welt in Armut leben.»
«James, die Tatsache, dass es Armut auf der Welt gibt, ist wirklich kein guter Grund für dich, nicht aufs College zu gehen. Und die Armut auf der Welt hindert dich ja auch nicht daran, andere törichte und extravagante Sachen zu machen, wie zum Beispiel einen Teller Pasta für 18 Dollar zu essen.»
«Das hier kostet keine 18 Dollar», sagte ich.
«Würde es aber, wenn wir hier Marktpreise bezahlen müssten. »
«Na gut, aber wenn das hier töricht und extravagant ist, wieso ist es dann nicht töricht und extravagant, aufs College zu
Weitere Kostenlose Bücher