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Du wirst schon noch sehen wozu es gut ist

Titel: Du wirst schon noch sehen wozu es gut ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Cameron Stefanie Kremer
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geheiratet.
    «Nein», sagte ich.«Sie ist gestern nach Hause gekommen. »
    «Ich dachte, sie wollte bis zum 29. fort sein.»
    «Das wollte sie auch. Aber sie hat ihre Pläne geändert.»
    «Wieso? Was ist passiert?»
    «Mr. Rogers hat ihre Kreditkarten geklaut und fast 3000 Dollar verspielt.»
    Mein Vater prustete los, versuchte, es wie einen Hustenanfall aussehen zu lassen, und trank einen Schluck Wasser.
    «Das ist nicht komisch», sagte ich.
    «Ich weiß», sagte er.«Natürlich ist es nicht komisch. Es ist nur - na ja, siehst du, James, deshalb solltest du niemals heiraten. Es gibt keinen Grund mehr für einen Mann zu heiraten. Die Frauen wollen dir das Gegenteil einreden, aber glaub mir, es gibt keinen Grund. Nicht einen einzigen verdammten Grund.»
    «Nun, ich habe nicht vor zu heiraten», sagte ich.
    «Gut», sagte mein Vater.«Ich bin froh, das zu hören.»
    Der Kellner kam, um unsere Bestellung aufzunehmen. Mein Vater nahm ein Steak und ich Penne mit Basilikum und Kirschtomaten.
    «Du hättest dir ein Steak oder so was bestellen sollen», sagte mein Vater.«Du solltest niemals Pasta als Hauptgericht nehmen. Das ist unmännlich.»
    «Ich werde es mir merken», sagte ich.
    «Wirst du nicht», sagte mein Vater.«Ach, und wo wir schon einmal darüber reden, ich würde dich gern etwas fragen.»
    «Was denn?»
    «Bist du schwul?»
    «Was?», rief ich.«Warum fragst du mich so was?»
    «Warum? Warum nicht? Ich will es ja nur wissen.»
    «Warum? Kannst du das bei deiner Steuererklärung geltend machen oder so was?»
    «Sehr witzig, James. Nein. Aber wir haben noch nie über deine Sexualität gesprochen, und wenn du schwul bist, dann möchte ich dich wirklich unterstützen. Das ist in Ordnung für mich, wenn du schwul bist, ich möchte es nur gern wissen.»
    «Du würdest mich also nicht unterstützen, wenn ich hetero wäre?»
    «Natürlich würde ich das. Aber - na ja, alle Welt unterstützt die Heterosexuellen. Es ist die Norm. Heterosexuelle brauchen eigentlich keine Unterstützung. Aber Schwule brauchen sie. Ich müsste mir also besondere Mühe geben. Mehr will ich ja gar nicht wissen. Sollte ich mir besondere Mühe geben? Sollte ich so was, wie Pasta ist tuntig, besser nicht sagen?»
    «Es ist mir ziemlich egal, was du sagst», meinte ich.
    «Wie dem auch sei, ich würde trotzdem gern wissen, was ich sagen darf und was besser nicht.»
    «Dad, wenn du Angst vor Schwulen hast, will ich nicht, dass du dich mir zuliebe änderst.»
    «Ich habe keine Angst vor Schwulen! James! Ich habe dir gerade gesagt, dass es mir nichts ausmacht, wenn du schwul bist. Nicht das Geringste.»
    «Gut, und wieso kann ich dann keine Pasta als Hauptgericht nehmen?»
    «Weil das nicht schwul ist - ich habe nie gesagt, dass das schwul wäre. Ich habe gesagt, das ist unmännlich.»
    Diese schwachsinnige Unterhaltung wurde von Mr. Dupont, einem Kollegen meines Vaters, unterbrochen, der an unserem Tisch stehen blieb. Im Lauf der Jahre hatte ich Mr. Dupont schon ein paarmal getroffen.
    «Hallo, Paul», sagte er zu meinem Vater.«Hallo, James.»
    «Hi, Mr. Dupont»
    «Dein Vater hat mir erzählt, dass du nach Yale gehst.»
    «Auf die Brown», sagte ich.«Kann schon sein.»
    «Richtig - die Brown. Gutes College, die Brown. Huck geht nach Dartmouth. Er hat ein Eishockeystipendium von der University of Minnesota ausgeschlagen. Könnt Ihr euch vorstellen, was ich da gespart hätte?»
    «Einen hübschen Batzen», sagte mein Vater.
    «Einen ganz erklecklichen Batzen», sagte Mr. Dupont.«Nun, Gentlemen, ich wünsche einen guten Appetit. Ich hoffe, Ihr habt das Steak genommen. Es ist wirklich ganz ausgezeichnet heute.»
    Wir saßen einen Augenblick lang schweigend da, dann brachte der Kellner unser Essen. Mein Vater warf einen Blick auf meine Pasta, sagte aber nichts. Er schnitt sein fast noch rohes Stück Fleisch an und lächelte, als das Blut hervorquoll.«Nun», sagte er, nachdem er einen Bissen gegessen hatte,«du erzählst es mir also nicht?»
    «Ich erzähle dir was nicht?»
    «Ob du schwul bist oder nicht.»
    «Nein», sagte ich.«Warum sollte ich auch? Hast du es deinen Eltern erzählt?»
    «Ich bin ja nicht schwul», sagte mein Vater.«Ich bin hetero.»
    «Was, wenn man schwul ist, dann ist man moralisch dazu verpflichtet, es seinen Eltern zu sagen, und wenn man hetero ist, dann nicht?»
    «James, ich versuche doch nur, dir zu helfen. Ich versuche doch nur, ein guter Vater zu sein. Du musst nicht gleich feindselig werden. Ich habe nur

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