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Du wirst schon noch sehen wozu es gut ist

Titel: Du wirst schon noch sehen wozu es gut ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Cameron Stefanie Kremer
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sich mit der Welt um sie herum zu befassen. Ich erkannte, dass ich den ganzen Tag über so bin; anders als für andere Menschen gibt es für mich keinen solchen Moment, nach einer Tasse Kaffee oder einer Dusche oder so, ab dem ich mich plötzlich wach und lebendig und mit der Welt verbunden fühle. Mir käme es durchaus sehr entgegen, wenn immer Frühstückszeit wäre. Wir durften erst spät in der Nacht schlafen gehen und wurden früh am Morgen geweckt, was ich für den Versuch hielt, uns in einen Zustand ständiger Übermüdung zu versetzen, damit wir leichter zu kontrollieren wären. Wir kamen immer erst so gegen elf Uhr abends zum Hotel zurück, und dann gab es Eiscreme und ein geselliges Beisammensein (wieder im«Ballsaal»), bei dem man singen oder Gitarre spielen oder selbstgeschriebene Gedichte vorlesen oder mit Tennisbällen jonglieren oder sich mit der Darbietung anderer sogenannter Talente in den Vordergrund drängen konnte. Dann gab es jede Menge Gerenne die Flure hinauf und hinunter und lautes Gekreische, und die Jungen liefen in die Zimmer der Mädchen und umgekehrt, was alles unweigerlich dazu führte, dass die ganze Eiscreme wieder hochkam.«Licht aus»war um halb eins. Frühstück gab es von sieben bis acht, und die Busse verließen den Parkplatz Punkt halb neun.
    Mittag- und Abendessen waren grauenvoll. Wir aßen an Orten wie dem Olive Garden oder dem Red Lobster, für gewöhnlich in eigenen Räumen mit einer eigenen Speisekarte, von der wir wählen durften. Rasch lernte ich, dass es für mich viel einfacher war, als Erster am Tisch zu sitzen und die anderen sich zu mir setzen zu lassen, denn irgendwie brachte ich es nicht fertig, mich an einen Tisch zu setzen, an dem bereits andere Leute saßen, vor allem dann nicht, wenn dies auch noch hieß, mich direkt neben jemand anderen zu setzen. Mir ist schon klar, dass es, wenn man sich in einem Red Lobster zum Mittagessen neben jemanden setzt, nicht bedeutet, dass man den anderen heiratet oder ihm auf ewig zur Last fällt, aber wenn ich mich neben jemanden setzte, verspürte ich diese schreckliche Verpflichtung, liebenswürdig zu sein oder doch wenigstens etwas zu sagen zu haben, und der Druck, liebenswürdig zu sein (oder auch nur gesprächig), lähmte mich. Aber wenn ich selbst derjenige war, neben den sich der andere setzte, wich die Anspannung ein wenig, denn in diesem Fall hatte ich nicht das Gefühl, mich jemandem aufzudrängen, vielmehr duldete ich die Anwesenheit (oder Aufdringlichkeit) des anderen. Doch alles in allem war es wirklich ganz fürchterlich und wurde mit jeder Mahlzeit schlimmer, und dazu kamen noch tausend andere Augenblicke, in denen ich mich wie ein ganz und gar fremdes Wesen fühlte, und so hatte ich Mittwochabend - Entertainment Night! - irgendwie jegliches, wie auch immer geartetes Gespür für Normalität verloren, das ich je besessen hatte. Ich kann mich daran erinnern, dass ich mich irgendwann (ernsthaft) fragte, ob ich vielleicht genetisch mutiert war, irgendeine winzige Veränderung der DNS aufwies, die mich von der Spezies auf kaum spürbare, doch grundlegende Art isolierte, auf die gleiche Art, weswegen sich Maultiere mit Eseln paaren können, nicht aber (glaube ich) mit Pferden. Offenbar konnten alle anderen sich paaren, konnten sich auf angenehme und anregende Weise ineinanderfügen, aber dieser kaum wahrnehmbare Unterschied in meiner Anatomie und Psyche grenzte mich fast unmerklich und doch unwiderruflich aus.
    Dieses Gefühl war verstörend, und es machte mich traurig. Es brachte mich dazu, in der Herrentoilette des Russell Senate Office Building zu weinen. Es brachte mich dazu, nicht mehr leben zu wollen.
     
    Für die Entertainment Night! hatten wir die Wahl zwischen dem Besuch eines Comedy Clubs und eines Dinner Theaters. Ich entschied mich für das Dinner Theater, weil ich so etwas noch nie gesehen hatte und Stand-up-Comedy nicht leiden kann; ich denke, entweder man ist komisch oder man ist es nicht, aber man sollte nicht verzweifelt versuchen, es vor einem Saal voll übel gelaunter Leute zu sein.
    Als wir am späten Mittwochnachmittag zum Hotel zurückfuhren, um uns für den Abend in der Stadt zurechtzumachen, sagte Sue Kenney zu mir:«Ich bin ja so aufgeregt!»
    Ich sah gerade aus dem Fenster auf den ganzen Müll, der auf dem Seitenstreifen verstreut war. Die meisten Sachen ergaben einen Sinn - Getränkedosen, Fast-Food-Überreste, Zeitungen -, doch hin und wieder lag da etwas Beunruhigendes, wie der rote

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