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Du wirst schon noch sehen wozu es gut ist

Titel: Du wirst schon noch sehen wozu es gut ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Cameron Stefanie Kremer
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Stiefel eines Kindes, ein Vogelkäfig, ein aufgeplatzter Koffer, der seinen Inhalt ausspie. Und das machte mir zu schaffen, denn für jedes dieser Dinge gab es einen Grund, weshalb es da am Rand des Highway lag, es war etwas geschehen, das jemanden dazu gebracht hatte, einen Kinderstiefel aus dem Fenster zu schleudern, und ich hatte das Gefühl, dass wir an einer Geschichte nach der anderen vorbeirauschten und dass jede Geschichte traurig war. Und ich dachte darüber nach und versuchte, positiv zu denken, ich versuchte, mir für die seltsamen Dinge, an denen ich vorüberfuhr, ein glückliches Szenario vorzustellen - ein kleines Mädchen hatte gerade wunderschöne neue Stiefel bekommen, und die alten wurden voll Vergnügen weggeworfen; jemand hatte seine Sachen für die Fahrt ins Krankenhaus gepackt, und unterwegs hatte der Arzt angerufen und gesagt, dass alles ein Irrtum gewesen sei, dass die Leber nicht vom Krebs zerfressen sei, dass dieser Jemand nach Hause fahren solle, und außer sich vor Freude hatte dieser Mensch seinen Koffer aus dem Fenster gestoßen. Ich versuchte gerade, eine glückliche Geschichte für den weggeworfenen Vogelkäfig zu finden, als Sue Kenney sprach, daher gab ich einen Moment lang keine Antwort, und sie sagte:«Willst du denn gar nicht wissen, warum ich aufgeregt bin?»Sie sagte das ganz fröhlich, als wäre es absolut normal, jemanden so zu bedrängen, und vermutlich war es das für sie auch.
    Ich sagte:«Doch - erzähl’s mir.»
    «Heute Abend ziehe ich meinen Pluderanzug an! Ich bin ja so aufgeregt!»
    «Was ist denn ein Pluderanzug?», fragte ich.
    «Ach, das weißt du nicht? Ich dachte, du wüsstest das, wo du doch aus New York City kommst und so. Das ist eine Alternative zur klassischen Abendgarderobe. So eine Art Tunika, die man über weiten langen Hosen trägt. Mein Anzug ist hellblau und hat ein mit Perlen besticktes Oberteil. Ich kann es kaum erwarten, ihn anzuziehen!»
    «Dann gehst du also ins Dinner Theater?»Ein Pluderanzug klang etwas zu herausgeputzt für den Comedy Club.
    «Aber nein», sagte Sue Kenney.«Ich gehe ins Konzert. Im Kennedy Center.»
    «Ich dachte, wir hätten nur die Wahl zwischen dem Comedy Club und dem Dinner Theater?»
    «Schon, aber wenn dir das unangenehm ist, kannst du ins Konzert gehen.»
    «Wie meinst du das - unangenehm?»
    «Na ja, in den Comedy Clubs machen sie für gewöhnlich schmutzige Witze über Sex. Und gebrauchen obszöne Ausdrücke. Und als meine Eltern herausbekamen, dass das Stück, in das wir gehen sollten, einen alternativen Lebensstil propagiert, haben sie sich bei den Obertanten beschwert, und jetzt kann ich ins Konzert gehen. Anscheinend gehen acht von uns dahin. Ich habe ja nichts gegen die Unterhaltung für die Massen und diesen ganzen schweinischen Kram, ich ziehe es nur einfach entschieden vor, meinen Verstand nicht zu besudeln. »
     
    Als wir wieder im Hotel waren, fragte ich eine der«Obertanten», ob ich tauschen und ins Konzert gehen könne, und sie sagte, nein, die Konzertkarten seien nur für diejenigen, die moralische oder religiöse Einwände gegen die Comedy oder das Theater hätten, und da ich mich für das Theater angemeldet hätte, sei das ganz offensichtlich in Ordnung für mich, und überhaupt gebe es keine Karten mehr.
    Sowohl Dakin als auch Thomas hatten sich für den Comedy Club entschieden, und ich wusste genau, dass sie dachten, es wäre tuntig, ins Dinner Theater zu gehen. Ich wünschte mir, ich könnte einen Weg finden, in keines von beiden zu gehen, einfach den ganzen Abend allein auf dem Hotelzimmer zu bleiben und zu lesen (meinen Trollope), aber sie hatten eine Riesenpanik davor, einen von uns zu verlieren, und die Busse fuhren nie los, bevor nicht sicher war, dass alle an Bord waren. Also ging ich hinaus und stieg in den Bus zum Theater. Ich war früh dran, und so konnte sich jemand neben mich setzen, anstatt dass ich mich neben jemanden setzen musste, aber es zeigte sich, dass sich mehr Schüler für den Comedy Club entschieden hatten (welch Überraschung), daher hatte ich einen Platz für mich allein. Sue Kenney keuchte in ihrem Pluderanzug vorüber, der wie eine Kreuzung aus einem Pyjama und einem Trainingsanzug aussah. Ich beobachtete, wie sie mit den anderen, die es vorzogen, ihren Verstand nicht mit zeitgenössischer Comedy oder Schauspielkunst zu besudeln, in einem Kleinbus verschwand.
    Über der ganzen Szene auf dem Parkplatz lag unbestreitbar eine gewisse Hochstimmung. Dies war der einzige

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