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Du wirst schon noch sehen wozu es gut ist

Titel: Du wirst schon noch sehen wozu es gut ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Cameron Stefanie Kremer
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sie die Möglichkeit dazu hatte.
    Wer immer in die Galerie gekommen war, war auch schon wieder gegangen, also setzte ich mich an den Empfangstisch, doch dann kam mir der Gedanke, dass man, wenn man gefeuert wurde, nicht wieder an die Arbeit geht, auch wenn es nicht wirklich Arbeit war, wenn man nur herumsaß und nichts tat, was ich vermutlich für den Rest des Nachmittags machen würde, aber trotzdem. Also entschloss ich mich zu gehen. Sollte doch ruhig jemand reinkommen und die ganzen Mülleimer klauen, wenn er wollte. Sollte doch meine Mutter ans Telefon gehen, wenn es, was selten geschah, klingelte. Ich stand auf und blickte suchend auf dem Tisch umher und fragte mich, was ich mit nach Hause nehmen sollte. Im Kino, wenn die Leute gefeuert werden, packen sie immer ihre ganzen persönlichen Sachen in einen Karton, den sie dann einsam davontragen. Für gewöhnlich haben sie eine halbvertrocknete Pflanze, eine Kaffeetasse mit der Aufschrift DER / DIE WELTBESTE (bitte ergänzen) und einen Bilderrahmen mit Fotos von den hässlichen Lieben. Auf meinem Tisch stand nichts dergleichen. Zugegeben, ich hatte nur ein paar Monate da gearbeitet, aber irgendwie war es deprimierend zu denken, dass meine Zeit in der Galerie nicht die kleinste Spur hinterlassen hatte.
    Und so ging ich einfach nur weg, den Korridor hinunter, und wartete auf den Aufzug, der natürlich irgendwo im weiten Raum verschollen war, und weil ich nur noch rauswollte, rannte ich die fünf Treppen nach unten und hinaus auf die Straße.
     
    Als ich draußen war, lehnte ich mich an die Wand des Gebäudes, weil ich die Treppen so schnell heruntergelaufen war, dass ich ganz außer Atem war und verschnaufen musste. Der alte Mann mit dem Basset kam auf mich zu. Es schien so lange her zu sein, dass ich die beiden auf der anderen Straßenseite hatte entlanggehen sehen, dass ich dachte, die Zeit müsse in der Galerie anders verstrichen sein als auf der Straße. Dieses Gefühl habe ich oft, so ein Gefühl der Zeitverschiebung, einfach, wenn ich von drinnen nach draußen gehe oder sogar von einem Zimmer in das andere.
    Ich stand da und sah zu, wie der Mann und der Hund an mir vorbeigingen. Ich wollte nicht darüber nachdenken, was oben geschehen war, also versuchte ich, gar nicht zu denken. Wahrscheinlich fühlte ich mich deshalb so unwirklich. Jedes Mal, wenn ich spürte, dass sich ein Gedanke bilden wollte, dachte ich: Denk das nicht. Denk das nicht, denk das nicht. Denk das nicht . Es war, als würde man einen Haufen Fliegen mit einer Fliegenklatsche erschlagen. Ich weiß nicht, wie lange ich da stand. Lange genug, dass der Mann und der Hund die ganze Strecke bis zum Ende des Blocks gehen und um die Ecke verschwinden konnten. Und dann wurde mir bewusst, dass ich besser nicht direkt vor dem Gebäude stehen bleiben sollte, denn meine Mutter konnte ja herauskommen, und ich wollte sie nicht sehen. Also ging ich zum Hudson hinunter und setzte mich dort auf eine Bank. Es war sehr heiß und unbequem. Manchmal kann man an der Promenade sitzen und auf das Wasser schauen und die Stadt hinter einem und das verschandelte Ufer von New Jersey vor einem vergessen, sich ganz auf den Fluss konzentrieren, auf das Licht auf dem Wasser oder die vorübergleitenden Schiffe, oder darauf, wie das Wasser, wenn die Flut kommt, gleichzeitig in beide Richtungen zu fließen scheint, das Salzwasser drückt herein, und das Süßwasser strömt hinaus, aber dieses Mal war es anders. Ich konnte das Gefühl der Stadt hinter mir nicht abstreifen, und der Fluss schien in überhaupt keine Richtung zu fließen, er sah einfach nur matt und besiegt aus. Ich stand auf, aber ich wusste nicht, wohin ich gehen sollte. Nach Hause wollte ich nicht, denn ich wusste, Gillian würde es zum Brüllen komisch finden, dass ich von der eigenen Mutter gefeuert worden war. Und meinen Vater wollte ich eigentlich auch nicht sehen, insbesondere nicht mit seinen neuen Augen. Mit Dr. Adler hatte ich schon gesprochen, und ich hatte mich bei ihr wie der letzte Trottel benommen, und vor Donnerstag würde ich sie nicht wieder sehen. Und dann dachte ich, dass ich John gerne treffen würde, dass er der einzige vernünftige, normale Mensch war, den ich kannte, doch dann fiel mir ein, dass ich John nicht treffen konnte, wegen dieser Sache, die ich am Abend zuvor getan hatte, dass ich mir mit dem einzigen Menschen, den ich mochte, alles komplett versaut hatte und dass ich ihn wahrscheinlich nie wieder sehen würde und dass er niemals

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