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Du wirst schon noch sehen wozu es gut ist

Titel: Du wirst schon noch sehen wozu es gut ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Cameron Stefanie Kremer
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ansatzweise kaltes Wasser in ein Glas laufen und trank es aus.
    «Gehst du wieder?», fragte Gillian.
    «Ja», sagte ich.«Ich gehe wieder zur Arbeit.»
    «Würdest du kurz zu Starbucks gehen und mir einen geeisten Kaffee holen? Bitte?»
    «Was, und ihn dir in vier Stunden bringen?»
    «Nein. Geh zu Starbucks, hol den geeisten Kaffee, bring ihn mir hierher und geh dann zur Arbeit.»
    «Vielleicht könnte ich ja auch deine Sachen von der Reinigung abholen, wenn ich schon mal unterwegs bin», sagte ich.
    «Es würde dich nicht umbringen, mir einen geeisten Kaffee zu holen.»
    «Nein, aber dass es einen nicht umbringt, wenn man etwas tut, ist nicht gerade ein überzeugender Grund dafür, etwas zu tun.»
     
    Die Galerie war leer (Überraschung!), als ich zurückkam. Die Tür zum Büro meiner Mutter war zu. Ich setzte mich an den Empfangstisch. Es war halb drei, was bedeutete, dass ich noch weitere zweieinhalb Stunden dort sitzen musste. Die Galerie meiner Mutter befindet sich in einem Gebäude voller Galerien, das von anderen Gebäuden voller Galerien umgeben ist, und ich dachte daran, dass es in den meisten dieser Galerien jemanden wie mich gab, der ganz allein in der Klimaanlagenkälte saß und nichts zu tun hatte, außer zu versuchen, so auszusehen, als hätte er etwas zu tun, und dann wurde mir klar, dass das wahrscheinlich nicht nur für die Galerien galt, dass Tausende Büros in der ganzen Stadt in diese mittsommerliche nachmittägliche Starre gesunken sein mussten. New York im Sommer ist seltsam. Das Leben geht weiter wie immer, aber es ist nicht wie immer, es ist, als würden alle nur so tun, es ist, als hätten sie die Hauptrolle in einem Film über ihr Leben bekommen und stünden einen Schritt neben der Wirklichkeit. Und dann, im September, wird alles wieder normal.
    Ich stand auf und sah aus dem Fenster, kein Mensch war auf der Straße, und das war irgendwie unheimlich. Es gibt diese merkwürdigen Momente in New York City, in denen es scheint, als wären alle verschwunden. Manchmal gehe ich sonntagmorgens ganz früh aus dem Haus, und nirgendwo ist jemand zu sehen, alles schweigt still, oder ich wache spätnachts auf und sehe aus dem Fenster, und nirgendwo brennt Licht, in keinem der Wohnhäuser um uns herum, und ich denke, Ist es denn möglich, dass alle schlafen? Ist die Stadt, die niemals schläft, in den Schlaf gesunken? Dann tauchte jemand auf der Straße unter mir auf: Ein alter Mann, der einen Basset ausführte. Der Mann ging sehr langsam, aber der Hund ging noch langsamer. Es war fast nicht zu erkennen, ob sie sich überhaupt bewegten. Sie erinnerten mich an diese Rasensprenger, die am Ende eines am Boden liegenden Schlauchs befestigt sind, den sie mit der Zeit aufrollen. Als ich noch klein war, haben mich die Dinger wirklich ganz verrückt gemacht, denn es sah aus, als würden sie sich bewegen, ohne sich zu bewegen. Ich habe sie stundenlang beobachtet und versucht zu sehen, wie sie sich bewegten. Ich bin mir darüber im Klaren, dass ein Kind, das stundenlang einen Rasensprenger beobachtet, der sich nicht über den Rasen zu bewegen scheint, dazu verurteilt ist, zu einem verstörten Menschen, wie ich es bin, heranzuwachsen.
    «James.»
    Ich drehte mich um und sah meine Mutter neben dem Empfangstisch stehen. Sie schaute mich ganz merkwürdig an, als hätte sie mich sehr lange nicht gesehen.«Was machst du da?», fragte sie.
    «Ich schaue aus dem Fenster», sagte ich.
    «Oh.»Sie schien sich das einen Moment lang durch den Kopf gehen zu lassen, als wäre es eine verdächtige Tätigkeit, von der sie noch nie gehört hatte. Sie tippte mit den Fingernägeln auf die marmorne Tischplatte und sagte dann:«Ich möchte mit dir reden. Warum gehen wir nicht in mein Büro?»
    Das kam mir komisch vor, denn außer uns war niemand in der Galerie, so dass wir eigentlich nicht in ihr Büro gehen mussten, um unter uns zu sein.«Okay», sagte ich und folgte ihr den Gang hinunter in ihr Büro. Sie nahm hinter dem Schreibtisch Platz, und ich setzte mich in einen der beiden Clubsessel von Le Corbusier, die ihm gegenüberstanden. Es war etwas seltsam, dass sie hinter dem Schreibtisch saß. Es wirkte sehr geschäftsmäßig und förmlich, und das passt in meinen Augen eigentlich nicht zu meiner Mutter.
    Sie schob ein paar Sachen auf dem Tisch hin und her, und dann hörte sie unvermittelt damit auf und faltete die Hände vor sich auf der Tischplatte, wie ein Nachrichtensprecher nach der Werbepause. Und sie schaute mich an, als

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