Du wirst sein nächstes Opfer sein: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

eines Mannes im Wald. Sein Oberkörper war nackt, und er hatte das Geschirr umgeschnallt. Er wirkte panisch.
    »Für den Fall, dass Sie der Ansicht sein sollten, ich würde nur bluffen, zeige ich Ihnen nun, wie wirkungsvoll das Geschirr ist.«
    Die Explosion war überhaupt nicht laut, sondern bestand lediglich aus einigen stotternd aufeinanderfolgenden, gedämpften Schlägen. Kopf und Glieder des Mannes hingen zwar noch am Rumpf, aber dieser war fast völlig weggeblasen.
    Große schwarze Buchstaben legten sich über das blutige Schlussbild.
    BITTE LEGEN SIE DIE KOPFHÖRER AN, UM WEITERE ANWEISUNGEN ZU ERHALTEN. SIE STEHEN BEREITS UNTER BEOBACHTUNG. VERSUCHEN SIE NICHT, IHR HANDY ZU BENUTZEN ODER MIT IRGENDJEMANDEM ZU SPRECHEN.
    Der Film war zu Ende.

Remote: Von da an geht es eigentlich vor allem um Fingerspitzengefühl.
Closer: Jemandem damit zu drohen, ihn in ein Hacksteak zu verwandeln, macht auf mich jetzt keinen furchtbar subtilen Eindruck.
Remote: Das ist es auch nicht. Das ist nur die Rute, mit der man ihre Aufmerksamkeit bekommt. Wenn man das einmal klargestellt hat, ist es viel leichter, ihnen Instruktionen zu geben.
Closer: Sie in Mörder zu verwandeln, wollen Sie damit sagen.
Remote: Das ist nicht so schwer, wie Sie vielleicht glauben. Ich habe festgestellt, dass die meisten Leute sich Mühe geben, die Balance zwischen Eigennutz und Selbstlosigkeit zu halten. Ob das nun angeboren ist oder aus einer Prägung durch die Gesellschaft resultiert, jedenfalls wollen die meisten Leute das Rechte tun. Was recht ist und was nicht, kann je nach Auffassung variieren. Deshalb muss ich zweierlei beachten: An der Oberfläche muss ich dafür sorgen, die Drohne davon zu überzeugen, dass das, was sie tut, in ihrem eigenen Interesse ist, dass es ihrer Selbsterhaltung dient. Auf einer tieferen Ebene aber muss ich ihr helfen, dass sie ihre Tat als Beitrag zum Allgemeinwohl rechtfertigen kann.
Closer: Weshalb kümmert es Sie, was die Drohnen denken?
Remote: Reine Berechnung. Eine Drohne, die der Sache dienen will, ist bedeutend zuverlässiger als eine, die ständig nur ans Abhauen denkt. Drohen reicht einfach nicht. Man muss ihr Vertrauen gewinnen. Die einzige Drohne, die ich je getötet habe, war die, die Sie eben in dem Film gesehen haben, und der Typ war ein Rassist, dem eine ganze Liste von Verbrechen vorgeworfen wurde und der mindestens einen Mordversuch auf dem Gewissen hatte. In allen anderen Fällen habe ich mein Versprechen gehalten und meine Drohnen freigelassen, nachdem sie ihre Aufgabe erfüllt hatten. Nicht nur das, ich habe ihnen auch immer eine plausible Erklärung gegeben, um sich bei einem Verdacht zu entlasten.
Closer: Ich frage mich, wie Sie das angestellt haben. Was geschieht, wenn eine Drohne mit Sprengstoffgürteln am Leib verhaftet wird?
Remote: Das Geschirr bleibt stets unentdeckt. Rosalee Klein hat ihres ins Meer geworfen, wo es besonders tief ist. Rycroft, der Anwalt, hat seines an einige große Ballons gehängt und sie vom oberen Deck eines Parkhauses aufsteigen lassen. Die Entlassung einer Drohne ist immer das Heikelste an der Sache. Man muss sie davor schon davon überzeugen, dass man sein Wort halten wird, und ihnen den Gedanken austreiben, irgendein Teil des Geschirrs zu behalten, um damit später einen Beweis für die Erpressung zu haben. Als Erstes verlange ich von ihnen stets, dass sie die DVD mit dem Einführungsfilm vernichten.
Closer: Und Sie hatten noch nie einen, der aus der Reihe getanzt ist?
Remote: Nicht einmal ansatzweise. Vielmehr werden sie in den meisten Fällen zu tatkräftigen Mitwirkenden und machen Vorschläge, um meine Pläne zu verbessern, so dass die Sache noch viel reibungsloser abläuft. Man muss nur die richtigen Knöpfe drücken.

    Jack zögerte und ließ die Finger auf den Tasten ruhen. Wie man Leute manipulierte, damit kannte er sich bestens aus.
    Aber das Ganze hörte sich allmählich so an, als könne Remote ihm noch das ein oder andere beibringen …

    Zum Frühstücken ging Jack mit Nikki in ein chinesisch-kanadisches Restaurant, das Kyle’s hieß. Es war klein, aber sauber. Auch wenn die Tische nicht zueinanderpassten, gab es hier das beste Frühstücksangebot der Stadt. Die Nacht hatte Jack größtenteils durchgemacht, weil er mit Remote gechattet hatte.
    Nikki bestellte das Special mit Speck, Toastbrot und Tomatensaft, während Jack beim Kaffee blieb, obwohl er in den letzten acht Stunden bereits anderthalb Kannen getrunken hatte. Sie hatten sich in eine Ecke