Du wirst sein nächstes Opfer sein: Thriller (Knaur TB) (German Edition)
Boden. Er befand sich in einem Wagen. Die Ketten waren zu kurz, als dass er die Decke oder die Wände erreichen konnte. Nur wenn er sich ganz zur Seite lehnte, berührte seine Schulter beinahe die Wand. Die Füße brachte er ganze fünfzehn Zentimeter vom Boden.
Nur den Plastikeimer in der Ecke konnte er, wenn auch nur mit Mühe, erreichen. Er hatte einen Deckel und fasste um die zwanzig Liter.
Der musste reichen.
Jack griff zur Lampe und ruckte am Kabel, so dass der Stecker aus der Wandsteckdose kam.
»Das wird Ihnen auch nicht weiterhelfen«, sagte Remote. »Nicht einmal die Basis ist schwer genug, dass sie einen guten Knüppel abgeben würde.«
Jack duckte sich hinter die Reste des Sessels. Die Kamera muss irgendwo da oben sein, damit er die Tür gut einsehen kann. Er schob seinen Rumpf vor die Arme, damit Remote sie durch die – wahrscheinlich in der Höhe angebrachte – Kamera nicht sehen konnte, und hantierte mit der Lampe. Aus dem Gang vernahm er das Surren des Motors, das sich näherte. Hat den Tisch wohl aus dem Weg geräumt.
Er kauerte sich neben die Öffnung, um dem Roboter aufzulauern. Sein Rücken pochte, als wäre er von einem Laster überfahren worden, und die restlichen Wunden stimmten munter in die Schmerzen ein.
»Auch das wird nicht funktionieren. Ich kann Sie sehen, vergessen Sie das nicht. Und genau zu diesem Zweck ist das Gewehr auf einer Drehscheibe angebracht. Sie können nicht gewinnen.«
Jack zog sich von dem Durchgang zurück und positionierte sich eher in der Mitte des Zimmers. Die Lampe hielt er wie einen Baseballschläger über der Schulter. Sie fühlte sich lächerlich leicht an.
»Ich werde es schnell zu Ende bringen«, verkündete Remote.
Die Spitze des Gewehrlaufs schaute zur Türöffnung herein. Jack spannte sich an, machte sich bereit. Er würde nur eine Chance haben.
Die Gewehrmündung wanderte nach rechts und richtete sich auf ihn. Jack schnellte vor. Aber er schwang die Lampe nicht, sondern stach wie mit einem Degen zu. Dabei zielte er jedoch an dem Waffenlauf vorbei.
Denn er wollte ihn mit der Schlinge angeln, die er aus dem Stromkabel geknüpft hatte.
Er ging davon aus, dass Remote ihn noch immer lebend haben wollte, was bedeutete, dass er noch einmal eine Beanbag-Kugel benutzte. Mit der musste er aber sorgfältig zielen, was Jack die eine Sekunde verschaffte, die er brauchte. Dazu kam eine halbe Schrecksekunde, so dass er insgesamt eine einigermaßen annehmbare Chance hatte, bevor …
Der Schuss fiel.
Jack war bereits in Bewegung und warf sich zur Seite. Die Beanbag verfehlte seinen Kopf um bloße Zentimeter. Dann riss er mit einer Hand an dem Kabel, während er mit der anderen den Ständer nach vorn stieß. Es reichte nicht, das Gewehr in der Schlinge zu haben. Er musste den Lauf auch so lenken können, dass er sich nicht mehr auf ihn richten konnte, sonst hätte die Aktion sogar einen nachteiligen Effekt gehabt.
Die Schlinge zog sich um den Lauf zu. Wieder wollte das Gewehr zu Jack herumschwenken, doch er hielt dagegen. Ein Kräftemessen zwischen Servomotor und menschlichen Muskeln.
Erneut fiel ein Schuss aus der Waffe, ein ohrenbetäubender Knall, der Jack so sehr erschrecken sollte, dass er losließ. Doch er widerstand dem Reflex und zerrte den Lauf mit aller Macht zur Seite. Dabei glitten seine bloßen Füße auf dem Teppich aus.
Da stieß der Roboter zurück. Mit seinen Gleisketten versuchte er, Jack über den Sessel und in den Korridor zu schleppen. Wenn Jack die Schlinge weiterhin festhielt, geriet er erneut in die Schusslinie.
Jack ließ los und stürzte vor.
Sobald seine Finger sich um das Gewehr schlossen, wusste er, dass er gewonnen hatte. Mit aller Kraft riss er den Lauf zur Seite, während Schuss um Schuss knatterte. Remote gingen allmählich die Optionen aus.
Dann verkündete ein Klicken, dass das Magazin leer war. Jack umfasste den Gewehrlauf fester, um sich abzustemmen und über den Sessel zu springen. Im Flur warf er sich gegen den Roboter, der zur Seite kippte. Seine Gleisketten liefen im Leeren weiter.
»Gut gemacht«, sagte Remote. »Sie haben eines meiner Werkzeuge ausgeschaltet.«
Jack atmete schwer und gab keine Antwort.
»Eines«, betonte Remote.
»Okay, ich hab’s«, sagte Parkins. »Suff. Ein extremer Suff. Bin in ein Spirituosengeschäft gegangen, habe mir eine Flasche Hochprozentigen gekauft und habe mich für einige Tage weggestellt. Ganz einfach.« Er sprach schon etwas undeutlich.
Nikki grinste und schüttelte
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