Du wirst sein nächstes Opfer sein: Thriller (Knaur TB) (German Edition)
Drogen vollpumpen wollte, dann wärst du längst auf Drogen, glaub mir. Erinnerst du dich an die Spritze, die wir dir gegeben haben?«
Er musterte sie misstrauisch. »Na schön, das klingt logisch.«
Sie goss etwas in den anderen Becher und hielt ihn Parkins entgegen. Nach kurzem Zögern nahm er ihn, und Nikki füllte ihren eigenen Becher nach. »Das sind die Regeln: Wenn ich mich volllaufen lasse, tust du das verdammt noch mal auch. Halte dich ran, sonst siehst du mich und diese Flasche mit köstlichem Tequila so schnell nicht wieder.«
Er betrachtete den Inhalt des Bechers, als handle es sich um Gift. Nikki seufzte. »Lass mich raten. Du verträgst keinen Alk?«
Er runzelte die Stirn. »He, ich war in einer Studentenverbindung, okay? Ich habe absolut kein Problem mit Alkohol.«
»Dann sieh die Sache so, Bursche: Du wiegst mehr als ich. Wenn du mich unter den Tisch trinkst, kannst du es zu deinem Vorteil nutzen. Vielleicht gelingt es dir, zu entkommen oder jemanden um Hilfe zu rufen. Aber wenn du es nicht wagst, gewinnst du auch nichts, oder?«
Er lächelte sie herausfordernd an. »Na schön.« Darauf leerte er den Becher und keuchte.
»Ganz ruhig, Cowboy. Das ist bloß Tequila und keine Blausäure.« Auch sie kippte den Inhalt ihres Bechers hinunter und schenkte sich wieder ein. Kurz schien Parkins unentschlossen, doch dann hielt er ihr seinen Becher hin.
»Bitte sehr. Ich lasse mir mit meinem ein wenig Zeit, damit du aufholen kannst. Aber keine Hektik, ich hab’s nicht eilig.«
Diesmal nahm er nur einen kleinen Schluck und verzog daraufhin das Gesicht. »Ach, da kommen Erinnerungen hoch.«
»Gute oder schlechte?«
»Unscharfe.«
»Ja, das hat Tequila so an sich.«
Sie schwiegen eine Weile. »Werden Sie mir irgendwann verraten, was das Ganze soll?«, fragte Parkins.
»Wahrscheinlich nicht. Aber du wirst noch lange leben und daran herumrätseln können. Und stell dir vor, was deine Kinder einmal zu dieser Hammergeschichte sagen werden.«
»Meine Kinder. Scheiße, ich vermisse sie.«
»Heul mir bloß nicht die Ohren voll, ja? Ich versuche gerade, gute Stimmung zu machen.«
»’tschuldigung. Ich wollte nur … Das war so dumm, was ich getan habe. Das ist alles meine Schuld.«
»Nun, ja und nein.« Sie nippte an ihrem Becher. »Mach dich deshalb nicht fertig. Wie gesagt, du warst zur falschen Zeit am falschen Ort. Ein paar Minuten früher oder später, und wir hätten jemand anders geschnappt.«
»Ich hätte erst gar nicht dort sein dürfen. Ich weiß nicht, was zum Teufel ich mir dabei gedacht habe.«
Nikki kicherte. » Du hast gar nichts gedacht. Das hat dein Schwanz für dich erledigt, und deine Eier haben ihm die Richtung gewiesen.«
Darauf zeigte er ein reumütiges Lächeln. »Ja. Wahrscheinlich war es so. Aber … na ja, es ist halt so, dass das Sexleben zwischen mir und meiner Frau nicht mehr ganz so toll ist in letzter Zeit. Deshalb dachte ich …«
»Deshalb dachtest du, du könntest mal ein bisschen Dampf ablassen.« Sie zuckte mit den Schultern. »Hey, das kann ich gut nachvollziehen. Vor einem Ehemann, der eine Professionelle aufsucht, habe ich mehr Respekt als vor einem, der seine Sekretärin vögelt und sie sich mit Versprechungen warmhält. Ich mache dir keinen Vorwurf, okay?«
»Danke, aber ich fühle mich trotzdem wie ein schäbiges Arschloch.«
»Dann brauchst du noch ein Glas Tequila.« Sie füllte nach und hob ihren Becher. »Auf das, was wir nicht lassen können.«
Nach einigem Zögern hob auch er den Pappbecher.
Als Goliath erwachte, war alles anders.
Noch immer war er angekettet, aber der Helm war verschwunden. Stattdessen hatte ihm jemand einen Ballknebel in den Mund gestopft. Er befand sich in einem Metallkasten – einem Frachtcontainer? Nein, dafür war er zu klein.
Benommen stand er auf. Vom anderen Ende des Kastens drang Tageslicht, und dort stand eine Frau.
Er starrte sie an, während sein Hirn langsam und bruchstückhaft arbeitete. Ohne darüber nachzudenken, erleichterte er sich, wie aus einem tierhaften Reflex heraus.
Er hatte es vollbracht. Er hatte den Gottficker besiegt.
Es gab doch dieses verdrehte Zitat aus Psalm 23: »Und wenn ich wanderte im Tal des Todesschattens, fürchte ich nichts Übles, denn ich bin der Allerübelste im Tal.«
Das hatte Goliath sich auf den Rücken tätowieren lassen.
Diesem Credo war er stets gefolgt, und selbst in der tiefsten von Crystal und Schlafentzug induzierten geistigen Umnachtung hatte er sich daran
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