Du wirst sein nächstes Opfer sein: Thriller (Knaur TB) (German Edition)
das, was ich mache, aus denselben Gründen wie Sie, Closer: Ich möchte die Welt von Monstern befreien.« Remote legte eine Pause ein. »Zwischenzeitlich habe ich mich verbessert. Und Sie? Können Sie aufrichtig sagen, dass Sie noch nie einen Fehler gemacht haben?«
Jack blinzelte. Da war dieser junge Mann gewesen, eigentlich fast noch ein Junge, der dem Closer im Jagdrevier aufgefallen war. Jack hatte ihn gefangen, und das brutale Verhör hatte ergeben, dass er noch nie einen Menschen getötet und sich nur als Möchtegern auf der Website herumgetrieben hatte. Vielleicht hätte aus ihm ein Serienmörder werden können, aber das würde Jack nie erfahren. Denn er war … pragmatisch vorgegangen.
»Ihr Schweigen sagt alles. Eine weitere Gemeinsamkeit und ein weiterer Grund, weshalb wir zusammenarbeiten sollten. Wenn wir kooperieren würden, wären solche Fehler künftig nicht mehr möglich. Dann würden wir uns gegenseitig optimieren.«
»Selbstmordattentäter optimieren nichts.«
»Ich entschuldige mich, falls dieser Vorschlag Sie verärgert hat. Allerdings dachte ich nicht daran, unsere Opfer in irgendwelche Menschenmassen zu schicken. Mir schwebten eher gezielte, quasi chirurgische Eingriffe vor. Aber wir müssen diese Sache auch nicht weiterverfolgen, wenn Sie sie ablehnen. Sehen Sie, Closer? Wenn wir unsere Methoden miteinander kombinieren würden, bräuchten Sie nie wieder einen Menschen zu töten. «
»Weil Sie das für mich erledigen würden, stimmt’s?«
»Wenn es sein müsste. Aber bei meiner Arbeit geht es genauso wenig ums Töten, wie es bei Ihnen ums Foltern geht. Vielmehr geht es um die Ergebnisse. Weil wir extreme Veränderungen herbeiführen möchten, sind wir gezwungen, zu extremen Mitteln zu greifen, aber unser Ziel ist keineswegs das Morden. Wir wollen doch nur das Leiden anderer beenden, oder nicht?«
Jack zögerte und verblüffte sich dann selbst, indem er »Ja« sagte.
»Ich will die aufhalten, die andere verletzen, und Sie wollen denen helfen, die verletzt wurden. Das erreiche ich, indem ich beherrsche, und Sie, indem Sie die Wahrheit herausfinden. Gemeinsam ist uns beiden die Macht von Informationen bewusst – und sobald man die richtigen Informationen hat, erübrigt sich das Töten. Sie setzen Ihre Fähigkeiten ein, um die Informationen zu erhalten, die wir brauchen, und ich kann diese Informationen dann einsetzen.«
»Erpressung.«
»Ja. So brauchen wir keine Sprengsätze und keinen physischen Zwang mehr. Auf diese Weise beherrsche ich meinen Springer. Er ist zwar ein verwerflicher Mensch, aber er gehört mir voll und ganz. Er tut, was immer ich ihm sage, Überwachung ist fast nicht nötig. Können Sie sich vorstellen, was passieren würde, wenn die Mörder, die Sie fangen, auch in ein solches Geschirr geschnürt wären?«
Jacks Blick fiel auf ein anderes Regalbrett, auf dem Bücher über Medizin und Anatomie standen. »Ja, das kann ich.«
»Dann erkennen Sie die Möglichkeiten …«
»Und was ich dabei sehe, ist ein klassischer Verhaltensgestörter. Jemanden, der kaum oder gar keine Verbindung mehr zu der Menschlichkeit hat, die er vorgibt zu schützen. Mörder sind Ihnen genauso gleichgültig wie deren Opfer. Das alles ist für Sie doch nur ein ausgeklügeltes Spiel, eine intellektuelle Herausforderung, die Sie in Ihrem Kopf zu so etwas wie einem Kreuzzug stilisiert haben. Indem Sie Psychopathen in menschliche Marionetten verwandeln, die Ihnen die Drecksarbeit abnehmen, werden Sie noch lange kein Heiliger. Dadurch werden Sie bloß genauso unmenschlich wie die Mörder.«
Jack zog ein Buch aus dem Regal. Eine Ausgabe von Darwins Entstehung der Arten. »Mit Ihren Zielen bin ich einverstanden, nicht aber mit Ihren Methoden. Wenn ich mir sicher wäre, dass Sie nie wieder einen Unschuldigen töten werden, dann wäre ich versucht, Sie gehen zu lassen … aber das wird nicht geschehen.«
»Ich verstehe. Dann werden wir wohl beide tun, was wir tun müssen.«
Wie ein Löwe, der eine Gazelle anspringt, stürzte sich Goliath auf Nikki. Dabei ließ er den Eimer auf die Pistole herabsausen und schlug sie ihr aus der Hand, bevor sie abdrücken konnte. Die Waffe flog zur Tür hinaus und landete irgendwo im Dunkeln.
Er hatte den Bolzen aus dem Boden gerissen, war an Fuß- und Handgelenken aber noch immer mit Handschellen gefesselt. Deshalb konnte er sich nicht frei bewegen, aber es reichte, um Nikki die Schulter gegen den Brustkorb zu rammen und sie rücklings aus dem Anhänger zu
Weitere Kostenlose Bücher