Du wirst sein nächstes Opfer sein: Thriller (Knaur TB) (German Edition)
und er hatte einen leichten Südstaatenakzent. »Erschießt du mich, wenn ich mich weigere?«
»Du hast es erfasst.«
»Dann lasse ich das vielleicht lieber.«
Er bewegte sich nicht. Nikki wusste, was Remote ihm angetan hatte, und sie fragte sich, wie verrückt er tatsächlich war. Jack wollte nicht, dass sie ihn tötete – zumindest nicht, bevor er Gelegenheit hatte, ihn zu verhören –, doch wahrscheinlich war es das Vernünftigste, den Biker auf der Stelle umzubringen.
Doch so tough Nikki war, war sie doch keine Henkerin. Sie brachte es nicht fertig, einen gefesselten Mann abzuknallen, als wäre er ein tollwütiger Hund – auch wenn dieser Vergleich bei Goliath nicht ganz unangebracht war.
»Hör mal, das ist deine letzte Chance«, sagte sie. »Gib mir den Eimer, oder ich schieße dir ein Loch in deine Wampe.«
»Du würdest jemanden wegen eines Eimers umbringen? Mann, du bist echt ein krasses Miststück.« Er ließ ein rasselndes Kichern hören. »Aber wenn ich wegen eines Eimers sterben würde, wäre ich ein absoluter Idiot, nicht wahr? Ich bin aber kein Idiot.«
Noch immer rührte er sich nicht. Ich habe die Pistole, beruhigte sich Nikki. Geh schon rein und hol dir dieses bescheuerte Teil. Schließlich ist er gefesselt, er kann dir nichts tun.
Sie stieg in den Anhänger. Inzwischen hatten sich ihre Augen an das Dämmerlicht gewöhnt, und sie konnte den Gefangenen besser erkennen. Der Eimer war genau über die Stelle am Boden plaziert, an der die Ringbolzen festgemacht waren, durch die seine Ketten liefen.
»Ach du Scheiße«, sagte sie.
12
N ach Jacks Einschätzung blieben ihm noch höchstens fünfundvierzig Minuten bei Bewusstsein.
Um sich mit Waffen auszurüsten, erwies sich der Roboter als nutzlos. Seine Einzelteile waren zu fest miteinander verschraubt, und das Gewehr war leer geschossen.
»Zwingen Sie mich nicht, Sie zu vernichten«, sagte Remote. »Sie wissen, dass ich das kann. Ich will es nicht, aber wenn Sie mir keine andere Wahl lassen, werde ich es tun.«
»Ja, hab’ schon verstanden.«
»Wovor haben Sie Angst? Ich habe nicht vor, Sie in eine Drohne zu verwandeln. Das Angebot einer Partnerschaft war ernst gemeint.«
»Ich glaube nicht, dass es funktionieren würde, Remote. Wir gehen zu unterschiedlich an die Sache heran.« Jack kehrte in die Bibliothek zurück. Er wollte die Gelegenheit nutzen, sich umzusehen, und bezweifelte, dass Remote auf diesem Stockwerk noch einen zweiten Roboter hatte. Hätte er einen gehabt, wäre ihm der schon längst auf die Pelle gerückt.
Bei jedem Schritt schmerzte Jack der Rücken. Noch im Flur blieb er stehen und lehnte sich einen Moment gegen die Wand. Hier war ein weiterer Glaskasten eingelassen. Auf einem Sockel präsentierte sich darin ein kunstvoller Metalldrache, der einen Ritter in Messingrüstung und mit einer silbernen Lanze anfauchte.
»Unterschiedlich, aber wir ergänzen uns gegenseitig. Sie entlocken den Leuten Informationen, ich entlocke ihnen Gehorsam. Software und Hardware, verstehen Sie? Zusammen könnten wir so viel zustande bringen …«
»Ich habe gesehen, was Sie ohne mich zustande gebracht haben, und bin nicht sonderlich beeindruckt.« Jack humpelte in das Bücherzimmer und betrachtete die Regale. Anhand dessen, was eine Person las, konnte man viele Hinweise auf ihren Charakter und ihre Denkweise erhalten.
»Sie wollen mich wütend machen. Denn Wut verleitet die Menschen zu impulsiven Handlungen und Fehlern. Aber ich mache keine Fehler, Closer.« In Remotes Stimme schwang mehr Belustigung als Arroganz.
»Nein, Sie machen Leichen «, stieß Jack hervor und bereute es sofort. Auch er konnte es sich nicht leisten, wütend zu werden.
»Aha, daran liegt es also. Hab’ mich schon gefragt, ob dies das Problem sein könnte.« Jetzt klang Remote beinahe bedauernd. »Meine Arbeit fordert einen gewissen Preis, das gebe ich zu. Doch Leute in unserer Position müssen in erster Linie pragmatisch sein. Was wir tun, ist viel zu wichtig, um uns von Sentimentalitäten beirren zu lassen.«
Jack überflog die Buchtitel. Es machte den Eindruck, als wären sie nach Themen geordnet. Auf einem Regalbrett standen philosophische Werke von Sokrates bis Nietzsche. »Unschuldige zu opfern ist für mich keine Option. Niemals.«
»Ich habe große Achtung vor Ihren Grundsätzen. Und ich strebe ähnliche Prinzipien an – auch wenn es, wie Sie bestimmt herausgefunden haben, bei meinen frühen Projekten zu Kollateralschäden kam. Aber ich mache
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