Du zahlst den Preis fuer mein Leben
Schmuck.«
»Niemals! Ich trag so ’n Ding nicht!«
Am zweiten Tag fuhren sie in das Dorf der Tante, die sie sehr überrascht und, wie es schien, ein wenig verlegen begrüßte. Sie bat sie nicht einmal ins Haus. Sobald Nica Riani erwähnte, setzte die Tante ihr
basa-basi-
Gesicht auf, lächelte und schüttelte den Kopf. Nica hörte die Stimmen der Kinder aus dem Haus, aber keines kam, um sie zu begrüßen.
»Lass uns gehen, Nica. Sie weiß nichts«, meinte die Mutter.
»Ich bin ganz sicher, sie weiß es. Sie will nur nicht antworten. Wahrscheinlich hat Bapak ihr das verboten. Ich hasse ihn!«
Während die Mutter mit schnellen Schritten zum Taxi, das am Dorfrand wartete, zurückging, folgte Nica ihr langsam. Immer wieder schaute sie sich nach allen Seiten um.
Plötzlich hörte sie leises Rufen.
»Nica.«
Nica hätte Riani fast nicht erkannt. Sie trug einen braunen Umhang, der viel zu weit war und ihren ganzen Körper bedeckte. Nur ihre nackten Füße schauten hervor. Nica umarmte die Freundin, die sich immer wieder ängstlich umschaute.
»Was machst du hier, Nica?«
»Ich suche dich. Was machst
du
hier? Warum bist du nicht nach Deutschland mitgekommen?«
Riani drückte sich ganz fest an Nica. »Ich bin verheiratet. Dahinten auf dem Feld arbeitet mein Mann.«
»Du bist verheiratet? Seit wann?«
»Seit fast zwei Jahren.«
»Bist du glücklich?«
Riani lächelte traurig.
»Und die Schule? Du wolltest Lehrerin werden?«
Rianis Augen füllten sich mit Tränen.
»Warum Riani? Liebst du ihn?«
»Bei uns heiratet man nicht aus Liebe!« Sie wischte die Tränen ab. »Du musst gehen, Nica. Es ist nicht gut, wenn sie uns zusammen sehen.«
»Aber warum? Können wir nicht zum Essen bleiben, so wie früher?«
»Früher war in einem anderen Leben, Nica.«
»Du hast geschrieben, es geht dir gut.«
Riani schaute sie erstaunt an. »Ich habe kein Wort mehr geschrieben, seit ich die Schule verlassen habe. Schau dich doch um. Kein Internet weit und breit. Nichts als Reisfelder.«
»Irgendwer hat in deinem Namen an mich geschrieben. Wer?«
»Riani! Wo steckst du? Der Reis muss gekocht werden.«
Riani zuckte zusammen. »Das ist Frau Nummer eins! Du musst jetzt gehen.«
»Frau Nummer eins? Und wer bist du?«
»Er hat drei Frauen, ich bin die dritte.«
»Drei Frauen?«
»Nica, du musst gehen! Ich bekomme sonst großen Ärger!«
»Wann sehen wir uns wieder?«
Wieder füllten sich Rianis Augen mit Tränen. Sie schüttelte nur den Kopf.
»Jauh dimata, dekat dihati!«,
flüsterte sie. Nica kannte das Sprichwort gut: Ihr mögt weit von meinen Augen entfernt sein, aber ihr seid in meinem Herzen. Mit diesen Worten hatten sie sich jedes Jahr nach Weihnachten auf dem Flughafen verabschiedet.
Bevor sie ging, machte Nica ein Foto von Riani. Auch wenn Riani versuchte zu lächeln, in ihren Augen blieb die Traurigkeit. Sie drückte zum Abschied Nicas Hand und lief über den Feldweg ins Dorf zurück.
Nica schaute ihr nach, bis sie hinter den Hütten verschwunden war.
»Riani ist verheiratet.« Mit diesen Worten stieg Nica zu ihrer Mutter, die schon unruhig am Rande des Dorfes im Taxi wartete.
»Verheiratet? Riani? Wie kommst du auf so was. Sie ist doch erst vierzehn.«
»Sie hat vor zwei Jahren geheiratet, kurz bevor ihre Eltern nach Deutschland kamen.«
»Das glaube ich nicht. Das ist doch ungesetzlich! Bist du sicher, dass es Riani war?«
Nica zeigte ihr das Foto auf dem iPhone. »Sie hat so furchtbar traurige Augen.«
Als sie abends im Hotel den Computer anschaltete, fand sie eine Mail von Riani vor. »Mir geht es gut! Bald gehe ich zurück in die Schule.«
Na, das gab es ja wohl nicht. Irgendjemand hatte ihre Mailadresse und schrieb ihr als »Riani« Nachrichten. Und zwar falsche!
»Wer bist du?«
»Riani! Wer sonst?«
»Lüge! Riani bist du nicht!«
»Nica, was ist los mit dir?«
»Was los ist? Schau dir mal das Foto im Anhang an. Erkennst du sie?
Das
ist Riani und ihr geht es beschissen.«
Gespannt wartete sie auf eine Antwort. Zunächst kam nichts Neues von demjenigen, der sich als Riani ausgegeben und sie monatelang an der Nase herumgeführt hatte.
»Antworte! Warum schweigst du jetzt auf einmal? Wer bist du?«
»Ich bin es, Kali.«
»Kali? Spinnst du? Was soll das?«
»Bapak wollte, dass ich schreibe. Damit du aufhörst zu suchen.«
»Ich hätte nie aufgegeben, das weißt du. Und jetzt habe ich sie gefunden. Warum macht ihr so ein Geheimnis daraus?«
»Ich darf es dir nicht sagen, Nica. Ich habe
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