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Du zahlst den Preis fuer mein Leben

Du zahlst den Preis fuer mein Leben

Titel: Du zahlst den Preis fuer mein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carolin Philipps
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brauchen, um die übrige Familie zu ernähren. Das kannst du dir hier nicht vorstellen. Schau dich um. Du kennst nur den Luxus.«
    »Und wenn das Mädchen nicht will?«
    »Wenn ein Mädchen einen Heiratsantrag ablehnt, findet sie nachher keinen, der sie noch heiraten will. Sie bringt Schande über sich und die Familie.« Ibu lächelte Nica an. »Es gibt Ayamgoreng! Habe ich extra für dich gekocht!«

12
    Auch Bapak lächelte sie an, als er zum Essen in die Küche kam. Aber inzwischen konnte Nica sein
basa-basi-
Gesicht besser durchschauen. Hinter dem Lächeln spürte sie, wie verärgert er immer noch war. Er hatte auch sonst schon mal grimmig geschaut, wenn Nica, statt zu gehorchen, nachgefragt hatte, aber diesmal hatte sie ein Tabu verletzt. Wenn sie wenigstens verstehen könnte, warum sie nicht nachfragen durfte. Aber eigentlich war er selber schuld: Wenn er gleich ihre Fragen nach Riani beantwortet hätte, hätte sie nicht gegen seine Regeln verstoßen und hinter seinem Rücken in Frankfurt anrufen müssen.
    Nun gut, dachte Nica. Bei uns gibt’s auch Regeln. Eine lautet: Lass niemals deine Freunde im Stich!
    Wo war also Riani?
    Wenn sie nicht im Flugzeug gesessen hatte, war sie noch in Indonesien. Aber wo? Die Schule hatte sie doch schon vor einem Jahr verlassen. Und die Tante auf dem Dorf hatte auch keine Ahnung. Sie könnte vielleicht eine Suchanzeige über das Rote Kreuz oder den Roten Halbmond aufgeben?
    Zunächst aber suchte sie ein Foto von Riani heraus und stellte es bei Facebook ein: Wo ist Riani? Bitte melden! Vierzehn Jahre alt, zuletzt gesehen in Banda Aceh, Sumatra, Indonesien.
    Einige Tage passierte gar nichts.
    Dann meldete sich eine ehemalige Schulkameradin von Riani. Sie schrieb, dass Riani bei Verwandten auf einem Dorf lebe, wo es kein Internet gab. Sie bot sich an, Nachrichten an sie weiterzugeben, und auch Rianis Nachrichten an Nica.
    Nica konnte es nicht fassen.
    »Wie geht es dir? Was machst du? Warum gehst du nicht mehr zur Schule? Warum hast du dich nicht gemeldet?«
    Und vor allem natürlich die wichtigste Frage: »Warum bist du nicht mitgekommen nach Deutschland?«
    Die Antworten waren enttäuschend: »Mir geht es gut«, schrieb Riani. »Ich lebe bei meiner Tante. Hier werde ich gebraucht. Ich habe die Schule abgebrochen, weil ich im Dorf gebraucht werde.«
    Verwundert starrte Nica auf die E-Mail. Das war nicht die Riani, die sie kannte. Die Riani, die nur ein Ziel hatte: die Schule als Beste abzuschließen, damit sie ein Stipendium für ein Lehrerstudium bekommen konnte. die Schule abgebrochen, weil sie im Dorf gebraucht wurde? Das klang eher nach Gehirnwäsche.
    »Das verstehe ich nicht!«, schrieb Nica zurück. »Du hattest einen Traum. Du wolltest Lehrerin werden.«
    »Träume sind nichts für arme Menschen«, schrieb Riani.
    »Warum bist du nicht mit nach Deutschland gekommen?«
    »Mein Vater wird dir sagen, warum, wenn die Zeit dafür reif ist.«
    »Wann?«
    Darauf bekam Nica keine Antwort. Sie war glücklich, dass der Kontakt zu Riani wiederhergestellt war. Jeden Tag schickte sie eine Mail und jede Menge Fotos.
    »Schick mir ein Foto von dir, damit ich weiß, wie du jetzt aussiehst«, bat Nica Riani.
    »Das geht nicht. Später vielleicht.«
    Nur ihrer Mutter erzählte Nica von ihrem Kontakt zu Riani. »Riani ist anders. Nicht wie früher«, sagte sie beim Abendessen. Nica kam nur hinunter, wenn Ulf nicht da war. »Wir müssen noch mal nach Banda Aceh. Ich möchte sie wiedersehen.«
    »Nica, Bapak wird seine Gründe haben, warum er Riani in Indonesien lässt.«
    »Er hat gesagt, sie lebt in Frankfurt!«
    »Hat er das jemals so gesagt? Wir haben es uns so gedacht. Bapak hat auf alle Fragen immer nur genickt und ›später‹ gesagt.«
    »Bitte, lass uns hinfliegen.«
    »Nica, Banda Aceh gehört zu einem Kapitel unseres Lebens, das wir abgeschlossen haben. Man kann nicht immer trauern. Das Leben geht weiter.«
    »Aber manches darf man einfach nicht vergessen.«
    »Das will ich ja auch gar nicht.«
    »Und Ulf? Seinetwegen hast du Papa sogar für tot erklären lassen.« Das war es, was sie ihrer Mutter nie verzeihen würde.
    »Nicht seinetwegen. Ich habe sechs Jahre gewartet. Du weißt genau, dass ich sonst nicht an die Aktien herangekommen wäre, die auf seinen Namen liefen. Ohne das Geld hätte ich die Firma nicht weiterführen können.«
    »Wozu brauchst du einen neuen Freund?«
    »Weil ich wieder leben möchte. Nicht nur arbeiten. Ulf gehört zu meinem neuen Leben, ob dir das

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