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Du zahlst den Preis fuer mein Leben

Du zahlst den Preis fuer mein Leben

Titel: Du zahlst den Preis fuer mein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carolin Philipps
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Bapak. Der lächelte und lächelte und lehnte ab: »Man darf nichts überstürzen. Man muss Geduld haben. Vieles richtet sich von alleine. Ich bin Ihnen sehr dankbar für Ihr Angebot.« Bapak verneigte sich. »Es ist sehr freundlich von Ihnen. Aber bei uns sagt ein Sprichwort:
Nasi sudah menjadi bubur.
Der Reis ist Brei geworden. Man kann nicht zurücknehmen, was man getan hat.«
    Das Leuchten in Ibus Augen erlosch. Sie kämpfte mit den Tränen. Auch Kali sah so traurig aus, dass Nica es nicht länger aushielt.
    »Doch, das kann man!«, schrie sie. »Es gibt immer eine Lösung.«
    Bapak lächelte Nicas Mutter nachsichtig an. »Sie ist noch zu jung, um das zu begreifen. Die jungen Mädchen bei uns sind reifer. Sie wissen, dass unser Schicksal in Allahs Hand liegt.
Inshallah!
Wenn Allah es will, wird es geschehen. Wenn er möchte, dass Riani von ihrem Mann geschieden wird, wird er eine Lösung finden.«
    »Sie ist da, die Lösung. Bapak.
Rezeki!
Glück, weil meine Mutter bezahlt.«
    »
Rezeki
ist ein Geschenk Allahs. Da darf man nicht eingreifen.« Bapak lächelte, aber er blieb dabei. Freundlich, höflich, scheißhöflich, wie Nica nachher zu ihrer Mutter sagte.
    Als die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel, hörte Nica, wie Kali, der sich die ganze Zeit zurückgehalten hatte, weil es sich nicht gehörte, dem Vater zu widersprechen, sagte: »Es geht nicht um Allah, Bapak, es geht um die Ehre der Familie und dafür opferst du Riani.«

15
    Nica fiel es immer noch schwer, Ulf aus dem Schlafzimmer der Eltern kommen zu sehen, aber seitdem er sich für die Reise eingesetzt hatte, konnte sie besser damit leben.
    In den ersten Tagen nach ihrem Auszug oben versorgte sich Nica mittags alleine mit dem, was sie im Eisschrank vorfand. Meist machte sie sich eine Pizza und setzte sich damit vor den Fernseher, wo sie sich die Olympiawettbewerbe anschaute. Schwimmen, Volleyball, Leichtathletik, alles oben tabu, weil die Sportlerinnen zu nackt waren.
    Es war wie immer sehr still im Haus. Nicas Mutter und Ulf waren bei der Arbeit. Anders war es in der Wohnung über ihr, wo sich zum Mittagessen alle versammelten. Sie horchte auf die Stimmen von oben, aber ihre Sehnsucht hielt sich in Grenzen. Sie war froh, dass sie wieder machen konnte, was sie wollte, sich mit Freundinnen treffen, ohne ständig um Erlaubnis bitten zu müssen. »Das geht nicht! Das macht ein anständiges Mädchen nicht!« Sie konnte es nicht mehr hören.
    Vier Wochen später saß Nica über ihren Hausaufgaben, als im Stockwerk über ihr laute Stimmen ertönten. Ein spitzer Schrei von Ibu, Bapak und Kali stritten. Türen knallten, Schritte auf der Treppe. Aus dem Fenster sah Nica Kali in den Garten laufen. Er drehte sich um und schrie nach oben: »Es ist alles deine Schuld!«
    Als sie an diesem Abend zum Grabstein kam, sah sie das Zelt, vor dem Kali die Arme unter dem Nacken verschränkt lag und die Sterne betrachtete.
    Seit zwei Wochen wohnte er nun dort, redete kaum ein Wort mit ihr, fehlte in der Schule. Und dann meldete er sich auf einmal für diesen Wettbewerb an, riss alles wieder auf, wo doch alle wollten, dass sie vergaß …
    * * *
    Nica wacht auf, als es leise an ihrem Fenster klopft. Kali steht davor. Er sieht so aus, als hätte er die ganze Nacht nicht geschlafen.
    »Was willst du?«
    »Wir müssen reden, Nica.«
    »Ich wüsste nicht worüber.«
    »Über alles, Riani, die Familienehre …«
    »Auf einmal? Ich dachte, das ist ein Männerding!« Nica hat keine Lust mehr, darüber zu reden.
    Sie folgt ihm dann aber doch in den Park, wo sie sich neben dem Grabstein auf die Holzbank setzen.
    »Riani ist tot.«
    »Ja, sicher. Erzähl mir nichts! Ihr wollt doch nur, dass ich aufgebe. Ich hole sie da raus, auch ohne Bapaks Zustimmung!«
    »Sie ist tot, Nica.« Kalis Stimme klingt traurig, so traurig, dass Nica begreift, dass er die Wahrheit sagt.
    In ihrem Kopf dreht sich alles, so wie damals, als sie begriffen hat, dass der Vater nie wiederkommen würde. Und nun Riani. Sie ist tot … tot … tot … Aber warum? Sie vergräbt das Gesicht in ihren Händen. Kali sitzt neben ihr, streichelt ihr hilflos über den Kopf.
    »Warum, Kali? Ich hab sie doch gesehen. Sie war traurig und unglücklich. Sie hatte so traurige Augen. Aber sie war doch nicht krank. Ich versteh das nicht. Ist sie verunglückt?«
    »Sie war schwanger. Du hast dich doch über ihr Kleid gewundert, das viel zu groß war. Sie war im siebten Monat. Sie hatte eine Fehlgeburt.«
    »Sie war schwanger? Sie ist

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