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Du zahlst den Preis fuer mein Leben

Du zahlst den Preis fuer mein Leben

Titel: Du zahlst den Preis fuer mein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carolin Philipps
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ist das?«, will Bapak wissen.
    »Hier wurde früher Bier hergestellt.«
    »Bier? Alkohol?« Bapak dreht sich empört zu Nica um. »Die Schulveranstaltung findet in einem Alkoholhaus statt?« Er steht auf.
    Nica hält ihn am Arm fest. »Du kannst doch jetzt nicht gehen. Kali freut sich so, dass ihr da seid. Und es macht keinen guten Eindruck auf die Lehrer, wenn Kalis Familie jetzt wieder geht. Vor hundert Jahren wurde hier das letzte Bier hergestellt. Nun ist es ein Haus der Kultur.«
    Zum Glück kommt in diesem Moment ihr Klassenlehrer vorbei, sieht Kalis Eltern und begrüßt sie erfreut. »Schön, dass Sie auch kommen konnten. Wir alle drücken Kali die Daumen. Er macht das hervorragend!«
    Bapak schüttelt dem Lehrer lächelnd die Hand und setzt sich wieder.
    Nica atmet auf. Noch nie hat sie sich über den Anblick ihres Klassenlehrers so gefreut wie in diesem Moment.
    Endlich geht es los. Renata, die Schulsprecherin, stellt die Kandidaten vor. Die Reihenfolge der Beiträge wird ausgelost. Kali kommt als Letzter dran. Sieger ist der, der am Ende den meisten Applaus bekommt.
    Olav aus der 10b macht den Anfang. Er beschreibt die Hitzewelle im vergangenen Sommer in einem Intercity, als die Klimaanlage ausgefallen ist. Lukas macht sich erneut über Dauerwellen lustig und Melanie dichtet über Radiowellen.
    Die Texte sind witzig, die Zuschauer haben viel zu lachen. Vor allem Olav, der auch ein guter Schauspieler ist und die Situation im Intercity bei vierzig Grad sehr authentisch rüberbringt, begeistert. Ob Kali mit seinem Text überhaupt eine Chance hat? Allerdings ist gewinnen diesmal gar nicht das eigentliche Ziel.
    Dann kommt Kali auf die Bühne. Er geht ans Mikrofon und räuspert sich.
    Nica spürt, wie nervös er ist.
    Ibu stupst sie vorsichtig an. »Ich bin so aufgeregt!«, flüstert sie. »Hoffentlich vergisst er seinen Text nicht!«
    »Keine Sorge. Wir haben gestern noch geübt. Er kann den Text im Schlaf«, flüstert Nica. So wie ich auch, denkt sie.
    »Hey, Leute! Was geht?«
    »Nichts geht! Alles geht!«, schreit der ganze Saal begeistert.
    Die Menge jubelt. »Kali! Kali!«-Rufe erfüllen die Halle.
    Bapak nickt Nica zu. »Mein Sohn!«, murmelt er mit Stolz in der Stimme.
    Vorne auf der Bühne sagt Kali mit leiser Stimme: »Dieses Gedicht widme ich meiner kleinen Schwester, die ihre Träume nicht leben durfte.«
    Es wird still im Saal.
    »Was sagt er?«, will Bapak wissen.
    »Nichts Wichtiges!«, sagt Nica. »Er fängt gleich an.«
    »Du musst zwischendurch übersetzen. Wir verstehen nicht alles«, flüstert Ibu.
    »Keine Sorge. Ihr kennt die Geschichte!«
    »Psst!«, zischt Emma neben Nica. »Er fängt an.«
    Die Welle, Teil 3
    Träume sind Schäume,
    wenn du auf der falschen Seite geboren bist.
    Stell dir vor, du willst ’nen Neuanfang
    Ohne Geld auf der Bank willst du ’nen Neuanfang.
    Doch ein Neuanfang ohne Geld auf der Bank ergibt ... keinen Neuanfang.
    Träume sind Schäume, wenn du auf der falschen Seite geboren bist.
    Du bekommst ’ne Chance für ’nen Neuanfang,
    ’nen Neuanfang weit weg von zu Haus.
    Ein neues Leben ohne Sorgen,
    endlich keine Angst mehr vor dem Morgen.
    Die Familie kommt mit, hier hält sie nichts mehr,
    doch Geld muss her
    für den Flug ins ... Glück.
    Woher nehmen ohne zu stehlen?
    Du könntest was verkaufen, doch was besitzt du schon?
    Dein Fischerboot, dein ganzer Stolz,
    zerlegt von der Welle, Holz um Holz.
    Du hast nichts und bist nichts und wirst niemals wer sein.
    Träume sind Schäume, wenn du auf der falschen Seite geboren bist.
    Du kannst nicht schlafen, liegst wach auf der Matte.
    An deinen Zehen knabbert ’ne Ratte.
    Du wälzt dich verzweifelt hin und her,
    wo nehm ich den Reis für die Familie her?
    Ein Gedanke quält sich in dein Hirn,
    gespenstisch brutal und doch genial:
    Du hast es vergessen,
    aus Verzweiflung auf deinem Hirn gesessen.
    Denn du hast was und du bist was und wirst endlich wer sein.
    Denn du hast ja Kapital, du besitzt was von Wert!
    Träume sind doch keine Schäume, wenn du auf der falschen Seite geboren wirst.
    Du hast eine Tochter, dein Kapital
    Nutze es, denn du hast keine Wahl.
    Sie ist doch erst elf, ein unschuldig’ Kind, ... doch
    Das Recht ist bei dir, worauf wartest du noch?
    Sie ist nur ein Mädchen,
    Ein Kind ohne Recht.
    Sie gehorcht ihren Eltern, sonst ginge es ihr schlecht.
    Doch ihre Träume sind Schäume,
    weil sie auf der falschen Seite geboren ist.
    Der Brautpreis reicht aus für deinen Flug ins Glück.
    Der alte Mann,

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