Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dublin Street - Gefaehrliche Sehnsucht

Dublin Street - Gefaehrliche Sehnsucht

Titel: Dublin Street - Gefaehrliche Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samantha Young
Vom Netzwerk:
sah ich Ellie zu einer Kugel zusammengerollt auf der Seite liegen. Ich trat auf sie zu, dabei knarrte der Boden unter meinen Füßen, und Ellie schlug augenblicklich die Augen auf.
    Sie blickte zu mir auf. Großäugig, aber argwöhnisch.
    Das tat weh.
    Ich begann noch heftiger zu weinen, und beim Anblick meiner Tränen begannen auch Ellies zu fließen. Wortlos kroch ich auf ihr Bett und neben sie, als sie sich auf den Rücken drehte. Wir lagen nebeneinander, mein Kopf an ihrer Schulter, und ich griff nach ihrer Hand und hielt sie in meinen beiden fest.
    »Es tut mir leid«, flüsterte ich.
    »Schon gut.« Ellies Stimme klang heiser vor widersprüchlichen Emotionen. »Du bist ja wieder da.«
    Und weil das Leben zu kurz war … »Ich hab dich lieb, Ellie Carmichael. Du stehst das durch.«
    Ich hörte sie leise schluchzen. »Ich dich auch, Joss.«

Kapitel 22
    S o fand uns Braden am nächsten Tag – aneinandergeschmiegt auf dem Bett, uns an den Händen haltend, mit schmutzigen, tränenverschmierten Wangen fest schlafend wie zwei kleine Mädchen.
    Er weckte mich nicht. Tatsächlich sah er mich nicht einmal an.
    Ich wachte auf, weil er Ellie wachrüttelte.
    »Wie spät ist es?«, hörte ich sie schläfrig fragen.
    »Schon nach Mittag. Ich habe dir etwas zum Lunch gemacht.« Der Klang seiner Stimme hätte genauso gut eine Faust sein können, die sich in meine Brust grub. Mühsam öffnete ich meine vom Salz getrockneter Tränen und vom schlimmsten Weinkrampf seit Drus Tod verkrusteten und geschwollenen Augen. Braden beugte sich über Ellie und strich ihr Haar zurück. Seine Augen leuchteten vor Liebe. Sie waren noch immer blutunterlaufen, und dunkle Ringe lagen darunter.
    Er sah furchtbar aus.
    Trotzdem hätte ich wetten mögen, dass ich noch schlimmer aussah.
    »Ich habe keinen Hunger«, flüsterte Ellie.
    Braden schüttelte den Kopf. Seine Miene duldete keinen Widerspruch. »Du musst etwas essen. Komm, Süße. Zeit, aufzustehen.«
    Ich sah zu, wie Ellie seine große Hand ergriff und er sie sacht vom Bett und auf die Füße zog. Ohne sie loszulassen, führte er sie aus dem Raum. Ihre Leinenhosen waren zerknittert, ihr Shirt verdreht und ihr Haar wild zerzaust. Sie sah aus wie jemand, dessen Leben vollkommen aus den Fugen geraten war. Ich litt so sehr mit ihr, und ich brachte es nicht über mich, Braden anzusehen, weil die Schmerzen, die ich seinetwegen ausstand, nicht zu beschreiben waren.
    »Joss, kommst du?« Ellie blickte sich über die Schulter hinweg zu mir um.
    Und ihr zuliebe nickte ich. Obwohl ich überall lieber gewesen wäre als in Bradens Nähe.
    Und was noch schlimmer war: Er konnte nicht offen zu unserer Trennung stehen. Sicher, er sah mich nicht an und sprach auch nicht mit mir, aber … er hatte auch mir einen verdammten Lunch zubereitet.
    Ellie und ich saßen am Tisch und aßen leckeres Rührei und Toast, während Braden an der Anrichte lehnte und Kaffee trank. Ellie fiel das Schweigen zwischen uns zunächst nicht auf, sie hatte genug mit sich selbst zu tun, und Schweigen schien in unserer Situation nichts Ungewöhnliches zu sein.
    Aber wie selbstlos dieses Mädchen war, wurde mir dann erst richtig bewusst: Trotz allem, was sie gerade durchmachte, bemerkte sie, dass zwischen ihrem Bruder und mir etwas nicht stimmte. Und zwar entschieden früher, als ich erwartet hatte. Es war unsere Schuld – wir gaben uns nicht viel Mühe, uns zu verstellen. Ich stand auf, um meinen Teller und meinen Becher in die Spüle zu stellen, und Braden ging zur anderen Seite des Raums hinüber. Dann ging ich hinüber, um Orangensaft aus dem Kühlschrank zu holen, und Braden ging zur Spüle zurück. Ich näherte mich der Spüle, um ein Glas aus dem Küchenschrank zu nehmen, und Braden zog sich zum Kühlschrank zurück. Ich ging zum Kühlschrank, um den Saft zurückzustellen, und er ging zur Spüle zurück.
    »Was ist los?«, fragte Ellie leise, nachdem sie uns mit zusammengezogenen Brauen beobachtet hatte.
    Wir murmelten nur ›Nichts, nichts‹ in ihre Richtung.
    »Leute?« Ellie wirkte wie paralysiert. »Hat der Arzt angerufen?«
    Unsere Köpfe fuhren mit einem Ruck zu ihr herum, und augenblicklich stieg Reue in uns auf. »Nein.« Braden schüttelte den Kopf. »Nein, Els. Der Termin bei Dr. Dunham ist heute Nachmittag, wie vereinbart.«
    »Warum benehmt ihr zwei euch dann so komisch?«
    Wir starrten sie mit undurchdringlicher Miene an, aber einer von uns musste sich verraten haben, denn nachdem sie eine Minute in unseren

Weitere Kostenlose Bücher