Dublin Street - Gefaehrliche Sehnsucht
mit zusammengebissenen Zähnen.
Als sie endlich den Ausdruck auf Jos Gesicht und den auf dem ihres Bruders richtig deutete, nickte sie. »O ja. Wir sollten jetzt besser gehen.«
Jo schmollte. »Willst du nicht …«
»Jo!«, rief Craig sie vom anderen Ende der Bar zu Hilfe, wo sich weitere Gäste versammelt hatten. In diesem Moment liebte ich ihn fast dafür.
Leise grollend bedachte Jo Braden mit einem kindlichen Schmollen und eilte zu Craig hinüber.
»Sorry.« Ellie biss sich auf die Lippe und sah Braden entschuldigend an.
Er winkte nur ab, trat zurück und bedeutete ihr wie ein Gentleman, als Erste die Bar zu verlassen.
»Tschüss, Joss.« Sie lächelte breit und winkte. »Wir sehen uns morgen früh.«
»Ja. Viel Spaß noch.«
Mir entging nicht, dass Adam Ellie besitzergreifend eine Hand auf den Rücken legte, als er mir höflich zunickte und sie hinausführte. Lief da irgendetwas? Gut möglich. Nicht, dass ich sie danach fragen würde. Das würde nur dazu führen, dass sie mir ihrerseits Fragen über mein nicht vorhandenes Liebesleben stellte und dann wissen wollte, warum ich keines hatte. Ein derartiges Gespräch wollte ich mit niemandem führen.
Meine Haut prickelte, und widerwillig wandte ich mich wieder Braden zu, der einen Schritt näher an die Bar gekommen war. Die kühle Höflichkeit von vorhin war einer Hitze gewichen, die mir nur allzu vertraut war.
»Danke für die Rettung.« Ich schwöre, dass seine tiefe, raue Stimme bis in mein Höschen kroch.
Mich innerlich windend, bemühte ich mich um Nonchalance. »Kein Problem. Jo ist ein Schatz, und sie meint es nicht böse … aber sie versucht bei allen, ob da nicht was zu holen ist.«
Braden nickte nur, sichtlich desinteressiert an allem, was mit Jo zu tun hatte.
Schweigen machte sich zwischen uns breit, unsere Blicke trafen sich, verschmolzen miteinander. Ich merkte gar nicht, dass ich mit offenem Mund dastand, bis Braden seinen Blick senkte, um auf meine Lippen zu starren.
Was zum Teufel war das?
Ich wich vor ihm zurück und spürte, dass ich rot anlief, als ich mich danach umsah, ob irgendjemand diesen Moment zwischen uns beobachtet hatte. Niemand schenkte uns Beachtung.
Warum ging er nicht endlich?
Ich sah ihn wieder an und versuchte, mir meine Nervosität nicht anmerken zu lassen, obwohl ich wirklich vollkommen neben mir stand, und bemühte mich ebenfalls, seine langsame, genüssliche Inspektion meines Körpers zu ignorieren. Er musste damit aufhören!
Als seine Augen endlich wieder zu meinem Gesicht zurückfanden, schnitt ich eine Grimasse. Ich nahm ihm das einfach nicht ab. Er hatte Jo kaum zur Kenntnis genommen, aber für mich drehte er seinen Sex-Appeal auf? Zog er eine kranke Befriedigung daraus, mich zu peinigen?
Braden trat grinsend von der Bar zurück und schüttelte den Kopf.
»Was ist?«, knurrte ich.
Er lächelte mich selbstgefällig an. Ich hasste es, wenn Männer das taten, auch wenn das selbstgefällige Lächeln so sexy wirkte wie seines. »Ich weiß nicht, wie du mir besser gefällst …«, überlegte er, dabei strich er gespielt nachdenklich über sein Kinn, »… ganz nackt oder in diesem Tanktop. D ist richtig, oder?«
Was? Ich runzelte völlig verdutzt die Stirn.
Und dann traf mich die Erkenntnis wie ein Schlag.
Arschloch!
Der Scheißkerl hatte gerade – vollkommen korrekt – meine Körbchengröße abgeschätzt. Er würde mich den gestrigen Tag nie vergessen lassen, so viel stand jetzt fest.
Ich warf meinen Spüllappen nach ihm, und er wich lachend aus. »Ich werte das als Ja.«
Und dann war er verschwunden, ehe ich zu einer unglaublich bissigen Antwort ansetzen konnte, die ihm die Sprache verschlagen würde.
Ich schwor bei Gott, bei unserer nächsten Begegnung würde ich das letzte Wort haben.
Kapitel 4
L ena, die Heldin meiner Fantasyserie und knallharte Killerin, sollte eigentlich im Königreich Morvern ihren Anschlag auf Arvane, den Leutnant der Königin, planen – einen Magier, der eine heimliche Affäre mit dem Neffen der Königin hatte und seinen Einfluss und seine magischen Kräfte dazu benutzte, Monarchie und Politik zu kontrollieren. Stattdessen hatte Lena begonnen, sich Phantasien darüber hinzugeben, wie sie Ten, den Anführer der Leibgarde der Königin, splitterfasernackt auszog. Ten, der in den ersten fünf Kapiteln noch blond gewesen war, hatte jetzt dunkle Haare und hellblaue Augen. Er hatte auch kein romantischer Held sein sollen. Es sollte überhaupt keinen romantischen Helden geben.
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