Dublin Street - Gefaehrliche Sehnsucht
Teufel eigentlich passiert war, und ich verwarf diesen Gedanken sofort wieder.
Es war nur so … ich verstand einfach nicht, wie ich mich so stark zu diesem Mann hingezogen fühlen konnte. Einem Mann, den ich kaum kannte.
Die ins Schloss fallende Eingangstür riss mich aus meinen Gedanken, und ich begann, mir Wasser und Ellie Tee einzugießen.
»Hallooo«, flötete sie fröhlich, als sie in die Küche kam und der Duft von chinesischem Essen meinen Magen vernehmlich knurren ließ. »Wie war dein Tag?« Sie ließ die Tüten auf den Tisch fallen, und ich half ihr sofort, alles auszupacken.
»Ganz gut«, murmelte ich und knabberte bereits an einem Krabbencracker.
Als wir uns endlich am Tisch gegenübersaßen, musterte sie mich besorgt. »Geht’s dir gut?«
Nein, mir geht’s nicht gut. Ich war im Fitnessstudio und habe vor den Augen einer Horde von Fremden eine Panikattacke bekommen. Oh, und dein bescheuerter, ständig flirtender Bruder schwirrt mir durch den Kopf und meine sexuellen Phantasien. Ich hab Lust auf Sex, ich bin sauer, und das gefällt mir nicht. »Schreibblockade.«
»Schöner Mist. Ich kenne das nur von meinen Recherchearbeiten. Ich kann mir kaum vorstellen, wie schlimm so etwas werden kann, wenn man an einem Roman arbeitet.«
»Es geht jedenfalls über bloßen Frust weit hinaus.«
Einen Moment oder zwei widmeten wir uns schweigend unserem Essen, und ich registrierte neugierig, wie angespannt Ellie wirkte. »Hattest du wenigstens einen guten Tag?«
Sie lächelte schwach, bevor sie einen Bissen Curryreis nahm. Nachdem sie zu Ende gekaut hatte, nickte sie. »Ich merke allmählich, welchen Druck es mit sich bringt, Doktorandin zu sein.«
»Ja, ja, die Freuden des Studentenlebens.«
Ellie murmelte etwas Zustimmendes, starrte den Tisch eine geschlagene Minute lang an und fragte dann: »Und … was für einen Eindruck hattest du denn neulich von Adam?«
Die Frage kam völlig unvorbereitet und klang eindeutig ein wenig unsicher. Aha. Ich hatte doch gewusst, dass da etwas lief. »Ich weiß nicht. Ich hatte ja kaum Gelegenheit, ein paar Worte mit ihm zu wechseln. Er ist süß. Macht einen netten Eindruck.«
Ein verträumter Ausdruck huschte über Ellies Gesicht. Kein Witz. Verträumt. So einen Blick hatte ich bislang nur im Film gesehen. Das Mädchen hatte es böse erwischt.
»Adam ist ein toller Typ. Er und Braden sind schon ewig befreundet. Wenn Braden meine Freunde in der Highschool nicht vertrieben hat, dann war es Adam.« Sie errötete und schüttelte den Kopf. »Als Kind bin ich ihm auf Schritt und Tritt nachgelaufen.«
Ich wusste nicht, welcher Teufel mich ritt … »Seid ihr beiden zusammen?«
Ellies Kopf fuhr hoch, und sie sah mich mit großen Augen an. »Nein. Warum? Sah es so aus?«
Okay. Falsche Frage . »Ein bisschen schon.«
»Nein.« Sie schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Wir sind nur Freunde. Außerdem erzählt mir Braden immer, was für ein unverbesserlicher Frauenheld Adam ist. Er würde nie sesshaft werden. Und er ist für mich zu sehr wie ein Bruder, als dass da mehr … du weißt schon … mehr daraus …«, brach sie wenig überzeugend ab.
Eines wusste ich inzwischen: Ich würde nie befürchten müssen, von Ellie belogen zu werden. Sie konnte zum Verrecken nicht lügen. »Okay.«
»Bist du denn mit jemandem zusammen?«
Verdammt. Es war mein Fehler. Ich hatte zuerst gefragt. »Nein. Du?«
»Nein.« Ellie seufzte. »Wann hattest du denn deine letzte Beziehung?«
Zählt Sex als Beziehung? Ich zuckte die Achseln. »Wann hattest du deine?«
Ellie schürzte die Lippen und senkte die Lider, um den harten Ausdruck zu verbergen, der in ihre Augen getreten war. Unverhofft überkam mich der heftige Wunsch, sie zu beschützen, was mich selbst am meisten überraschte. »Ellie?«
»Vor neun Monaten.«
Und was hat der Mistkerl dir angetan? »Was ist passiert?«
»Wir waren fünf Monate zusammen. Er hat mir erzählt, er wäre bei einer Personalagentur in Glasgow angestellt, aber tatsächlich arbeitete er für eine konkurrierende Grundstückserschließungsfirma hier in Edinburgh. Sie wollten Braden bezüglich dieses einmaligen Grundstücks in Commercial Quay ausbooten. Es stellte sich heraus, dass er mich nur benutzt hat, um an Braden heranzukommen und herauszufinden, wie hoch Bradens Gebot ausfallen würde, damit seine Firma ihn überbieten konnte. Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass die Beziehung kein gutes Ende genommen hat. Er hatte am Schluss eine gebrochene Nase,
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