Dublin Street - Gefaehrliche Sehnsucht
›Warum‹ belog, dazu, mir aus der misslichen Lage herauszuhelfen, ohne dass es so aussah , als wollte ich mich aus besagter Situation herauswinden.
Der Samstag kam, es war ein überraschend heißer Tag, und auf The Meadows – ein großer Park auf der anderen Seite der Stadt in der Nähe der Universität – wimmelte es vor Sonnenanbetern und Sportlern. Braden hatte einen Platz im Schatten ergattert. Adam, Jenna, Ed und er waren schon da, als Ellie und ich eintrafen. Gelächter, Kindergeschrei und Hundegebell bildeten einen fröhlichen Soundtrack für die Szene. Es war ein perfekter Tag, und über The Meadows lag eine fast greifbare Atmosphäre von Zufriedenheit. Eine Minute lang wünschte ich, bleiben zu können.
»Äh …« Ich blickte auf die beiden Picknickkörbe hinunter, die Braden mitgebracht hatte. Sie waren so üppig, dass ich mich nicht gewundert hätte, wenn er sie aus einer Harrod’s- Auslage hätte mitgehen lassen. »Nennst du das ein Picknick?«
Braden war aufgestanden, als wir näher kamen. Er zog Ellie an sich und deutete stolz auf die Körbe, die auf einer schönen Chenilledecke standen. Er wirkte jetzt ein wenig verwirrt. »Ja.« Er sah mich stirnrunzelnd an. »Als was würdest du es denn bezeichnen?«
»Als Fünf-Sterne-Restaurant auf dem Rasen.«
Seine Mundwinkel verzogen sich belustigt. »Ich habe das alles vom Restaurant-Personal herrichten lassen.«
»Und welches Restaurant war das? Das mit den fünf Sternen?«
»Ich glaube, sie macht sich über dich und all dein Geld lustig.« Ellie grinste ihn an. »Es ist ein bisschen zu viel des Guten.«
Er gab einen verdrossenen Knurrlaut von sich. »Es ist ein gottverdammtes Picknick. Setz dich. Iss. Und halt den Mund.«
Sie ließ sich kichernd neben Adam auf die Decke fallen, der ihr einen Arm um die Schulter legte und sie an sich drückte. »Schön, dich zu sehen, Els.«
»Ich freue mich auch.« Sie lächelte ihn an, rückte aber ein Stück von ihm ab, was mich veranlasste, die Brauen hochzuziehen. Was sollte das denn?
»Nun?«
Ich blickte zu Braden auf und sah, dass er mir eine Hand hinstreckte. Unverhohlene Glut loderte in seinen Augen.
Und Rhian rettete mich mit ihrem perfekten Timing.
Mein Handy klingelte, und ich verzog entschuldigend das Gesicht, als ich es aus der Tasche nahm. »Rhian, hey.« Ich drehte mich um und ging ein paar Schritte zur Seite, um nicht zu riskieren, dass man sie am anderen Ende der Leitung hörte.
»Das ist ein Notfall«, leierte sie monoton herunter. »Lass das Picknick sausen.«
»O nein, du machst Witze«, spielte ich mit, ganz mütterlich besorgt. »Alles in Ordnung?«
»Zur Hölle, Joss, ich dachte, du könntest lügen«, grollte Rhian. »Du sprichst wie ein Alien, das von dem menschlichen Konzept ›Besorgnis‹ gehört hat, aber nicht weiß, wie es das umsetzen soll.«
Ich biss die Zähne zusammen und ging nicht darauf ein. »Klar kann ich ungestört sprechen. Sekunde.« Ich nahm mir einen Moment Zeit, um zu versuchen, ›menschliche Besorgnis‹ auszustrahlen, ehe ich mich zu Braden und der Clique umdrehte. Ich hatte das Gefühl, eher finster als sorgenvoll dreinzuschauen, aber egal. »Tut mir leid, Leute, aber ich muss weg.«
Ellie setzte sich beunruhigt auf. »Alles in Ordnung? Soll ich mitkommen?«
»Nein, ist schon okay. Rhian braucht nur jemanden zum Reden. Es kann leider nicht warten. Sorry.« Ich schielte zu Braden und stellte fest, dass er mich nicht einfach nur beobachtete. Er musterte mich forschend. Misstrauisch. Ich senkte rasch den Blick. »Wir sehen uns später.« Ihre Abschiedsrufe hallten mir hinterher, als ich davoneilte und mir dabei das Handy wieder ans Ohr klemmte. »Ich war besorgt«, beschwerte ich mich bei Rhian.
»Jeder, der dich kennt, weiß, dass du anders klingst, wenn du dir Sorgen machst.«
»Zum Glück kennen sie mich ja nicht.« Oder vielleicht doch … Braden hatte mich jedenfalls mit einem ziemlich eigenartigen Blick gemessen.
»Du kannst diesen Ed also wirklich auf den Tod nicht ausstehen?«
Ich zuckte zusammen, als mir meine Lüge wieder einfiel. In meinem Bemühen, Rhian die ganze Braden-Geschichte zu verheimlichen, hatte ich behauptet, der Verlobte von Ellies Freundin Jenna wäre ein arroganter Idiot, und ich wolle nichts mit ihm zu tun haben, aber andererseits auch Ellie nicht verletzen, indem ich das Picknick absagte. Zwar bereitete es mir Gewissensbisse, Ed zu verleumden, aber ich tröstete mich damit, dass er und Rhian sich wohl nie begegnen
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