Dublin Street - Gefaehrliche Sehnsucht
bestand lediglich aus einem Grummeln.
»Wie dem auch sei, ich frage ja äußerst ungern, aber …«
»Was hast du auf dem Herzen?«
Wieder fuchtelte sie mit dem Umschlag herum. »Braden kam gestern Abend vorbei, als du gearbeitet hast, und hat diese Dokumente hier vergessen. Er rief eben an, um mich zu bitten, sie ihm ins Büro zu bringen, weil er sie für die Besprechung in zwei Stunden braucht, aber ich habe gleich einen Kurs …«
Mein Magen zog sich zusammen. »Und du möchtest, dass ich sie ihm bringe.«
Ellies Augen wurden riesig und flehend. »Bitte«, bat sie.
Verdammt, verdammt, verdammt. Leise grollend stand ich auf und nahm ihr den Umschlag ab. »Wo ist sein Büro?«
Sie nannte mir die Adresse, und ich stellte fest, dass es unten am Kai lag, was hieß, dass ich ein Taxi nehmen musste, um rechtzeitig dort zu sein, da ich vorher noch duschen musste.
»Das ist wirklich lieb von dir, Joss.« Sie trat grinsend einen Schritt zurück. »Ich muss mich beeilen. Wir sehen uns später.«
Im nächsten Moment war sie verschwunden.
Und ich hatte Braden am Hals. Verdammter Mist. Ich versuchte, die flatternden Schmetterlingsflügel in meinem Bauch zu ignorieren, stapfte durch die Wohnung und schimpfte leise vor mich hin, während ich duschte und mich anzog. Ich schlüpfte in eine Jeans und einen dünnen Pullover, da es ziemlich warm draußen war, und wer in Schottland eine Jacke trug, wenn keine Minusgrade herrschten, wurde als Tourist abgestempelt. Kein Witz. Sowie sich in Schottland ein bisschen Sonne zeigte, wurden die Shirts ausgezogen.
Ich starrte mein Spiegelbild an. Sehr wenig Make-up, das Haar zu einem unordentlichen Knoten hochgesteckt. Der Pullover war hübsch und hatte einen kleinen Ausschnitt, die Jeans aber war alt und ausgebleicht. Gut, ich überlegte zwar immer, was Braden von meiner äußeren Erscheinung halten würde, aber ich würde mich deswegen nicht ändern. Ich takelte mich nicht auf, um irgendjemandem außer mir selbst zu gefallen, und ich würde es ganz bestimmt nicht für einen Typen tun, der langbeinigere, blondere Frauen mit kleineren Brüsten bevorzugte.
Die Taxifahrt schien ewig zu dauern, und wie immer war mir etwas übel, als wir das Ziel erreichten, nachdem wir über Gott weiß wie viele Kopfsteinpflasterstraßen gerumpelt waren. Der Fahrer setzte mich am Commercial Quay ab, und ich schlenderte an dem künstlich angelegten Fluss entlang, der ins Meer mündete. Rechts von mir lag ein Parkplatz, links eine Anzahl von Gewerbebetrieben. Ich fand Bradens Büro in einem Gebäude, das auch ein Architekturbüro, eine Steuerberaterkanzlei und eine Zahnarztpraxis beherbergte. Nachdem der Türsummer ertönt und ich voller Unbehagen in einen Fahrstuhl gestiegen war, dessen Tür sich auf der entgegengesetzten Seite von der öffnete, auf der man eingestiegen war, fand ich mich in einem eleganten Empfangsbereich wieder.
Die blonde Empfangsdame entsprach nicht dem Bild, das ich mir von ihr gemacht hatte. Sie war ungefähr in Elodies Alter, hatte aber mindestens zwanzig Pfund mehr auf den Rippen als Elodie, und sie strahlte mich mit einem breiten, freundlichen Lächeln an. Ihr Namensschild wies sie als ›Morag‹ aus. Ich hatte mich für ein großes, dünnes, bildhübsches Wesen gewappnet, das meine Jeans mit einem verächtlichen Blick mustern und versuchen würde, mich abzuwimmeln. War ich im richtigen Büro?
»Kann ich Ihnen helfen?« Morag strahlte mich immer noch an.
»Äh …« Ich blickte mich um und suchte nach Anzeichen dafür, dass ich in Bradens Büro stand. »Ich möchte zu Braden Carmichael.«
»Haben Sie einen Termin?«
Okay, also war es sein Büro. Ich ging auf Morags Schreibtisch zu und wedelte mit dem Umschlag. »Er hat diese Dokumente bei seiner Schwester – meiner Mitbewohnerin – vergessen und, äh, und sie gebeten, sie ihm zu bringen. Sie hatte keine Zeit, daher habe ich gesagt, ich übernehme das für sie.«
Wenn überhaupt möglich, wurde Morags Lächeln noch breiter. »Oh, wie nett von Ihnen, Liebes. Sagen Sie mir Ihren Namen?«
»Joss Butler.«
»Sekunde.« Sie griff nach dem Telefon auf ihrem Schreibtisch. »Eine Miss Joss Butler ist mit Dokumenten für Sie hier, Mr Carmichael.« Sie gab ein ›mmm-hmm‹ von sich. »Wird gemacht.« Sie hängte auf und sah mich an. »Ich bringe Sie zu Mr Carmichaels Büro, Jocelyn.«
Ich biss die Zähne zusammen. »Joss, bitte.«
»Mmm-hmm.«
Es war ärgerlich genug, dass er darauf bestand, mich Jocelyn zu nennen, aber
Weitere Kostenlose Bücher