Dublin Street - Gefaehrliche Sehnsucht
musste er jetzt auch noch andere Leute damit infizieren? Ich folgte der freundlichen Empfangsdame einen schmalen Flur hinunter, bis wir ein Eckbüro erreichten. Sie klopfte, woraufhin ein tiefes ›Herein‹ ertönte. Beim Klang dieser Stimme überlief mich ein Schauer, und ich fragte mich flüchtig, ob ich sie während der letzten zwei Wochen vermisst hatte.
»Jocelyn für Sie, Sir«, verkündete Morag, als sie die Tür öffnete.
Ich ging an ihr vorbei in den Raum und hörte, wie sie die Tür hinter mir schloss und uns allein ließ.
Das Büro war größer, als ich erwartet hatte, und hatte ein großes Fenster, das auf den Kai hinausging. Es war sehr maskulin eingerichtet, mit einem massiven Schreibtisch aus Walnussholz, einem Ledersessel, einer schwarzen Ledercouch und mit Ordnern und Büchern vollgestopften Regalen. In einer Ecke standen ein paar metallene Aktenschränke. An der Wand über der Couch hing ein großes Bild, das Venedig zeigte, auf den Bücherregalen standen mehrere gerahmte Fotos von Braden mit Ellie und mit Adam und mit Ellies Familie, in der Ecke hinter mir ein Laufband und eine Gewichtebank.
Braden saß auf seinem Schreibtisch, hatte die langen Beine ausgestreckt und beobachtete mich. Bei seinem Anblick spürte ich wieder den vertrauten Stich in der Magengegend und das Ziehen zwischen den Beinen. Himmel, er war sogar noch attraktiver, als ich ihn in Erinnerung hatte.
Scheiße, Scheiße, verdammte Scheiße.
»Hey.« Ich schwenkte den Umschlag. Geistreiche Einleitung, Joss, sehr geistreich.
Braden lächelte, und ich erstarrte, als sein Blick langsam und genüsslich über mich hinwegglitt. Ich schluckte, mein Herzschlag beschleunigte sich – so hatte er mich seit dem Abend in der Bar mit Holly nicht mehr angesehen. »Schön, dich zu sehen, Jocelyn. Kommt mir vor, als wäre es ewig her.«
Ohne auf die freudige Erregung zu achten, die seine Worte in mir auslösten, trat ich zu ihm und hielt ihm den Umschlag hin. »Ellie sagte, du würdest das hier dringend brauchen.«
Er nickte und sah mich immer noch an, als er die Dokumente entgegennahm. »Danke, dass du sie mir gebracht hast. Was schulde ich dir für das Taxi?«
»Nichts.« Ich schüttelte den Kopf. »Ich wollte eh ein bisschen raus, ich war dabei, mir an meinem Buch die Zähne auszubeißen.«
»Schreibblockade?«
»Hart wie Beton.«
Er grinste. »So schlimm?«
»So schlimm.«
Er stand mit einem mitfühlenden Lächeln auf, so dass sich unsere Körper fast berührten. Ich spürte, wie mir der Atem stockte, als ich den Kopf in den Nacken legte, um zu ihm aufzublicken. »Tut mir leid, dass ich unsere letzten Treffen absagen musste.«
Er ließ es so klingen, als hätte er ein Date abgesagt. Ich lachte verwirrt. »O-kay.«
»Ich bin gestern Abend vorbeigekommen, aber du warst nicht da.«
»Ich war arbeiten. Extraschicht.« Ich trat einen Schritt zurück in der Hoffnung, mehr Abstand zu ihm würde die Hitze in meinem Blut mindern.
Er schien zu lächeln, als er sich umdrehte und die Dokumente auf seinen Schreibtisch legte. »Ich glaube, als wir uns zuletzt gesehen haben, habe ich etwas gesagt, was dich in Sekundenschnelle in die Flucht geschlagen hat. Oder war es vielleicht jemand in meiner Begleitung?«
Arrogantes Arschloch. Ich lachte laut auf. »Vicky?«
Jetzt grinste er ganz offen. »Warst du eifersüchtig?«
Führten wir dieses Gespräch wirklich? Ich hatte ihn zwei Wochen nicht gesehen, und … pfft! Ich quittierte seinen Egotismus mit einem erstaunten Lächeln und verschränkte die Arme vor der Brust. »Weißt du, es grenzt an ein Wunder, dass ich noch in den Raum passe, wo doch dein übersteigertes Ego den gesamten Platz einnimmt.«
Braden lachte. »Aber aus irgendeinem Grund bist du weggelaufen, Jocelyn.«
»Erstens: Hör auf, mich Jocelyn zu nennen. Der Name lautet Joss. J-o-s-s. Und zweitens: Du hast angedeutet, ich wäre ›Familie‹, obwohl du mich erst seit ein paar Wochen kennst.«
Er zog die Brauen zusammen, während er das verarbeitete, lehnte sich wieder gegen den Schreibtisch und verschränkte gleichfalls die Arme vor der breiten Brust. »Habe ich das?«
»Das hast du.«
Plötzlich forschten seine Augen in meinem Gesicht, und eine Vielzahl von Fragen flackerte darin auf. »Ellie hat mir von deiner Familie erzählt. Das tut mir wirklich leid.«
Meine Muskeln verkrampften sich, und die Hitze, die er ausstrahlte, verflog, als hätte er gerade die Klimaanlage eingeschaltet. Was sollte ich jetzt sagen? Ich wollte
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