Dublin Street - Gefaehrliche Sehnsucht
würden.
»Nein, absolut nicht.«
»Du weißt, dass ich dir das nicht abkaufe.«
Ich wäre fast gestolpert. »Dass du mir was nicht abkaufst?«
»Du redest andauernd von Ellie, Joss. Ich glaube, ich weiß genug über sie, um mit ziemlicher Sicherheit davon auszugehen, dass sie sich nicht mit so einem Kerl abgeben würde. Wie ich schon sagte, du kannst einfach nicht lügen.«
Pah! Von wegen. »Ich kann sehr wohl lügen. Ich bin sogar eine verdammt gute Lügnerin.«
»Prima. Brüll das nur heraus, damit die anderen dich auch hören.«
Scheiße. Ich blickte mich um, um mich zu vergewissern, dass der Abstand zwischen uns groß genug war. Das war er. Mein Herzschlag beruhigte sich. »Du bist eine Nervensäge«, knurrte ich und vergaß dabei vorübergehend, dass sie mir gerade aus der Patsche geholfen hatte.
Sie gab einen zischenden Laut von sich. »Du bist diejenige, die mich angelogen hat. Aber ernsthaft, was läuft da ab?«
Ich seufzte. »Können wir das nicht zu den Dingen zählen, über die wir nicht sprechen?«
»Nein.«
»Bitte, Rhian.«
»Hast du mit deiner Therapeutin darüber gesprochen?«
Ich runzelte die Stirn. Warum wollte sie das wissen? »Nein …«
»Schön.« Sie seufzte tief. »Ich werde dich zu dem Thema nicht weiter ausfragen, wenn du mir versprichst, mit deiner Therapeutin darüber zu sprechen. Du magst zwar lügen, aber ich weiß, dass du nie dein Versprechen brechen würdest.«
»Rhian …«
»Versprich es mir.«
Ich schüttelte den Kopf. »Es ist nicht wichtig genug für eine Therapiesitzung.«
»Wenn es wichtig genug war, um mich deswegen anzulügen, dann ist es auch wichtig genug, um mit der Therapeutin darüber zu reden. Sieh zu, dass du deinen Scheiß auf die Reihe kriegst, Joss, und versprich es mir.«
»Na schön«, stimmte ich zu, aber nur, weil ich wusste, dass dies Rhians schroffe Art war, sich als gute Freundin zu erweisen.
Auf Dr. Pritchards Schreibtisch standen Blumen. Ich lächelte. Sie hatte es sich gemerkt.
»Sie haben gelogen, um keine Zeit mit Braden verbringen zu müssen?«
Ich krümmte mich innerlich und wünschte, Rhian hätte mir dieses Versprechen nie abgenommen. »Ja.«
»Als ich Sie damals gefragt habe, ob Sie sich zu Braden hingezogen fühlen, haben Sie geantwortet: ›Das war nur am Anfang so.‹ Entsprach das der Wahrheit?«
Nein. »Vielleicht nicht ganz.«
»Also fühlen Sie sich zu ihm hingezogen?«
Zur Hölle, was soll’s … »Ich habe mich noch nie zu jemandem so stark hingezogen gefühlt wie zu ihm.«
Die gute Frau Doktor lächelte schief. »Okay. Aber Sie gehen ihm aus dem Weg, obwohl er keinen Zweifel daran gelassen hat, dass er sich für Sie interessiert. Haben Sie Angst vor ihm, Joss?«
Ganz ehrlich? »Ja.«
»Sie wollen keine Beziehung zu ihm aufbauen?«
»Waren Sie nicht dabei, als ich Ihnen von meiner Vergangenheit mit Männern erzählt habe?«
»Das ist nicht dasselbe. Braden ist kein Fremder, Sie kennen ihn.«
»Ich will nichts mit ihm zu tun haben.«
»Sie haben gerade gesagt, dass Sie sich extrem zu diesem Mann hingezogen fühlen. Wenn Sie von ihm sprechen, merke ich ganz deutlich, dass Sie ihn mögen. Ich würde sagen, Sie wollen nichts mit ihm zu tun haben wollen .«
»Das kommt auf dasselbe hinaus.«
»Ganz und gar nicht. Warum haben Sie Angst vor ihm, Joss?«
»Ich weiß es nicht«, gab ich zurück. Ich wollte das Thema abhaken und war wütend auf Rhian, weil sie mich gezwungen hatte, es überhaupt erst anzuschneiden. »Ich weiß nur, dass ich nichts mit ihm anfangen will.«
»Warum nicht?«
Himmel, genauso gut könnte man gegen eine Wand reden! »Es würde alles verderben. Mit Ellie, mit mir, mit ihm. Nein.«
Sie legte den Kopf schief. Ihre Miene verriet nichts, darin war sie wirklich gut. »Joss, vielleicht ist es an der Zeit, dass Sie aufhören, fünfzig Schritte im Voraus zu denken und den Dingen einfach ihren natürlichen Lauf lassen.«
»Als ich das das letzte Mal getan habe, bin ich mit zwei fremden Typen und ohne Höschen im Bett aufgewacht.«
»Ich habe Ihnen doch gesagt, dass das nicht dasselbe ist. Sie sind nicht mehr derselbe Mensch, und Braden ist nicht irgendein fremder Typ. Ich verlange nicht von Ihnen, dass Sie, was Braden oder sonst etwas betrifft, irgendetwas tun, das Sie nicht wollen. Aber ich schlage vor, dass Sie aufhören, die Zukunft vorhersagen zu wollen, und jeden Tag so nehmen, wie er kommt. Nicht für immer, noch nicht einmal für ein paar Monate. Versuchen Sie es ein paar Tage oder
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