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Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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unangenehmes Gefühl. Sie drehten das Lenkrad gänzlich ohne seine Mithilfe weiter, und der Pick-up kam vor dem Mann im Parka zum Stehen.

3
    Das war seine Chance, denn Mr. Gray war vollkommen abgelenkt. Jonesy ahnte, wenn er noch weiter überlegte, würde er sich nicht trauen, und deshalb dachte er nicht weiter darüber nach. Er handelte einfach, drückte den Riegel an der Bürotür mit dem Handballen zurück und riss die Tür auf.
    Er war als Kind nie im Gebäude der Gebrüder Tracker gewesen (und den schweren Sturm von 1985 hatte es nicht überstanden), war sich aber ziemlich sicher, dass es nie so ausgesehen hatte wie das, was er jetzt sah. Von dem schmuddeligen Büro kam man in einen Raum, der so riesig war, dass Jonesy nicht bis ans andere Ende sehen konnte. Oben erstreckten sich endlose Reihen von Neonröhren. Und darunter, zu ansehnlichen Säulen aufgestapelt, standen Millionen Pappkartons.
    Nein, dachte Jonesy. Nicht Millionen. Milliarden. Billionen.
    Ja, Billionen kam schon eher hin. Dazwischen verliefen Tausende schmale Gänge. Er stand am einen Ende des Lagerhauses der Ewigkeit, und der Gedanke, hier irgendetwas zu finden, wirkte lächerlich. Wenn er sich von der Tür zu seinem Büroversteck entfernte, hätte er sich im Handumdrehen verlaufen. Mr. Gray hätte sich dann nicht mehr um ihn kümmern müssen; Jonesy wäre bis zu seinem Tod umhergeirrt, verloren in einem irrsinnigen Labyrinth aus aufgestapelten Kartons.
    Das stimmt nicht. Ich würde mich da genauso wenig verlaufen wie in meinem eigenen Schlafzimmer. Und ich würde auch nicht groß nach etwas suchen müssen. Ich bin hier zu Hause. Willkommen in deinem eigenen Kopf, du Blitzmerker.
    Die Idee war so überwältigend, dass er sich ganz schwach dabei fühlte … aber Schwäche konnte er sich jetzt nicht erlauben – und auch kein Zaudern. Mr. Gray, der allseits beliebte Eroberer aus den Weiten des Alls, würde nicht lange mit dem Fahrer beschäftigt sein. Wenn Jonesy einige dieser Akten in Sicherheit bringen wollte, dann musste er sich beeilen. Die Frage war nur: Welche sollte er nehmen?
    Duddits, flüsterte es in ihm. Das hat etwas mit Duddits zu tun. Das weißt du. Du hast in letzter Zeit oft an ihn denken müssen. Die anderen Jungs haben auch an ihn gedacht. Duddits war es, der dich und Henry und Pete und Biber zusammengehalten hat – das habt ihr immer gewusst, und jetzt weißt du noch etwas, nicht wahr?
    Ja. Er wusste, dass der Unfall im März dadurch ausgelöst worden war, dass er sich eingebildet hatte zu sehen, wie Duddits von Richie Grenadeau und seinen Freunden wieder gehänselt wurde. Aber »gehänselt« war eine lächerlich schwache Bezeichnung dafür, was an diesem Tag hinter dem Gebäude der Gebrüder Tracker vorgegangen war, oder etwa nicht? Gefoltert traf es eher. Und als er gesehen hatte, wie diese Folter wiederholt werden sollte, war er auf die Straße gerannt, ohne nach links und rechts zu schauen, und –
    Sein Kopf war ab, sprach Bibers Stimme plötzlich aus den Deckenlautsprechern des Lagerraums, und seine Stimme war so laut und kam so plötzlich, dass Jonesy zusammenzuckte. Er lag im Graben, und seine Augen waren voller Schlamm. Und früher oder später ist jeder Mörder dran. Was für ein Kackorama!
    Richies Kopf. Der Kopf von Richie Grenadeau. Und Jonesy hatte keine Zeit dafür. Er war unbefugterweise in seinen eigenen Kopf eingedrungen und tat besser daran, sich zu beeilen.
    Als er zum ersten Mal in dieses riesige Lager geschaut hatte, hatten alle Kartons gleich ausgesehen und waren unbeschriftet gewesen. Jetzt sah er, dass auf denen direkt vor ihm mit schwarzem Fettstift DUDDITS geschrieben stand. Kam das jetzt überraschend? War es einfach Glück? Nicht im Mindesten. Das waren schließlich seine Erinnerungen, die da fein säuberlich in diesen Billionen Kartons lagerten, und ein gesundes Hirn konnte eben ziemlich beliebig auf die eigenen Erinnerungen zurückgreifen.
    Ich brauche irgendwas, womit ich sie transportieren kann, dachte Jonesy, und als er sich umsah, war er nicht sonderlich erstaunt, dort einen knallroten Kofferkuli zu sehen. Das war hier ein magischer Ort, wo man im Handumdrehen alles Mögliche erschuf, und das Fantastischste daran war, fand Jonesy, dass jeder Mensch so etwas hatte.
    Hastig lud er einige Kartons mit der Aufschrift DUDDITS auf den Wagen und schob ihn dann im Laufschritt in das Büro der Gebrüder Tracker. Er lud sie ab, indem er den Kofferkuli neigte und sie auf den Boden kippte. Alles

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