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Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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normalerweise nur ein Tumor mit Gehirn heraus, der sich von den Kackwieseln nicht groß unterschied.
    Von seinem Scheitel aus ließ Kurtz den Blick langsam wieder sinken und suchte nach der allerkleinsten roten Stelle, dem allerwinzigsten Pockenfleck. Er konnte nichts entdecken. Er drehte sich um, betrachtete sich von hinten und entdeckte auch hier nichts. Er spreizte seine Hinterbacken, tastete dazwischen alles ab, schob sich einen Finger bis zum dritten Fingerglied in den Anus und spürte auch dort weiter nichts als Fleisch.
    »Ich bin sauber«, sagte er mit leiser Stimme, als er sich im kleinen Badezimmer des Winnebago energisch die Hände wusch. »Blitzsauber.«
    Er schlüpfte wieder in seine Shorts und setzte sich dann aufs Bett, um sich die Socken anzuziehen. Sauber, gelobt sei der Herr. Sauber. Ein gutes Wort. Sauber. Und das unangenehme Gefühl der Telepathie – wie schwitzende Haut, die sich an schwitzende Haut drängte – war verschwunden. Auf ihm wuchs nicht ein einziges Fädchen Ripley; er hatte sogar seine Zunge und sein Zahnfleisch untersucht.
    Und was hatte ihn dann aufgeweckt? Wieso schrillten die Alarmglocken in seinem Kopf?
    Weil Telepathie nicht die einzige Form übersinnlicher Wahrnehmung war. Weil es, lange bevor die Grauen überhaupt gewusst hatten, dass es hier in diesem verstaubten, wenig populären Winkel der Milchstraßengalaxie einen Planeten Erde gab, schon den sogenannten Instinkt gegeben hatte und Uniform tragende Homo saps, wie er einer war, ganz besonders damit gesegnet waren.
    »Die Ahnung«, sagte Kurtz. »Die gute, alte, amerikanische Ahnung.«
    Er zog sich die Hose an. Dann, immer noch mit nacktem Oberkörper, nahm er sein Walkie-Talkie, das auf dem Nachttisch neben der Taschenuhr lag (4.16 Uhr war es jetzt, und wie die Zeit mit einem Mal zu rasen schien, wie ein Auto mit defekter Bremse, das einen Hügel hinab auf eine viel befahrene Kreuzung zurauschte). Das Funkgerät war ein spezielles digitales, mit Verschlüsselung und angeblich nicht zu stören … aber ein Blick auf seinen vorgeblich bestens ummantelten Digitalwecker lehrte ihn, dass er sich bei diesen Gerätschaften auf gar nichts verlassen konnte.
    Er drückte zweimal auf den SEND/SQUEAL-Knopf. Freddy Johnson meldete sich sofort und klang dabei auch nicht allzu verschlafen … oh, aber wie sehnte sich Kurtz (der auf den Namen Robert Coonts getauft war, Namen, Namen: Namen sind doch Schall und Rauch), da es jetzt hart auf hart ging, nach Owen Underhill. Owen, Owen, dachte er, wieso musstest du versagen, als ich dich am dringendsten brauchte, mein Junge?
    »Boss?«
    »Ich ziehe Imperial Valley auf sechs Uhr vor. Imperial Valley um null sechshundert. Bestätigen Sie.«
    Er musste sich anhören, warum das nicht zu machen sei, ein Blödsinn, den Owen nicht in seinen schwächsten Träumen gefaselt hätte. Er ließ Freddy knapp vierzig Sekunden lang protestieren und sagte dann: »Halten Sie den Rand, Sie Vollidiot.«
    Entsetztes Schweigen auf Freddys Seite.
    »Hier braut sich irgendwas zusammen. Ich weiß nicht, was es ist, aber es hat mich aus tiefem Schlaf hochgeschreckt. Ich habe diese Gruppe ja nicht zum Spaß gebildet, und wenn Sie heute Abend noch unter den Lebenden weilen wollen, dann bringen Sie sie lieber mal auf Trab. Sagen Sie Gallagher, dass sie sich jetzt bewähren kann. Bestätigen Sie, Freddy.«
    »Boss, ich bestätige. Eines sollten Sie aber wissen – wir hatten vier Selbstmorde, soweit ich weiß. Vielleicht auch mehr.«
    Darüber war Kurtz weder erstaunt noch verärgert. Unter gewissen Umständen war der Selbstmord nicht nur hinnehmbar, sondern auch eine noble Geste – die letzte Tat eines wahren Gentlemans.
    »Die Hubschrauberbesatzungen?«
    »Ja.«
    »Niemand vom Imperial Valley?«
    »Nein, Boss, keiner vom Valley.«
    »Also gut. Machen Sie Dampf, Bursche. Wir stecken in Schwierigkeiten. Ich weiß nicht, was es ist, aber ich spüre es kommen. Es liegt mächtig was in der Luft.«
    Kurtz warf das Funkgerät wieder auf den Nachttisch und zog sich weiter an. Er hätte gern eine Zigarette geraucht, aber die waren alle.

6
    Eine ansehnliche Herde Milchkühe hatte früher im Stall des alten Gosselin gestanden, und obwohl das Innere in seinem gegenwärtigen Zustand vielleicht nicht den Normen des Landwirtschaftsministeriums entsprach, war das Gebäude selbst doch noch gut in Schuss. Die Soldaten hatten einige Tausend-Watt-Strahler angebracht, die grelles Licht auf die Boxen, die Melkstationen in der Mitte und den

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