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Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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auf lange Sicht waren die meisten von ihnen eben keine Überlebenskünstler. So einfach war das.
    »Yo, Katie-Kate.«
    Jocelyn McAvoy tauchte aus dem Wald am Südende des Tals auf, ohne Kapuze auf dem Kopf, das kurze Haar mit einem grünen Seidentuch bedeckt, das Maschinengewehr am Riemen über der Schulter. Auf der Brust ihres Parkas hatte sie einen Blutspritzer.
    »Hab ich dich erschreckt, was?«, fragte sie die neue Befehlshaberin.
    »Du hast meinen Blutdruck vielleicht um ein, zwei Punkte in die Höhe getrieben, ja.«
    »Also, Quadrant vier ist sauber, vielleicht senkt ihn das wieder.« McAvoys Augen funkelten. »Wir haben über vierzig. Jackson hat die harten Fakten für dich, und apropos hart, ich könnte gerade sehr gut einen harten …«
    »Verzeihung? Ladys?«
    Sie drehten sich um. Aus den eingeschneiten Sträuchern am Nordende des Tals trat eine Gruppe von sechs Männern und zwei Frauen hervor. Die meisten waren orangefarben gekleidet. Ihr Anführer, ein gedrungener Fettwanst, trug einen Overall wie die Angehörigen der Blue Group und einen Parka darüber. Er hatte auch noch seine durchsichtige Atemmaske auf, obwohl er unter dem Mund ein Ripley-Bärtchen hatte, das ganz sicher nicht den Vorschriften entsprach. Sie alle hielten automatische Waffen.
    Gallagher und McAvoy konnten eben noch einen großäugigen, verdutzten Blick tauschen. Dann langte Jocelyn McAvoy nach ihrem Maschinengewehr und Kate Gallagher nach dem Browning, den sie an den Baumstamm gelehnt hatte. Doch weiter kamen sie nicht. Der Schusslärm war ohrenbetäubend. McAvoy wurde fast fünf Meter weit durch die Luft geschleudert. Einer ihrer Stiefel flog davon.
    »Das war für Larry!«, schrie eine der orangefarben gekleideten Frauen. »Das war für Larry, ihr Hexen, das war für Larry!«

12
    Als sich der Pulverdampf verzogen hatte, versammelte der Dicke mit dem Ripley-Spitzbart seine Gruppe neben der auf dem Bauch liegenden Leiche von Kate Gallagher, die in West Point die Neuntbeste ihres Jahrgangs gewesen war, ehe sie mit der Krankheit namens Kurtz zu tun bekommen hatte. Er beschlagnahmte ihr Gewehr, das besser war als seines.
    »Ich glaube fest an die Demokratie«, sagte er. »Und ihr könnt machen, was ihr wollt, aber ich breche jetzt nach Norden auf. Ich weiß nicht, wie lange ich brauchen werde, bis ich den Text der kanadischen Nationalhymne auswendig kann, aber das werde ich dann schon sehen.«
    »Ich gehe mit dir«, sagte einer der Männer, und schnell stellte sich heraus, dass sie alle mitgehen wollten. Ehe sie die Lichtung verließen, bückte sich der Anführer noch und hob den Palm Pilot aus einer Schneewehe auf.
    »So einen wollte ich immer schon haben«, sagte Emil »Dawg« Brodsky. »Ich steh auf diese ganzen neuen Geräte.«
    Sie verließen das Tal des Todes in der Richtung, aus der sie gekommen waren, und brachen nach Norden auf. Um sie her erklangen zwar noch vereinzelt Schüsse, aber im Grunde war die Operation Clean Sweep beendet.

13
    Mr. Gray hatte einen weiteren Mord begangen und ein weiteres Fahrzeug gestohlen, diesmal einen kommunalen Schneepflug. Jonesy hatte es nicht mit angesehen. Mr. Gray, der sich anscheinend damit abgefunden hatte, dass er Jonesy nicht aus dem Büro herausbekam (zumindest nicht, solange er diesem Problem nicht seine ganze Zeit und Aufmerksamkeit widmen konnte), hatte sich entschlossen, dann eben das Nächstbeste zu tun, und das war, ihn von der Außenwelt auszusperren. Jetzt glaubte Jonesy zu wissen, wie sich Fortunato in Das Gebinde Amontillado gefühlt haben musste, als Montresor ihn in seinem Weinkeller eingemauert hatte.
    Es war geschehen, kurz nachdem Mr. Gray mit dem Streifenwagen auf die nach Süden führende Spur des Highways eingebogen war (zurzeit gab es nur diese eine, und es war sehr glatt). Jonesy hatte sich gerade in einem Wandschrank befunden und das verfolgt, was er für eine absolut geniale Idee gehalten hatte.
    Mr. Gray hatte also seinen Telefonanschluss gekappt? Na gut, dann würde er sich einfach eine andere Kommunikationsmöglichkeit beschaffen, genau wie er sich den Thermostat beschafft hatte, um die Heizung zu regeln, als Mr. Gray versucht hatte, ihn mit der Hitze aus dem Zimmer zu treiben. Ein Faxgerät wäre genau das Richtige, beschloss er. Und wieso auch nicht? Diese ganzen Geräte waren doch ohnehin nur Symbole, nur Visualisierungen, die ihm dabei helfen sollten, die Kräfte zu bündeln und auszuüben, die er seit über zwanzig Jahren in sich hatte. Mr. Gray hatte

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