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Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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mitbekommen, dass er diese Kräfte hatte, und nach seiner ersten Bestürzung darüber war er dazu übergegangen, Jonesy sehr effektiv davon abzuhalten, sie auszuüben. Jetzt musste Jonesy nur Wege finden, die um die Straßensperren, die Mr. Gray aufgestellt hatte, herumführten, genau wie Mr. Gray auch immer neue Wege fand, um weiter nach Süden zu gelangen.
    Jonesy schloss die Augen und stellte sich ein Faxgerät vor wie das im Büro der historischen Fakultät, nur dass er es in den Wandschrank seines neuen Büros versetzte. Dann – er kam sich vor wie Aladin, der an der Wunderlampe rieb (nur dass ihm hier anscheinend unendlich viele Wünsche gewährt wurden, solange er es nicht übertrieb) – stellte er sich auch noch einen Stapel Papier und daneben einen Bleistift Marke Berol Black Beauty vor. Und dann ging er in den Wandschrank und sah nach, wie er das gemacht hatte.
    Auf den ersten Blick gar nicht schlecht … nur dass ihm der Bleistift ein wenig unheimlich vorkam: Er war nagelneu und makellos angespitzt und trotzdem angenagt. Aber wie hätte es auch anders sein können? Biber war es gewesen, der immer Black-Beauty-Bleistifte benutzt hatte, auch in der Grundschule schon. Die anderen hatten immer die üblichen gelben von Faber dabeigehabt.
    Das Faxgerät sah einwandfrei aus. Es stand auf dem Boden unter baumelnden Kleiderbügeln, an denen eine Jacke hing (der hellorangefarbene Parka, den ihm seine Mutter zu seinem ersten Jagdausflug gekauft hatte – und dann hatte er ihr noch, mit der Hand auf dem Herzen, versprechen müssen, ihn aber auch wirklich immer zu tragen, wenn er sich draußen aufhielt), und summte ermutigend.
    Enttäuschung machte sich erst breit, als er sich davor hinkniete und las, was das beleuchtete Display anzeigte: GIB AUF, JONESY, KOMM RAUS.
    Er nahm den seitlich angebrachten Hörer ab und hörte Mr. Grays aufgezeichnete Stimme sagen: »Gib auf, Jonesy. Komm raus. Gib auf, Jonesy. Komm raus …«
    Lautes Pochen, fast wie Donnerschläge, ließ ihn mit einem Schrei aufspringen. Im ersten Moment dachte er, Mr. Gray würde mit einer Polizei-Ramme die Tür aufbrechen.
    Aber es kam nicht von der Tür. Es kam vom Fenster, und in mancher Hinsicht war das noch schlimmer. Mr. Gray hatte zwei schlichte graue Fensterläden, anscheinend aus Stahl, vor seinem Fenster angebracht. Jetzt war er nicht nur gefangen, er konnte auch nichts mehr sehen.
    Auf ihren Innenseiten stand, durch das Fensterglas gut lesbar: GIB AUF! KOMM RAUS! Jonesy fiel eine Szene aus dem Zauberer von Oz ein, in der quer über den Himmel ERGIB DICH, DOROTHY geschrieben stand, und er wollte lachen, konnte aber nicht. Das hier war nicht lustig. Das war grauenhaft.
    »Nein!«, schrie er. »Nimm die wieder weg! Bau die wieder ab, verdammt noch mal!«
    Keine Reaktion. Jonesy hob die Hände, wollte das Glas einschlagen und an die stählernen Fensterläden pochen, dachte dann aber: Spinnst du? Das ist doch genau das, was er will! Sobald du das Fenster einschlägst, verschwinden die Fensterläden, und dann ist Mr. Gray hier drin. Und du bist erledigt, mein Lieber.
    Er spürte Bewegungen – das Rumpeln des Schneepflugs. Wo waren sie mittlerweile? In Waterville? In Augusta? Sogar schon weiter südlich? Schon in dem Bereich, in dem der Niederschlag als Regen gefallen war? Nein, wahrscheinlich nicht. Mr. Gray hätte den Schneepflug gegen ein schnelleres Fahrzeug eingetauscht, wenn sie schon aus dem Schnee heraus gewesen wären. Aber sie würden aus dem Schnee herauskommen, und zwar bald. Denn sie fuhren nach Süden.
    Und wohin?
    Eigentlich könnte ich jetzt auch tot sein, dachte Jonesy, als er bedrückt die geschlossenen Fensterläden mit ihrer höhnischen Botschaft betrachtete.
    Eigentlich könnte ich jetzt auch tot sein.

14
    Letztlich war es dann Owen, der Roberta Cavell am Arm nahm – er dachte dabei immer an die rasend schnell vergehende Zeit und war sich nur zu bewusst, dass Kurtz alle anderthalb Minuten eine Meile näher kam – und ihr erzählte, warum sie Duddits mitnehmen mussten, auch wenn er noch so schwer krank war. Selbst unter diesen Umständen hätte Henry nicht gewusst, wie er den Satz das Schicksal der Welt hängt möglicherweise davon ab von sich geben und dabei keine Miene hätte verziehen sollen. Underhill, der sein ganzes Leben beim Militär verbracht hatte, konnte das und tat es auch.
    Duddits stand da, hielt Henry umarmt und schaute wie gebannt mit seinen strahlenden grünen Augen zu ihm hinab. Wenigstens diese Augen und

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