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Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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noch einen Punkt, und Jonesy dachte: Von einem geistig Behinderten beim Cribbage geschlagen zu werden – auch nicht schlecht. Aber Duddits war nicht geistig behindert. Er war erschöpft, und er starb, aber geistig behindert war er nicht.
    Sie zählten aus, und Duddits gewann haushoch, obwohl Jonesy ja das Crib hatte. Jonesy schob die Karten zusammen und fing an zu mischen.
    »Was will er, Jonesy? Was will er, außer Wasser?«
    Mord, dachte Jonesy. Er bringt gern Menschen um. Aber das bitte nicht. Lieber Gott, bitte nicht noch einmal.
    »Bacon«, sagte Jonesy. »Er isst gern Bacon.«
    Er mischte die Karten … und wurde plötzlich stocksteif, als Duddits seinen Geist erfüllte. Der wahre Duddits, der jung und stark und kampfbereit war.

16
    Duddits stöhnte laut hinter ihnen auf der Rückbank. Henry drehte sich um und sah, dass ihm wieder Blut, rot wie der Byrus, aus den Nasenlöchern lief. Sein Gesicht war vor Konzentration fürchterlich verkrampft. Unter seinen geschlossenen Lidern drehten sich die Augäpfel hin und her.
    »Was ist denn mit ihm?«, fragte Owen.
    »Ich weiß es nicht.«
    Duddits fing an zu husten – ein tiefer, rasselnder Husten aus den Bronchien. Winzige Blutströpfchen sprühten ihm aus dem Mund.
    »Weck ihn auf, Henry! Um Himmels willen, weck ihn auf!«
    Henry sah Owen ängstlich an. Sie näherten sich jetzt Kennebunkport, waren keine zwanzig Meilen mehr von der Grenze nach New Hampshire und noch hundertzehn Meilen vom Quabbin-Stausee entfernt. Jonesy hatte ein Bild des Quabbin in seinem Büro hängen; Henry hatte es gesehen. Und er hatte ein Cottage in der Nähe, in Ware.
    Duddits rief etwas: ein Wort, dreimal wiederholt, zwischen Hustenanfällen. Die Blutungen waren nicht schlimm, noch nicht, das Blut kam nur aus seinem Mund und seiner Kehle, aber wenn Blutgefäße in seiner Lunge platzten –
    »Weck ihn auf! Er sagt, er hat Schmerzen! Hörst du denn nicht …«
    »Er sagt nicht, dass er Schmerzen hat.«
    »Was dann? Was?«
    »Er sagt Bacon. «

17
    Das Wesen, das nun von sich als von Mr. Gray dachte – der Mann, der sich jetzt als Mr. Gray sah –, hatte ein ernstes Problem, aber wenigstens wusste es (er) das. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt, hätte Jonesy gesagt. In Jonesys Lagerkartons waren Hunderte solcher Redensarten, vielleicht gar Tausende. Einige waren für Mr. Gray vollkommen unverständlich – Jetzt wird mir klar, wo der Hase im Pfeffer liegt etwa oder Da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt –, aber Gefahr erkannt, Gefahr gebannt gefiel ihm gut.
    Sein Problem hatte damit zu tun, was er Jonesy gegenüber empfand … und dass er überhaupt etwas empfand, war natürlich schon schlimm genug. Er konnte natürlich denken: Jetzt ist Jonesy eingesperrt, und ich habe das Problem gelöst; ich habe ihn genauso unter Quarantäne gestellt, wie ihr Militär versucht hat, uns unter Quarantäne zu stellen. Ich werde verfolgt, ja, sogar gejagt, aber wenn mir kein Motorschaden und keine Reifenpanne dazwischenkommen, hat weder die eine noch die andere Gruppe von Verfolgern eine große Chance, mich einzuholen. Dafür ist mein Vorsprung zu groß.
    Das waren alles Tatsachen – die Wahrheit –, aber die hatten für ihn keinerlei Reiz. Ihn reizte vielmehr der Gedanke, wie er zu der Tür gehen würde, hinter der sein Wirt wider Willen eingesperrt war, und wie er brüllen würde: »Dir hab ich’s echt gezeigt, was? Dir hab ich echt den Hosenboden stramm gezogen, was?« Was eine Hose damit zu tun hatte und wieso man sie stramm ziehen sollte, wusste Mr. Gray nicht; er wusste nur, dass es eine emotionale Kugel von ziemlich großem Kaliber aus Jonesys verbalem Munitionslager war – dabei schwang etwas äußerst Unangenehmes aus Jonesys Kindheit mit. Und dann würde er Jonesys Zunge ( die jetzt meine Zunge ist, dachte Mr. Gray mit unbestreitbarer Befriedigung) aus Jonesys Mund herausstrecken und ihm »den roten Waschlappen zeigen«.
    Was seine Verfolger anging, so hätte er gern Jonesys Hose heruntergezogen und ihnen dann Jonesys blanken Hintern gezeigt. Das wäre ebenso sinnlos gewesen wie da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt, ebenso sinnlos wie Hose stramm ziehen, aber trotzdem wollte er es tun.
    Er hatte sich, das wurde Mr. Gray klar, mit dem Byrus dieser Welt angesteckt. Es hatte mit Gefühlen angefangen, war dann weitergegangen mit sinnlichen Freuden (der Geschmack des Essens, das unbestreitbare, unbändige Vergnügen, das es ihm bereitet hatte, den Polizisten dazu zu bringen, sich

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