Duddits - Dreamcatcher
Pepsi. Es mag den Zucker. Und auch das Koffein.«
Kurtz grübelte. Owen wusste, dass seine Zielperson gestoppt hatte. Jetzt würden Owen und Henry schnell machen und versuchen, so viel wie möglich von seinen neunzig bis hundert Minuten Vorsprung einzuholen. Dementsprechend mussten auch sie sich sputen.
Polizisten, die sich ihnen in den Weg stellten, würden sterben müssen, Gott stehe ihnen bei. So oder so – die Entscheidung rückte näher.
»Freddy.«
»Boss.«
»Bleifuß. Die Kiste soll mal zeigen, was sie draufhat. Gott ist mit Ihnen.«
Freddy Johnson tat wie befohlen.
20
Hier gab es keinen Stall, keinen Pferch, keine Koppel, und statt des Aufdrucks JAGDSCHEINE prangten auf dem Schild im Schaufenster ein Foto des Quabbin-Stausees und der Werbeslogan DIE BESTEN KÖDER WEIT UND BREIT, aber ansonsten war der kleine Laden genau wie Gosselin’s: die gleiche schäbige Holzverschalung, die gleichen schlammbraunen Dachschindeln, der gleiche schiefe Schornstein, der Rauch in den verregneten Himmel hustete, die gleiche rostige Zapfsäule draußen vor dem Haus. An der Zapfsäule lehnte auch ein Schild, diesmal mit dem Aufdruck: KEIN BENZIN – BESCHWEREN SIE SICH BEI DEN MUFTIS.
An diesem Mittag im November hielt sich nur der Inhaber im Laden auf, ein Mann namens Deke McCaskell. Wie die meisten Leute hatte er den ganzen Vormittag vor dem Fernseher gehangen, die Berichterstattung verfolgt (es waren größtenteils Wiederholungen, und da jener Teil von Maine abgeriegelt war, kamen auch keine guten Bilder von dort, und man bekam hauptsächlich die Ausrüstung der Armee, Marine und Luftwaffe zu sehen) und dann anschließend die Ansprache des Präsidenten. Deke nannte den Präsidenten Mr. Wahldebakel. Konnten die denn da unten nicht zählen? Deke hatte von seinem Wahlrecht zum letzten Mal Gebrauch gemacht, um für Ronnie zu stimmen (das war doch noch einmal ein Präsident gewesen), und hasste Präsident Wahldebakel, sah in ihm einen schleimigen, unglaubwürdigen Schwätzer (der eine hübsche Frau hatte) und hielt die Elf-Uhr-Ansprache des Präsidenten für das übliche Blabla. Deke glaubte kein Wort davon, was der Präsident gesagt hatte. Seiner Ansicht nach war die ganze Sache wahrscheinlich ein Betrug, der die amerikanischen Steuerzahler einschüchtern sollte, damit sie zuließen, dass der Verteidigungsetat und damit die Steuern stiegen. Es gab da draußen im Weltall niemand, das war wissenschaftlich erwiesen. Und die einzigen wirklich fremden Wesen in Amerika (von diesem Präsidenten natürlich mal abgesehen) waren die Bohnenfresser, die über die Grenze aus Mexiko kamen. Aber die Leute hatten Angst und hockten zu Hause vor der Glotze. Später würden sie kommen und Bier oder Wein kaufen, aber im Moment war mit dem Laden so viel los wie mit einer überfahrenen Katze auf dem Highway.
Deke hatte den Fernseher eine halbe Stunde zuvor abgestellt – es reichte ihm nun wirklich, gütiger Gott –, und als um Viertel nach eins die Klingel über seiner Tür schellte, blätterte er eben eine Zeitschrift aus dem Regal ganz hinten in seinem Laden durch. Sie hatte den Titel Mädels unter Glas, was sehr treffend war, da alle abgebildeten Mädels eine Brille trugen, sonst aber nichts.
Er sah zu dem Hereinkommenden hoch und wollte eben »Wie geht’s?« oder »Ist schon tüchtig glatt« sagen, schwieg dann aber. Ihm war plötzlich beklommen zumute, und er war sich mit einem Mal sicher, dass er ausgeraubt werden sollte … und noch von Glück sagen konnte, wenn es nur bei einem Raub blieb. Er war in den zwölf Jahren, die er den Laden schon hatte, nie ausgeraubt worden; wenn jemand für eine Handvoll Kleingeld Knast riskieren wollte, gab es in der Gegend Läden, wo mehr zu holen war. Da musste man doch schon …
Deke schluckte. Da musste man doch schon verrückt sein, hatte er gedacht, und vielleicht war dieser Typ ja verrückt, vielleicht war er ja so ein Wahnsinniger, der eben seine Frau und seine Kinder umgebracht hatte und jetzt noch ein paar Leute umnieten wollte, ehe er die Waffe gegen sich selbst richtete.
Deke war nicht von Haus aus paranoid (er hatte eher von Haus aus zwei linke Hände, hätte seine Exfrau gesagt), aber dennoch fühlte er sich plötzlich von diesem ersten Kunden des Nachmittags bedroht. Er konnte die Kerle eigentlich nicht besonders ausstehen, die hier manchmal auftauchten und im Laden rumlatschten, über die Patriots oder die Red Sox redeten oder damit angaben, was für Riesenklopper sie im Stausee
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