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Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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gefangen hatten, aber jetzt wünschte er sich einen von denen herbei, nein, eine ganze Bande.
    Der Mann stand zunächst einfach nur im Eingang, und, ja, irgendetwas stimmte nicht mit ihm. Er trug eine orangefarbene Jagdjacke, obwohl hier in Massachusetts die Jagdsaison für Hirsche noch gar nicht begonnen hatte, aber das musste ja nichts bedeuten. Dann hatte er aber auch noch Kratzer im Gesicht, als wäre er die letzten paar Tage querfeldein durch den Wald gewandert, und er wirkte überhaupt gequält und ausgelaugt. Sein Mund bewegte sich, als würde er mit sich selber sprechen. Und da war noch etwas. Das graue Mittagslicht, das durch das staubige Schaufenster fiel, zeigte ein komisches Glitzern auf seinen Lippen und seinem Kinn.
    Der sabbert, dachte Deke. Ich will verdammt sein, wenn der nicht sabbert.
    Der Neuankömmling schaute sich mit knappen, zackigen Kopfbewegungen um, wobei sein restlicher Körper vollkommen reglos blieb. Das erinnerte Deke an eine Eule, die auf einem Ast Ausschau nach Beute hielt. Deke überlegte kurz, von seinem Stuhl zu rutschen und sich unter dem Ladentresen zu verstecken, aber ehe er dazu kam, die Vor- und Nachteile abzuwägen (er war nicht besonders schnell im Kopf, hätte seine Exfrau gesagt), machte der Mann wieder eine zackige Kopfbewegung und sah jetzt genau in seine Richtung.
    Der vernünftige Teil von Dekes Hirn hatte gehofft, er würde sich das alles nur einbilden und seine Fantasie sei einfach nur den ganzen merkwürdigen Nachrichten und noch merkwürdigeren, getreulich von den Medien weiterverbreiteten Gerüchten aus Nord-Maine erlegen. Vielleicht wollte der Mann einfach nur Zigaretten oder ein Sixpack oder eine Flasche Coffee Brandy und ein scharfes Magazin, um sich eine lange Nacht in einem Motel außerhalb von Ware oder Belchertown etwas angenehmer zu gestalten, während es draußen schneite und regnete.
    Diese Hoffnung erstarb, als er den Blick des Mannes sah.
    Es war nicht der Blick eines Wahnsinnigen, der eben seine Familie abgeschlachtet hatte und nun auf dem Trip ins Nirgendwo war; das wäre ihm nun sogar fast lieber gewesen. Der Blick des Mannes war nämlich alles andere als leer – er war gewissermaßen zu voll. Millionen Gedanken und Ideen schienen darin zu schwirren. Es wirkte wie eine Konfettiparade im Zeitraffer. Seine Augen schienen förmlich zu beben.
    Und es war der hungrigste Blick, den Deke McCaskell in seinem ganzen Leben gesehen hatte.
    »Wir haben geschlossen«, sagte Deke. Er bekam nur ein Krächzen heraus, das sich überhaupt nicht nach ihm anhörte. »Mein Kollege und ich – er ist da hinten – haben heute geschlossen. Wegen der Vorgänge da im Norden. Ich, wir, wollte ich sagen, haben nur vergessen, das Schild umzudrehen. Wir …«
    Er hätte vielleicht noch stundenlang – ja, tagelang – so weitergemacht, aber der Mann mit der Jagdjacke fiel ihm ins Wort. »Bacon«, sagte er. »Wo ist der Bacon?«
    Deke wusste plötzlich mit absoluter Sicherheit, dass ihn dieser Mann umbringen würde, falls er keinen Bacon hatte. Er würde ihn vielleicht ohnehin umbringen, aber wenn er keinen Bacon hatte … ja, dann ganz bestimmt. Aber er hatte Bacon. Gott sei Dank, er hatte Bacon.
    »Im Kühlfach da hinten«, sagte er mit seiner neuen, seltsamen Stimme. Die Hand, die auf der Zeitschrift lag, war so kalt wie ein Eisblock. In seinem Kopf hörte er flüsternde Stimmen, die anscheinend nicht von ihm selbst stammten. Rote Gedanken und schwarze Gedanken. Hungrige Gedanken.
    Eine nicht menschliche Stimme fragte: Was ist ein Kühlfach? Und eine müde, nur zu menschliche Stimme antwortete: Geh den Gang runter, mein Lieber, dann siehst du es schon.
    Ich höre Stimmen, dachte Deke. O Gott, nein. So geht es einem, kurz bevor man verrückt wird.
    Der Mann ging an Deke vorbei den mittleren Gang entlang. Er humpelte auffällig.
    Neben der Kasse stand ein Telefon. Deke sah es an und schaute dann wieder weg. Es stand in seiner Reichweite, und er hatte die Nummer der Polizei auf einer Schnellwahltaste gespeichert, aber das Telefon hätte sich genauso gut auch auf dem Mond befinden können. Selbst wenn er die Kraft aufgebracht hätte, zum Hörer zu greifen –
    Ich sehe alles, sagte die nichtmenschliche Stimme, und Deke stöhnte leise auf. Sie erscholl in seinem Kopf, als hätte man ihm ein Radio ins Hirn eingesetzt.
    Über der Tür war ein konvexer Spiegel angebracht, der besonders im Sommer sehr praktisch war, wenn viele Kinder in den Laden kamen, die mit ihren Eltern zum See

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