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Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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diese Möglichkeit dann von so einer blöden Schreckensstarre nehmen zu lassen? Nein, bei Gott, nein, das durfte nicht sein. Das Leiden war schon schlimm genug; aber es seinem verschreckten Körper zu gestatten, sich über dieses Leiden lustig zu machen, indem er sich versteifte, einfach nur dastand und sich von einem Dämon überfahren ließ … nein, das konnte er nicht zulassen.
    Deshalb bewegte er sich, aber es war, als würde er sich in einem Albtraum bewegen, würde sich durch Luft kämpfen müssen, die plötzlich die Konsistenz von Toffees hatte. Seine Beine hoben und senkten sich mit der Trägheit eines Unterwasser-Balletts. War er diese Straße entlanggelaufen? Wirklich gelaufen? Das erschien ihm jetzt unmöglich, egal wie deutlich er sich auch daran erinnerte.
    Trotzdem bewegte er sich weiter, während das Motorengeräusch näher kam und zu stotterndem Heulen anwuchs. Er konnte sich an den Waldrand südlich der Straße retten. Er kam vielleicht fünf Meter weit, wo keine Schneeschicht mehr lag und die duftenden orangebraunen Nadeln nur von Schnee bestäubt waren. Dort fiel Henry auf die Knie, schluchzend vor Todesangst, und hielt sich die Hände vor den Mund, denn was war, wenn er das Schluchzen hörte? Es war Mr. Gray, die Wolke war Mr. Gray, und was war, wenn er es hörte?
    Er kroch hinter den bemoosten Stamm einer Fichte, hielt sich daran fest und spähte am Stamm vorbei durch den wirren Schleier seiner verschwitzten Haare. Er sah ein helles Funkeln im dunklen Nachmittagslicht. Es zitterte, flackerte, wurde voller. Es wurde ein Scheinwerfer daraus.
    Henry fing an, ohnmächtig zu stöhnen, als die Schwärze näher kam. Sie schien wie eine Sonnenfinsternis auf seinem Geist zu lasten, alle Gedanken zu verdunkeln und durch schreckliche Bilder zu ersetzen: Milch auf dem Kinn seines Vaters, der entsetzte Blick Barry Newmans, dürre Leiber und starrende Augen hinter Stacheldraht, ausgepeitschte Frauen und gehenkte Männer. Für einen Moment schien sein Weltverständnis wie eine umgedrehte Hosentasche von innen nach außen gekehrt, und ihm wurde klar, dass alles infiziert war … oder sich infizieren ließ. Alles. Seine Gründe, einen Selbstmord zu erwägen, waren lächerlich angesichts dessen, was da auf ihn zuraste.
    Er presste seinen Mund an den Baumstamm, um sich am Schreien zu hindern, spürte, wie seine Lippen einen Kussmund in das weiche Moos prägten, tief hinein, bis dort, wo es feucht war und nach Borke schmeckte. In diesem Moment rauschte das Schneemobil vorbei, und Henry erkannte die Gestalt darauf, die Person, von der die rotschwarze Wolke ausging, die Henrys Kopf nun wie ein Fieber erfüllte.
    Er biss ins Moos, schrie gegen den Baum an, inhalierte Moospartikel, ohne es zu merken, und schrie dann wieder. Dann kniete er einfach da und hielt sich schlotternd am Baumstamm fest, während das Motorengeräusch des Schneemobils im Osten verklang. So hockte er immer noch, als nur noch ein lästiges Summen zu hören war; hockte dort immer noch, als es vollkommen verklungen war.
    Pete ist da irgendwo, dachte er. Ich gehe zu Pete und der Frau.
    Henry torkelte zurück auf die Straße und bekam gar nicht mit, dass er wieder aus der Nase blutete und dass er weinte. Er ging weiter in Richtung ihrer Hütte, obwohl er jetzt bestenfalls noch humpeln konnte. Aber das spielte nun auch keine Rolle mehr, denn im Camp war sowieso alles vorbei.
    Was auch immer er an Schrecklichem gefühlt hatte – es war geschehen. Einer seiner Freunde war tot, einer lag im Sterben und einer, Gott stehe ihm bei, war ein Filmstar geworden.

Kapitel 7
Jonesy und der Biber

1
    Biber sagte es noch einmal. Das war jetzt kein Biberismus, sondern einfach nur das Wort, das einem auf Anhieb einfiel, wenn man völlig fassungslos war und das Grauen, das man sah, nicht anders auszudrücken wusste. »Ach du Scheiße, Mann – Scheiße. «
    Welche Schmerzen McCarthy auch gelitten hatte – er hatte sich die Zeit genommen, die beiden Leuchtstoffröhren neben dem verspiegelten Arzneischränkchen und die ringförmige Neonröhre unter der Decke anzuschalten. Das Licht war grell, und im Badezimmer sah es aus wie auf einem kriminalpolizeilichen Tatortfoto … und dabei hatte es auch etwas leicht Surreales, denn das Licht schien nicht gleichmäßig; es flackerte eben genug, um daran zu erinnern, dass der Strom von einem Generator kam und nicht aus einer Leitung der Derry and Bangor Hydroelectric.
    Die Bodenfliesen waren himmelblau. In der Nähe der Tür waren

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