Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
verbarg, sondern mit monotoner Stimme alles ausplauderte. Dieser kalkweiße unbehaarte Männerarsch, der eben anfing zu erschlaffen und sich auf die hinteren Oberschenkel zu senken; er hatte Tausende solcher Ärsche in den diversen Umkleideräumen gesehen, in denen er sich an- und ausgezogen und geduscht hatte, und bekam allmählich selbst so einen (oder hatte vielmehr so einen bekommen, doch sein Unfall hatte die Gestalt seines Hinterns wahrscheinlich für alle Zeit verändert), aber nie hatte er einen in dem Zustand gesehen, in dem sich McCarthys nun befand, einen, der aussah, als hätte darin etwas eine Leuchtkugel oder eine Schrotpatrone abgefeuert, um – tja, wozu?
    In der Toilette erklang wieder ein dumpfes Platschen. Etwas rammte von unten gegen den Klodeckel. Da hatte er seine Antwort. Um herauszukommen natürlich.
    Um herauszukommen.
    »Setz dich drauf«, sagte Jonesy zu Biber.
    »Hä?«
    »Setz dich drauf!« Diesmal brüllte Jonesy, und Biber ließ sich schnell auf den geschlossenen Toilettendeckel fallen und schaute verwirrt. In dem nichts verbergenden Licht der Neonröhren sah Bibers Haut aschfahl aus und glich jede Bartstoppel einem Leberfleck. Seine Lippen waren lila. Über seinem Kopf hing das alte Witzschild LAMARS DENKSTÄTTE. Seine blauen Augen waren weit aufgerissen und blickten verängstigt.
    »Ich sitze, Jonesy. Okay?«
    »Ja, ’tschuldige, Biber. Bleib da einfach sitzen, ja? Was auch immer er in sich drin hatte – jetzt ist es gefangen. Das kann jetzt nur noch in den Klärbehälter. Ich bin gleich wieder da …«
    »Wo willst du hin? Ich will nicht, dass du mich hier im Scheißhaus mit einem Toten allein lässt, Jonesy. Wenn wir weglaufen …«
    »Wir laufen nicht weg«, sagte Jonesy mit grimmiger Miene. »Das ist unsere Hütte, und hier laufen wir nicht weg.« Was tapfer klang, womit er aber wenigstens einen Aspekt der Situation verschwieg: Vor allem befürchtete er, dass das Ding, das da jetzt im Klo steckte, schneller laufen konnte als sie. Oder sich schneller voranschlängeln. Oder was auch immer. Bildschnipsel aus Hunderten Horrorfilmen – Der Killerparasit, Alien, Parasiten-Mörder – rasten ihm im Zeitraffer durch den Kopf. Carla kam nicht mit ins Kino, wenn so ein Film lief, und wenn er einen auf Video mitbrachte, musste er damit nach unten gehen und ihn sich in seinem Arbeitszimmer ansehen. Aber möglicherweise konnte ihnen beiden einer dieser Filme – oder etwas, was er in einem dieser Filme gesehen hatte – jetzt das Leben retten. Jonesy schaute kurz zu dem rötlich goldenen schimmelartigen Zeug hinüber, das auf McCarthys blutigem Handabdruck wuchs. Konnte sie jedenfalls vor diesem Ding in der Toilette retten. Dieses schimmelartige Zeug … wer wusste das schon, um Gottes willen?
    Das Ding in der Kloschüssel sprang wieder gegen den Deckel, aber Biber hielt ihn problemlos zu. Das war gut. Vielleicht würde es da drin ertrinken; aber Jonesy glaubte nicht, dass sie sich darauf verlassen konnten; es hatte ja schließlich auch in McCarthy gelebt, nicht wahr? Es hatte geraume Zeit in dem ollen Mr. Siehe-ich-stehe-vor-der-Tür-und-klopfe-an gelebt, vielleicht die ganzen vier Tage lang, die er durch den Wald geirrt war. Es hatte anscheinend das Wachstum von McCarthys Bart gehemmt und dafür gesorgt, dass ihm einige Zähne ausfielen; und es hatte bei McCarthy Fürze ausgelöst, die wahrscheinlich auch in der allerhöflichsten Gesellschaft nicht ignoriert worden wären – Fürze wie Giftgas, um es mal ganz deutlich zu sagen –, aber dem Ding selbst ging es anscheinend gut … es war putzmunter … und wuchs …
    Jonesy hatte plötzlich lebhaft das Bild vor Augen, wie ein weißer, sich windender Bandwurm aus einem Haufen rohen Fleisches auftauchte. Ihm kam die Galle hoch.
    »Jonesy?« Der Biber wollte schon aufstehen. Er sah besorgter aus denn je.
    »Biber, setz dich wieder hin!«
    Und das tat Biber, eben noch rechtzeitig. Das Ding im Klo sprang hoch und schlug mit lautem, dumpfem Knall gegen den Toilettendeckel. Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an.
    »Weißt du noch, wie sich in Lethal Weapon Mel Gibsons Partner nicht getraut hat, vom Pott aufzustehen?«, fragte Biber. Er lächelte, aber sein Tonfall war trocken, und aus seinem Blick sprach fürchterliche Angst. »Das ist hier genauso, was?«
    »Nein«, sagte Jonesy. »Hier fliegt nichts in die Luft. Außerdem bin ich nicht Mel Gibson, und du bist viel zu weiß für Danny Glover. Hör zu, Biber. Ich gehe jetzt raus in den

Weitere Kostenlose Bücher