Duddits - Dreamcatcher
Schuppen …«
»Neenee, auf keinen Fall, lass mich hier nicht allein …«
»Sei still und hör zu. Da draußen haben wir doch irgendwo Isolierband, oder?«
»Ja, hängt da an ’nem Nagel, glaube ich …«
»Es hängt da an einem Nagel. Genau. Bei den Farbdosen, glaube ich. Eine dicke, breite Rolle. Die hole ich, komme dann wieder und klebe damit den Klodeckel zu. Und dann …«
Es stieß wild gegen den Deckel, als hätte es alles gehört und verstanden. Tja, wer sagt denn, dass es uns nicht verstehen kann?, dachte Jonesy. Als es mit dumpfem Knall gegen den Deckel prallte, zuckte der Biber zusammen.
»Und dann hauen wir hier ab«, schloss Jonesy.
»Mit dem Cat?«
Jonesy nickte, obwohl er eigentlich gar nicht an das Schneemobil gedacht hatte. »Ja, mit dem Cat. Und dann treffen wir uns mit Henry und Pete …«
Der Biber schüttelte den Kopf. »Quarantäne – das hat der Typ im Hubschrauber gesagt. Deshalb sind sie wahrscheinlich noch nicht wieder da, meinst du nicht auch? Die sind wahrscheinlich aufgehalten worden …«
Rums!
Biber zuckte zusammen. Jonesy auch.
»… wegen der Quarantäne.«
»Könnte sein«, sagte Jonesy. »Aber, hör zu, Biber – ich bin lieber mit Pete und Henry in Quarantäne als hier mit … na, als hier. Du nicht auch?«
»Spülen wir’s doch einfach runter«, sagte Biber. »Wieso nicht?«
Jonesy schüttelte den Kopf.
»Und warum nicht?«
»Weil ich das Loch gesehen habe, das es beim Rauskommen gemacht hat«, sagte Jonesy. »Du hast das auch gesehen. Ich weiß nicht, was es ist, aber wir werden es nicht los, wenn wir einfach auf die Spülung drücken. Dafür ist es zu groß.«
»Mist.« Biber schlug sich mit der Hand gegen die Stirn.
Jonesy nickte.
»Also gut, Jonesy. Hol das Klebeband.«
An der Tür blieb Jonesy stehen und sah sich um. »Biber …?«
Der Biber runzelte die Augenbrauen.
»Schön sitzen bleiben.«
Biber fing an zu kichern. Jonesy auch. Sie sahen einander an, Jonesy in der Tür und Biber auf dem Toilettendeckel, und prusteten los. Dann rannte Jonesy durch den großen Hauptraum (immer noch kichernd – schön sitzen bleiben, je länger er darüber nachdachte, desto lustiger kam es ihm vor) zur Küchentür. Ihm war heiß, und er fühlte sich fiebrig, er war ebenso entsetzt wie übermütig. Schön sitzen bleiben. Heilige Filzlaus!
2
Biber hörte Jonesy kichern, während er den Raum durchquerte, und hörte ihn immer noch kichern, als er die Hütte verließ. Trotz allem war Biber froh, dieses Geräusch zu hören. Für Jonesy war es wegen seines Unfalls ein schlimmes Jahr gewesen – zuerst hatten sie alle eine Zeit lang gedacht, er würde nicht durchkommen, und das war schrecklich, der arme Jonesy war noch nicht mal achtunddreißig. Es war auch ein schlimmes Jahr für Pete gewesen, der zu viel trank, ein schlimmes Jahr auch für Henry, der manchmal so gespenstisch abwesend wirkte, was Biber nicht verstand und was ihm gar nicht gefiel … Und jetzt konnte man wohl auch sagen, dass es auch für Biber Clarendon ein schlimmes Jahr war. Es war natürlich nur einer von 365 Tagen, aber man stand ja nicht einfach morgens auf und rechnete damit, dass nachmittags ein Toter nackt in der Badewanne lag und man selber auf dem Toilettendeckel hockte, um etwas, das man noch nicht mal gesehen hatte, daran zu hindern –
»Nein«, sagte Biber. »Daran denkst du jetzt nicht, okay? Daran denkst du jetzt einfach nicht.«
Und das musste er ja auch nicht. Jonesy würde in ein oder zwei, allerhöchstens drei Minuten mit dem Isolierband wiederkommen. Fragte sich nur, woran er denken wollte, bis Jonesy wiederkam? Wohin konnte er mit seinen Gedanken, wo fühlte er sich wohl?
Zu Duddits. Wenn er an Duddits dachte, ging es ihm immer gut. Und zu Roberta. Es war auch schön, an sie zu denken. Ja, zweifellos.
Biber erinnerte sich lächelnd an die kleine Frau in dem gelben Kleid, die an jenem Tag vor ihrem Haus in der Maple Lane gestanden hatte. Und sein Lächeln wurde breiter, als er sich daran erinnerte, wie die Frau sie erblickt hatte. Auch sie nannte ihren Sohn so. Sie nannte ihn
3
»Duddits!«, ruft sie, eine kleine, schon grau werdende, zierliche Frau in einem Kleid mit Blumenmuster, und läuft dann auf dem Gehsteig auf sie zu.
Duddits ist bis dahin frohgemut mit seinen neuen Freunden gegangen und hat dabei wie ein Weltmeister vor sich hin geschwatzt, hat seine Scooby-Doo-Lunchbox in der linken Hand gehalten und mit der rechten Jonesys Hand und hat sie freudig vor und
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