Duden - Bücher, die man kennen muss. Klassiker der Weltliteratur
Schriftstellerin 1 *18.3.1929 in Landsberg/Warthe 1
Studium der Germanistik 1 Redakteurin 1 ab 1962 freie Schriftstellerin
Christa Wolfs Werk ist eng mit den Lebenserfahrungen im geteilten
Deutschland verknüpft. In Ost und West fand ihr Werk gleichermaßen Anerkennung. Sprachlich realitätsnahe und psychologisch detaillierte Schilderungen verbinden sich in Wolfs Werk häufig mit der
Verarbeitung antiker Motive und Mythen. Ein zentrales Thema ist
der Konflikt zwischen Individualität und Kollektivismus.
Nach einem Studium der Germanistik in Jena und Leipzig war
Wolf zunächst als Redakteurin und Lektorin tätig. 1962 begann sie,
als freie Schriftstellerin zu arbeiten. 1949-89 war sie Mitglied der
SED und geriet wegen ihrer kritischen Haltung mehrmals in Konflikt mit der Parteiführung. In ihren anfänglich starken Optimismus
für den erfolgreichen Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft streuten sich verstärkt Zweifel, die sie in dem Geteilten Himmel (1963) literarisch fasste. Für kurze Zeit Stasiinformantin, wurde die Autorin
selbst jahrelang von der Staatssicherheitsbehörde überwacht. Die
Erzählung Was bleibt (1990), in der sie diese Erfahrungen nach dem
Mauerfall verarbeitete, löste heftige Diskussionen über die Position
der Intellektuellen in der DDR aus. Von der Art der Auseinandersetzung über ihre Tätigkeit für die Stasi getroffen, verbrachte Wolf in
den frühen 199oer-Jahre einige Zeit auch in den USA. Um ein umfassendes Urteil zu ermöglichen, publizierte sie ihre eigenen Stasiakten in Akteneinsicht Christa Wolf (1993). Stadt der Engel oder The
Overcoat of Dr. Freud (2010) ist eine literarische Aufarbeitung ihrer
Lebenserfahrungen, nicht zuletzt der politischen Konflikte. Als Roman angekündigt, sah die Kritik hierin vornehmlich eine autobiografische Geschichte.
Mit feministischen Positionen setzte sich Wolf vor allem in den
Romanen Kassandra (1993) und Medea. Stimmen (1996) auseinander.
Der geteilte Himmel DeutschsprachigeErstausgabe1963
(DDR; 293 Seiten),1964 (BRD) 1 Form Erzählung 1 Epoche Gegenwart
Nach ihrem literarischen Debüt mit der Moskauer Novelle (1961), die
nur in der DDR veröffentlicht wurde, schrieb Christa Wolf 1963 mit
dem Geteilten Himmel ihre erste Erzählung, die in beiden deutschen
Staaten starke Beachtung fand. Hier behandelt sie als eine der ersten
Autoren der DDR den Mauerbau (1961). Angeregt durch das Kulturprogramm »Bitterfelder Weg« setzt sich Der geteilte Himmel mit
der Arbeitswelt und ihren Produktionsbedingungen auseinander,
sprengt dabei aber die engen Grenzen des sozialistischen Realismus.
Inhalt Im August 1961 erwacht die 20-jährige Rita Seidel nach einem Zusammenbruch im Krankenhaus und wird in ein Sanatorium überwiesen. Während ihrer Genesung rekapituliert sie die Ereignisse der letzten zwei Jahre: Als Büroangestellte in einem kleinen
Dorf lernt sie den zehn Jahre älteren Chemiker Manfred Herrfurth
kennen, und die beiden verlieben sich ineinander. Rita wird für ein
Lehrerseminar angeworben und nutzt die Gelegenheit, zu Manfred
nach Halle/Saale zu ziehen, wo sie ein Arbeitspraktikum in einem
Waggonwerk beginnt. Sie identifiziert sich mit den Arbeitern und
ihren Aufgaben, vor allem der charismatische Brigardier Metternagel weckt in ihr die Bereitschaft, sich für den Aufbau des Sozialismus
zu engagieren. Ihr Verlobter steht hingegen der DDR kritisch gegenüber. Als eine von ihm entwickelte technische Neuerung von den
Planungsbehörden nicht berücksichtigt wird und abermals seine
Frustration wächst, kehrt Manfred ohne Ankündigung von einem
Chemikerkongress in Westberlin nicht zurück - in der Annahme,
dass Rita ihm folgen wird. Bei einem Besuch im Westen fühlt Rita
sich fremd - wenige Tage vor dem Mauerbau fährt sie nach Halle
zurück, wo sie kurz darauf bei einem Einsatz im Waggonwerk zusammenbricht. Nach dem Aufenthalt im Sanatorium findet sie erneut die Kraft, sich den Lebensbedingungen ihres Heimatstaates zu
stellen.
Wirkung Wolf beschreibt in ihrer Erzählung die Schwierigkeiten des geteilten Deutschlands mit den bis in das Privatleben hineinreichenden Auswirkungen. Ihre Schilderungen entspringen der
gesellschaftlichen Realität einer im Aufbau befindlichen DDR, die
mit dem Mauerbau nach den Aufständen von 1953 die zweite große
Krise erlebte. Die Dialoge etwa unter den Arbeitern im Waggonwerk bilden eine unmittelbare Auseinandersetzung mit der politischen Wirklichkeit. Die Autorin steht dabei
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