Duden - Bücher, die man kennen muss. Klassiker der Weltliteratur
das Gesamtwerk des Autors
diesem Grundanliegen folgt.
Dshamilja OT Dzamilja 1 OA1958 1 Deutschsprachige Erstausgabe
1962 (65 Seiten) 1 Form Erzählung 1 Epoche Moderne
In seiner frühen Erzählung Dshamilja, die Louis Aragon in seinem
Vorwort zur französischen Ausgabe (1959) als »schönste Liebesgeschichte der Welt« bezeichnet, veranschaulicht Tschingis Aitmatow
die Spannung zwischen mittelasiatischer Tradition und europäischkommunistischem Fortschritt. Zum Werk von dichterischem Rang
wird die anekdotische Erzählung, die Aitmatow am Maxim-GorkiLiteraturinstitut in Moskau als Diplomarbeit schrieb, durch lyrische
Elemente. Die Naturschilderungen faszinieren ebenso wie die Darstellung von orientalisch-traditionellen und modernen Lebensformen.
Inhalt Dshamilja schildert eine Liebesgeschichte, die sich in der
Zeit des Zweiten Weltkriegs in einem kleinen Aul (Dorfsiedlung) in
Kirgisien zuträgt. Der 15-jährige Said erzählt diese Geschichte seiner
jungen, verheirateten Schwägerin Dshamilja und dem früheren Soldaten Danijar.
Während der ungeliebte Ehemann Sadyk in der Sowjetarmee
dient, lernt die hübsche und selbstbewusste Dshamilja den scheuen,
träumerischen Frontheimkehrer Danijar kennen und lieben. Der
junge Said, Stiefbruder Sadyks, erzählt mit den Augen eines Kindes,
das noch nichts von der Liebe weiß, das aber zu verstehen beginnt,
was die beiden verbindet. Nachdem die Liebesbeziehung lange unausgelebt geblieben war und schließlich nur geheim geführt werden konnte, sagt sich Dshamilja aus Liebe zu Danijar von ihrem
Heimatort, ihren familiären Bindungen und der traditionellen Sitte
los. Beide ziehen in die Ferne. Said versteht als Einziger die Beweggründe des verfemten Paars. Dessen Liebe offenbart sich ihm als ein
Gefühl, das er nur mit den Mitteln der Kunst auszudrücken vermag.
Said fertigt am Tag des Abschieds ein Bild an, das ihn an die beiden
erinnert. Auch er verlässt das Dorf, um die Kunstschule zu besuchen,
und findet seine Berufung in der Malerei.
Aufbau Die Handlung der Erzählung ist schlicht gehalten und
wird in anekdotischer Weise entwickelt. Ihren Zauber gewinnt die
Geschichte vor allem durch die empfindsame, lyrische Sprache und
zahlreiche detaillierte Naturschilderungen. Anfang und Ende der
Erzählung sind von der Bezugnahme Saids auf das Bild gerahmt,
mit dem er malerisch ausdrückt, was seiner Ansicht nach in Worten
teilweise nicht ausdrückbar ist. Dabei werden traditionelle orientalische Lebensformen und moderne Auffassungen von einem selbstbestimmten Leben eindrucksvoll einander gegenübergestellt.
Wirkung Dshamilja wurde von der Kritik begeistert aufgenommen und gehört zu den meistübersetzten Werken der Sowjetliteratur. Die Erzählung ist mehrfach verfilmt worden, u. a. von Irina
Poplavskaja (UdSSR, 1969; mit Natalja Arinbassarowa als Dshamilja) sowie Monica Teuber und Irina Sodorowa (Großbritannien/
Deutschland, 1994; in den Hauptrollen: Linh-Dan Pham, Jason Connery und F. Murray Abraham).
deutscher Schriftsteller 1 *16.1o.1927 in Danzig 11965 Gewinner des
Georg-Büchner-Preises 1 1994 Großer Literaturpreis der Bayerischen
Akademie der Schönen Künste 11999 Nobelpreis für Literatur
Als Sohn eines Lebensmittelhändlers in Danzig geboren, besuchte
Grass das dortige Gymnasium Conradinum. Am Ende des Zweiten
Weltkriegs wurde er noch als Flakhelfer eingezogen und im November 1944 zur io. SS-Panzer-Division »Frundsberg« der Waffen-SS
einberufen. 1945 geriet er in Bayern in amerikanische Kriegsgefangenschaft, aus der er 1946 entlassen wurde. Nachdem er als Landarbeiter und im Bergbau tätig gewesen war, studierte er 1948-52 Bildhauerei und Grafik an der Kunstakademie in Düsseldorf, 1953-56
Bildhauerei bei Karl Hartung (1908-67) an der Berliner Akademie
der Schönen Künste. In dieser Zeit versuchte er sich auch erstmals
als Autor.
1955 wurde Grass Mitglied der »Gruppe 47«, deren Literaturpreis
er 1958 für Die Blechtrommel erhielt. Nach einem dreijährigen Aufenthalt in Paris gab er seine bildhauerische Arbeit auf und zog 1960
nach Westberlin. 1961-72 unterstützte Grass aktiv den Wahlkampf
des SPD-Spitzenkandidaten Willy Brandt (1913-92). SPD-Mitglied
wurde er erst 1982; aus Protest gegen die Asylpolitik der Partei trat
er 1992 wieder aus. Seit 1987 wohnt Grass in Behlendorf bei Mölln.
Günter Grass gilt als der weltweit bedeutendste lebende deutschsprachige Autor. In allen literarischen Gattungen zu Hause,
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