Duden - Bücher, die man kennen muss. Klassiker der Weltliteratur
drei
Kinder des Ehepaares sowie der zahlreichen unehelichen Abkömmlinge. Der Erzähler beschreibt Eifersucht und Inzest, unerfüllte Fantasien sowie die fatale Sinnlichkeit und Vitalität der Männer und die
Klugheit der Frauen. Immer wieder kommt er jedoch auf die beiden Kernthemen des Romans zurück: die im Kolumbien des 19. und
20. Jahrhunderts allgegenwärtige Gewalt und die alle Mitglieder der
Familie Buendia in der einen oder anderen Weise prägende Einsamkeit. Letztendlich erfüllt sich die von Melquiades, dem Zigeuner, niedergeschriebene Prophezeiung: Der Letzte der Sippe - her vorgegangen aus einer inzestuösen Beziehung - kommt mit einem
Schweineschwanz zur Welt, kurz bevor ein »biblischer Taifun« den
Ort und alles Leben in ihm für immer auslöscht.
Einen streng chronologischen Aufbau meidet der Roman. Vielmehr vermischen sich in Hundert Jahren Einsamkeit Vergangenheit
und Gegenwart in den Untiefen der Überlegungen und bildreichen
Beobachtungen des Romans. So heißen die Söhne der Familie von
Generation zu Generation immer abwechselnd Arcadio oder Aureliano. Die Namen korrespondieren dabei mit den wiederkehrend jeweils unterschiedlichen Eigenschaften der männlichen Vertreter der
von einer schier unüberwindbaren Einsamkeit geprägten Familie
Buendia, ergeben aber ein letztlich kaum durchschaubares und bisweilen absichtlich verwirrendes Vexierspiel der Generationen. Biblische Elemente, Begebenheiten aus der kolumbianischen Geschichte
und Anekdoten, in die zum Teil die vom kolumbianischen Volksglauben geprägten Erzählungen seiner Großmutter einfließen, stellt
der Autor nebeneinander. Fantastisch-magische und realistische
Momente wechseln einander ab. So entsteht ein dichtes, vielschichtiges Porträt einer Familie, eines Ortes und eines Landes.
Wirkung Der 1967 zunächst in Buenos Aires, Argentinien, veröffentlichte Roman von Gabriel Garcia Märquez, der sich bis zu diesem Zeitpunkt vor allem durch Erzählungen und Kurzgeschichten
einen Namen gemacht hatte, löste einen weltweiten Boom lateinamerikanischer Literatur aus. Hundert Jahre Einsamkeit wurde allgemein hochgelobt und in über 20 Sprachen übersetzt. In nur zwei
Jahren erschienen zwölf Auflagen und in all den Jahren danach unzählige Interpretationen. Der Autor selbst sprach indes in einem Interview von diesem Werk als einem eher oberflächlichen Buch, das
längst nicht sein Bestes sei. Eine Verfilmung des Romans scheiterte
bislang an der ablehnenden Haltung des Autors.
deutscher Schriftsteller 1 *18.3.1926 in Lyck (Ostpreußen), heute EI k,
Polen 1 Soldat im Zweiten Weltkrieg 1 Studium der Philosophie und
Literaturwissenschaft 1 ab1951 freier Schriftsteller 11988 Friedenspreis
des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels
In einem umfangreichen Euvre, das Romane, Erzählungen, Hörspiele und Essays umfasst, verarbeitet Lenz Folgen des Zweiten Weltkriegs und Themen der deutschen Nachkriegsgesellschaft.
Bereits im Alter von 17 Jahren war Lenz als Soldat in Dänemark
stationiert, wo er desertierte und in Gefangenschaft kam. Nach
Kriegsende studierte Lenz Philosophie, Anglistik und Literatur in
Hamburg und arbeitete als Redakteur für Die Welt sowie für den
Rundfunk. Seit 1951 lebt das ehemalige Mitglied der »Gruppe 47«
als freier Schriftsteller in der Hansestadt. Der unbestechliche Realist,
der »durch Darstellung ans Licht bringen« will, schreibt über Gewalt,
Zerstörung und Vertreibung, von missbrauchter Euphorie und sinnlosem Sterben.
Neben seinen Leistungen als Romancier wird Lenz vor allem als
Meister der kleinen erzählenden Form geschätzt. Hierzu zählt die
Sammlung Lehmanns Erzählungen oder So schön war mein Markt
(1964) als Aufarbeitung seiner persönlichen Schwarzmarkterfahrungen nach dem Zweiten Weltkrieg.
Trotz klarer Positionen als politisch engagierter Schriftsteller
und bekennender Sozialdemokrat ließ sich Lenz nicht von der Politik vereinnahmen. Literatur muss nach seiner Ansicht »unfriedlich
sein« und erfüllt so die Funktion des ethischen Gewissens in einer
zur Humanität verpflichteten Gesellschaft. Häufig richtet Lenz dabei den Blick auf Menschen jenseits des gesellschaftlichen Machtbetriebs, so auch in dem Roman Fundbüro (2003). Das Buch erzählt
von einem Mann, der sich dem beruflichen Aufstieg verweigert und
sich darin genügt, in einem Fundbüro der Bahn tätig zu sein.
Für Werk und Engagement erhielt Lenz u. a. den Thomas-MannPreis und 1999 den
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