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Duden - Bücher, die man kennen muss. Klassiker der Weltliteratur

Duden - Bücher, die man kennen muss. Klassiker der Weltliteratur

Titel: Duden - Bücher, die man kennen muss. Klassiker der Weltliteratur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: unknown
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Goethe-Preis.

    Deutschstunde OA 1968 1559 Seiten 1 Form Roman 1
Epoche Gegenwart
    Ein deutsches Phänomen macht Siegfried Lenz zum Thema seines
1968 erschienenen Romans Deutschstunde, seinem erfolgreichsten
Werk. Er erteilt eine modellhafte Lektion über die fatalen Folgen unreflektierten Pflichtbewusstseins. Blindes Mitläufertum wird als gefährliche Scheintugend bloßgestellt.
    Inhalt In den 195oer-Jahren soll der inhaftierte Icherzähler Siggi
Jepsen einen Aufsatz verfassen - über die Freuden der Pflicht.
Zwangsläufig kommt ihm sein Vater Jens Ole Jepsen in den Sinn,
der in der NS-Zeit pflichtbeflissen Dienst als Polizeiposten im fiktiven Dörfchen Rugbüll tat. Von der Flut der Erinnerungen überwältigt, findet Siggi keinen Anfang. Als Folge des letztlich leeren Heftes
muss Siggi wegen Aufsässigkeit eine Einzelhaft verbüßen.
    Unter verschärften Bedingungen schreibt er nun wie besessen
seine Geschichte: Sie beginnt im Jahr 1943, als der Vater - von oberster Stelle beauftragt - ein verhängtes Malverbot gegen den Künstler
Max Ludwig Nansen zu überwachen hat. Ein Auftrag, den der Ordnungshüter zunächst zögerlich, dann umso strenger und unbarmherziger erfüllt - »Befehl ist Befehl«. Auf die erhoffte Mithilfe des
Sprösslings kann er nicht zählen, jener entfernt sich vielmehr, wird
zum Verbündeten des Malers, warnt diesen und versteckt seine Bilder vor dem Zugriff des uniformierten Vaters. Der Pflichtmechanismus des Polizisten nimmt geradezu paranoide Züge an: Das NS-Regime ist am Ende, das Malverbot längst außer Kraft, doch der Vater
hört nicht auf, Nansen zu verfolgen. Ebenso zwanghaft hört auch der
Sohn nicht auf, den Künstler vor dem Vater zu schützen. Er stiehlt
schließlich Nansens Gemälde und muss ins Gefängnis. Nach Abgabe der Strafarbeit ist sich Siggi sicher, die Strafe stellvertretend für
den Vater abgesessen zu haben.

    Aufbau Der Roman gliedert sich in eine Rahmenerzählung, in der
der inzwischen 21-jährige Siggi im Jahr 1954 als Insasse der Jugendstrafanstalt anhand der Strafarbeit die Ereignisse der Jahre 1943 und
folgende Revue passieren lässt. Somit bildet die Erinnerung an den
eskalierenden Vater-Sohn-Konflikt die Haupthandlung. Als erlebendes und schreibendes Ich verknüpfen sich in der Figur des Siggi
Jepsen nicht nur beide Zeitebenen. Auch beginnt Jepsen seine Rolle
zu reflektieren.
    Im Zuge eines objektivierenden Niederschreibens und Bewusstmachens vollzieht der jugendliche Protagonist einen Reifeprozess.
So wird das Buch von Lenz zur Initiationsgeschichte, mehr noch:
zum Entwicklungsroman. Am Schluss des Romans ist Siggi gereift,
wenn auch nicht geläutert. Noch kann er nicht viel Neues mit seiner wiedererlangten Freiheit anfangen: »Etwas Neues? Was soll das
sein?«
    Wirkung Das Buch gilt bis heute als eine der ersten und wichtigsten literarischen Aufarbeitungen des Dritten Reichs. Verstanden als
Demaskierung eines pervertierten Pflichtbegriffs und gelobt als so
bahnbrechende wie befreiende künstlerische Auseinandersetzung,
ist das Werk nicht im Stil einer Moralpredigt verfasst. Vielmehr arbeitet es in einer poetisch-menschlichen, für Lenz typischen Art Geschichte auf und hinterfragt diese. Es spiegelt das Bemühen vieler
Nachkriegsschriftsteller, politischer Wiederholungsgefahr literarisch entgegenzuwirken. Kritiker bemängeln bei aller epischen Solidität des Romans Schwächen in der formalen Konstruktion, aber
auch eine angestrengt traditionell-moralisierende Grundhaltung.
Aus heutiger Sicht kann das Buch auch als Zeitdokument für die Vater-Sohn-Konflikte der 1968er-Generation gelesen werden. Zur Popularität des Romans trug auch Peter Beauvais' 1972
bei.

     

ungarischer Schriftsteller 1 *9.11.1929 in Budapest 11997 Leipziger
Buchpreis zur europäischen Verständigung 1 2002 Nobelpreis
für Literatur

    Mit dem Roman eines Schicksallosen machte sich Imre Kertesz einen Namen als bedeutender Schriftsteller der Gegenwart. Das Werk
gilt als eines der literarischen Schlüsseldokumente der Überlebenden des Holocaust. 1944 wurde Kertesz nach Auschwitz deportiert,
von dort nach Buchenwald gebracht und 1945 befreit.
    Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte Kertesz 1948 sein Abitur ablegen. Er arbeitete anschließend als Journalist bei einer Tageszeitung,
bis er 1951 von der kommunistischen Leitung wegen mangelnder
einschlägiger Gesinnung entlassen wurde. Seit 1953 ist Kertesz freier
Schriftsteller. Er verfasste zunächst Libretti und

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