Duden - Bücher, die man kennen muss. Klassiker der Weltliteratur
des nur schwer ins Deutsche
zu übertragenden Dreireims. Der Aufbau der drei Reiche entspricht
dem ptolemäischen Weltbild: Um die im Mittelpunkt ruhende Erde
kreisen neun Sphären, über denen sich der Sitz Gottes befindet, das
Empyreum. Die in neun Kreisen sich trichterartig nach unten verengende Hölle reicht bis zum Erdmittelpunkt, an dem Luzifer seinen
Sitz hat. Gegenüber dem Höllentrichter erhebt sich auf der anderen
Erdseite der ebenfalls neunfach gestufte Läuterungsberg, auf dessen
Gipfel sich das irdische Paradies befindet. Der klaren topografischen
Struktur folgt die strenge Einteilung der büßenden Seelen auf verschiedenen Stufen der Jenseitsreiche, je nach Sünden oder Verdiensten.
Wirkung Bei der Göttlichen Komödie handelt es sich um den seltenen Fall einer Dichtung, die den Beginn einer Nationalliteratur
bildet und zugleich ihr Hauptwerk geblieben ist. Seit ihrer Wiederentdeckung durch die deutsche und italienische Romantik ist ihre
Popularität ungebrochen. Sie wurde in fast alle lebenden Sprachen
sowie ins Lateinische, Griechische und Esperanto übersetzt. Bis in
die Gegenwart gehört sie zum europäischen Bildungskanon. Zahlreiche Episoden haben sich literarisch verselbstständigt und sind ihrerseits Grundlage von Literatur, Musik (u. a. bei Franz Liszt, Giacomo Puccini), bildender Kunst (u. a. bei Sandro Botticelli, Eugene
Delacroix, William Blake, Salvador Dali, Auguste Rodin) und Film
(Hinter dem Horizont, USA 1998; Regie: Vincent Ward) geworden.
italienischer Dichter und Humanist 1 *1313 in Certaldo (bei Florenz) 1
t21.12.1375 in Certaldo/Florenz 1 ab1332 Studium in Neapel 1
um 1340 Tätigkeit als Notar und Richter 1 ab 1873 Vorlesungen in Florenz
über die Göttliche Komödie von Dante Alighieri
Giovanni Boccaccio, Sohn eines florentinischen Kaufmanns und einer adeligen Französin, verfasste schon mit zehn Jahren erste Gedichte. 1327 kam er nach Neapel um Kaufmann zu werden, wandte
sich 1332 dem Studium des kanonischen Rechts und dann der klassischen lateinischen Dichtung zu. Um 1340 war Boccaccio wieder
in Florenz, arbeitete als Notar und Richter. 1346 schuf er sein bestes
Frühwerk, das idyllische Gedicht Ninfalefiesolano. Sein Meisterwerk,
Das Dekameron, begann er nach der Pest 1348 zu verfassen, der auch
sein Vater zum Opfer fiel.
1350 erhielt Boccaccio den Auftrag, Petrarca zur Übernahme einer Professur in Florenz einzuladen. Es entwickelte sich eine tiefe
Freundschaft mit dem Humanisten, mit dem er gemeinsame Studien betrieb. Boccaccio veranlasste die erste vollständige Übersetzung Homers in die lateinische Sprache und setzte sich für das Studium des Griechischen ein. Ab 1373 hielt er in Florenz Vorlesungen
über die Göttliche Komödie von Dante, dessen Vita er verfasst hatte
(Das Leben Dantes, 1360 entstanden). Aufgrund gesundheitlicher
Probleme konnte er die Vorlesungen jedoch nur bis zum 17. Gesang
der Hölle fortsetzen. Die Stadt Florenz betraute ihn verschiedentlich
mit politischen Ämtern und Gesandtschaften
Boccaccio zählt mit Dante Alighieri und Francesco Petrarca zum
Dreigestirn der italienischen Literatur des 14. Jahrhunderts. Er schuf
die ersten bukolischen (Hirten-)Dichtungen in italienischer Sprache
und erhob die Stanze zur Versform des italienischen Epos. Mit seinem Hauptwerk Das Dekameron begründete er die italienische Novelle.
Mit seinem Hauptwerk, einer der bedeutendsten Schöpfungen der
Literatur, schuf Giovanni Boccaccio das Ur- und Vorbild der abendländischen Prosa, aus dessen reicher Quelle Generationen von Dramatikern und Erzählern schöpften. Die besondere Leistung Boccaccios ist aber vor allem in der Legitimierung der sinnlichen Liebe und
weltfreudigen praktischen Moral zu sehen, die Das Dekameron von
der mittelalterlichen und von der antiken Tradition abgrenzt und
lange Zeit unübertroffen blieb.
Inhalt Das Dekameron enthält »hundert Geschichten, Fabeln, Parabeln oder wirkliche Begebenheiten«, so Boccaccio, »die zur verderblichen Zeit der letzten Pest von sieben Damen und drei jungen
Männern erzählt wurden.« Hinzugefügt sind »einige Liedlein,... die
eben jene Damen zu ihrer Lust gesungen haben«.
Aufbau Der Titel Dekameron, aus dem griechischen deka (zehn)
und hemera (Tag) gebildet, verweist auf die zyklische Form der Novellensammlung: Zehn junge Adlige erzählen an zehn Tagen jeweils
zehn Geschichten. Mit der alten heiligen Zahl Zehn war Boccaccio
durch das ptolemäische Himmelssystem
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