Duden - Bücher, die man kennen muss. Klassiker der Weltliteratur
Anzüglichkeiten, seit etwa 1920 aber ist seine Aktualität unbestritten.
Für Milan Kundera war Tristram Shandy »der modernste Roman
des 18. Jahrhunderts«. Indem Sterne dem Bewusstsein des Helden
als erzählerischem Strukturprinzip den Vorrang vor einer chronologischen Darstellung einräumte, wies er bereits auf den Roman der
Moderne voraus, wie ihn James Joyce und Virginia Woolf erarbeiteten.
schweizerisch-französischer Philosoph und Schriftsteller 1 *28.6.1712
in Genf 1 t2.7.1778 in Ermenonville bei Paris 1 ab173o auf Wanderschaft durch die Schweiz, Italien und Frankreich 1 konvertierte zeitweilig zum katholischen Glauben 11750 Preis der Akademie von Dijon
Jean-Jacques Rousseau verlebte eine schwierige Kindheit. Der Sohn
eines protestantischen Uhrmachers verlor seine Mutter kurz nach
der Geburt. Der Vater gab seinen Sohn 1722 in die Obhut seines Onkels, der den Jungen zu dem Pfarrer Lambercier in Bossey zur Erziehung schickte. Sechzehnjährig verließ Rousseau seine Vaterstadt.
1732 ließ er sich bei seiner Gönnerin und späteren Geliebten Madame de Warens in Chambery nieder. Sie veranlasste ihn dazu, zum
katholischen Glauben zu konvertieren. Seine Bildung eignete sich
Rousseau vor allem als Autodidakt an. Er betrieb Studien zur Philosophie, Theologie, Musik und zu Naturwissenschaften. Während
seiner Wanderjahre (1730-41), die ihn von Genf nach Italien und
Frankreich führten, wurde er mit den tiefen sozialen Gegensätzen
der herrschenden Gesellschaft konfrontiert.
1745 ließ sich Rousseau in Paris nieder, wo er im Kreis der Enzyklopädisten verkehrte. Durch seine in Dijon preisgekrönte Abhandlung über die Frage: Hat das Wiederaufleben der Wissenschaften und
Künste zur Besserung der Sitten beigetragen? (1750) wurde er über
Nacht berühmt. Der sich immer weiter vertiefende weltanschauliche
Gegensatz zu den Enzyklopädisten führte 1775 zum Bruch. 1762 entstand seine berühmteste politische Schrift Über den Gesellschaftsvertrag. Rousseau folgte einer Einladung von David Hume (1711-76)
nach England, kehrte aber bereits 1767 nach Frankreich zurück. 1770
vollendete er sein Werk Die Bekenntnisse, in dem er sein Leben darstellt und deutet.
Rousseau ist einer der wichtigsten französischen Schriftsteller
und Philosophen des 18. Jahrhunderts. Er gilt als einer der ideellen Wegbereiter der Französischen Revolution und als einer der bedeutendsten Pädagogen der Neuzeit. Mit seiner Erziehungstheorie beeinflusste Rousseau Pädagogen wie Johann Heinrich Pestalozzi
(1746-1827) und Friedrich Fröbel (1782-1852) sowie mit seinen politischen Gedanken u. a. Immanuel Kant, Goethe und Schiller.
Emile oder Über die Erziehung OT Emile ou de I'education 1
OA 1762 1 Deutschsp rach ige E rsta usga be 1762 (4 Bände; insgesamt
1168 Seiten) 1 Form Erziehungsroman 1 Epoche Aufklärung
Der Erziehungsroman Emile oder Über die Erziehung von JeanJacques Rousseau übte großen Einfluss auf die Entwicklung der Pädagogik aus. Seine immense Wirkung verdankt das Buch der Kraft
seiner Gedanken und Macht seiner Sprache. Der Erziehungsroman,
den Goethe als das »Naturevangelium der Erziehung« bezeichnet
hat, stellt den ersten großen und gleichzeitig unübertroffenen Entwurf des neuzeitlichen subjektivistischen Menschenverständnisses
dar. Erzieherische Prinzipien Rousseaus wie entwicklungsgerechtes,
erlebnis- und lustbetontes, spielerisches und aktives Lernen gehören
auch heute noch zu den Grundlagen reformpädagogischer Ansätze.
Inhalt Rousseau entwickelteinModelleinernatürlichenErziehung.
Ein Hauptanliegen seines Werks ist die Lebensreform, die Erneuerung des Menschen und der Gesellschaft. Nach Rousseaus Ansicht
wird die Gesellschaft insgesamt eine bessere, sprich menschlichere,
wenn man den Einzelnen entsprechend erzieht. Es gibt drei Erzieher,
die Natur (ermöglicht die Reifeprozesse, die zum Lernen nötig sind),
die Dinge (ermöglichen das Ausloten der eigenen Fähigkeiten) und
die Menschen (vermitteln zwischen den Lernprozessen und den sie
bedingenden Reifeprozessen). Grundlagen seiner Erziehungstheorie sind der Glaube an das Gute im Menschen und an die Existenz
von Entwicklungsperioden des Kindes mit je eigenen Gesetzmäßigkeiten.
Rousseau unterscheidet vier Entwicklungsperioden: Säugling bzw.
Kleinkind (bis2Jahre,1.Buch), Kindesalter (2-12 Jahre, 2. Buch), Kna benalter (12-15 Jahre, 3. Buch) und Jünglingsalter (15 Jahre bis Heirat, 4. Buch). Im »Glaubensbekenntnis des
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