Duden - Bücher, die man kennen muss. Klassiker der Weltliteratur
seinem eigenen Harpunenseil in die Tiefe gerissen wird. Nur Ismael überlebt die Katastrophe-an den Sarg geklammert, den Quiqueg für sich gezimmert hatte.
Aufbau Der in 135 Kapitel und einen Epilog gegliederte Roman
handelt nicht in erster Linie von der Jagd auf Moby Dick - die Schilderung dieses Ereignisses nimmt nur die letzten drei Kapitel ein. Im
Vordergrund stehen das archetypische Motiv der »quest«, der Suche,
und zwei Figuren, die unterschiedliche Arten der Suche verkörpern:
der Icherzähler Ismael und Ah ab.
Die »quest« lässt sich unterschiedlich interpretieren, etwa mythologisch als Rebellion gegen die göttliche Ordnung, als Hybris im
christlichen Sinn, psychologisch als Erkundungsfahrt ins Unbewusste oder philosophisch als Suche nach dem Wesen der Dinge. Ein dichtes Netz entsprechender Anspielungen und Zitate überzieht
den Roman, der dadurch einen enzyklopädischen Zug erhält.
Enzyklopädisch mutet auch Ismaels Art der Suche an; er verkörpert ein Expertentum, das nichts versteht. Seinen Bericht über
die Fahrt der »Pequod« unterbricht er immer wieder mit verarbeitungstechnischen, naturwissenschaftlichen, historiografischen und
mythologischen Ausführungen über den Wal. Er beherrscht das Material jedoch nicht wirklich, sondern imitiert nur die Sprachen der
verschiedenen Wissensgebiete. Melville erweist sich in diesen Kapiteln als Parodist vom Rang eines Laurence Sterne oder Jean Paul.
Ahabs Art der Suche hingegen ist die Aktion; er will handeln, »die
Maske [des Sichtbaren] zerschlagen«, und stürzt sich so ins Verderben. Melville setzt die verschiedensten Mittel ein, um der Figur titanische Dimension zu verleihen: Es finden sich Anspielungen auf
Prometheus und Faust, bühnenhafte Szenen, Monologe im Stil von
Shakespeare und eine heroisch-pathetische Sprache.
Beide Suchenden scheitern, doch Ismael gelangt schließlich zu
der Einsicht: »... ich kenne ihn [den Wal] nicht und werde ihn niemals kennen.« Er kapituliert vor dem »nie zu fassenden Trugbild des
Lebens«, das er in der Geschichte von Moby Dick gespiegelt sieht.
Wirkung Zu Lebzeiten Melvilles stieß Moby Dick auf geteilte Zustimmung. Nicht alle Leser verstanden sogleich die komplexe Struktur des Werks, manche betrachteten es als formlos, einige erklärten den Autor schlicht für verrückt. Heute jedoch wird Moby Dick
in einem Atemzug mit den großen Romanen der Weltliteratur genannt. Seine Popularität verdankt er zahlreichen Kinderbuchadaptionen sowie der Verfilmung von 1956 unter der Regie von John Huston und mit Gregory Peck in der Rolle des Ahab. Danach wurde der
Roman mehrfach für Leinwand (u. a. 1998 von Franc Roddam; in der
Hauptrolle: Patrick Stewart), Bühne (u. a. 2004 von Raoul Gehringer
für die Kinderoper Moby Dick) oder Hörspiel (z. B. 2002 von Klaus
Buhlert für den Bayerischen Rundfunk) adaptiert.
amerikanische Schriftstellerin 1 *14.6.18ii in Litchfield (Connecticut) 1
t1.7.1896 in Hartford (Connecticut) 1 Lehrerin an einer Mädchenschule
in Boston 1 1832 Übersiedlung nach Cincinnati (Ohio) 1 ab1864 Wohnsitz in Hartford
Harriet Beecher Stowe, die sich in ihren Werken für die Aufhebung
der Sklaverei in den Südstaaten und für die Rechte der Frauen engagierte, gehört zu den berühmtesten Schriftstellerinnen der amerikanischen Literaturgeschichte.
Beecher Stowe wuchs als Tochter des angesehenen Theologen
Lyman Beecher in einem gut situierten, politisch aktiven Haushalt
auf. Sie wurde nach kalvinistischen Wertvorstellungen erzogen. Zunächst war sie Schülerin, später Lehrerin in der von ihrer älteren
Schwester in Boston gegründeten Mädchenschule. 1832 siedelte sie
mit ihrer Familie nach Cincinnati (Ohio) über, wo ihr Vater als Präsident des theologischen Lane-Seminars beschäftigt war. 1836 heiratete sie Calvin E. Stowe, der als Professor der Theologie tätig war.
Während sie sich zunehmend kritisch gegenüber einem strengen
Kalvinismus zeigte, blieb ihr Handeln und Schreiben von Pflichtgefühl und puritanischen Moralvorstellungen geprägt.
In Cincinnati begegnete Beecher Stowe erstmals entflohenen
Sklaven, da im angrenzenden Staat Kentucky die Haltung von Sklaven gestattet war. Bis dahin hatte sie als Autorin insbesondere Erzählungen und Zeitschriftenartikel verfasst, häufig im thematischen
Bezug zu ihrer Heimat Neuengland. 1850 begann sie die Arbeit an
dem Roman Onkel Toms Hütte (1852), der ein weltweiter Erfolg werden sollte. Weiter veröffentlichte sie
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