Duden - Bücher, die man kennen muss. Klassiker der Weltliteratur
Novelle
durchzieht. Mit 18 Jahren wird er mitschuldig am Tod des Försters
Brandis, den er wissentlich einer gefährlichen Bande von Holzfrevlern in die Arme treibt.
Vier Jahre später erschlägt er den Juden Aaron, von dem er sich öffentlich gedemütigt fühlt, im Brederholz unter einer Buche. Er
flieht gemeinsam mit seinem ständigen Begleiter Johannes Niemand
aus dem Dorf und kann daher nicht für seine Tat belangt werden.
Als 28 Jahre später ein verkrüppelter Mann aus türkischer Gefangenschaft ins Dorf zurückkehrt, glaubt man in ihm Johannes Niemand
zu erkennen. Einige Monate später findet man ihn erhängt an der
sogenannten Judenbuche und identifiziert ihn durch eine Narbe als
Friedrich Mergel. Das Doppelgängermotiv wird damit auf die Spitze
getrieben, die beiden Figuren Friedrich und Johannes entpuppen
sich als zwei Facetten ein und derselben Person. In Friedrichs Selbstmord erfüllt sich der hebräische Spruch, den die Juden nach dem
Mord an Aaron an der Buche anbringen ließen: »Wenn du dich diesem Orte nahest, so wird es dir ergehen, wie du mir getan hast.« Unaufhaltsam hat der Baum den Täter zu sich herangezogen, bis er sich
schließlich wie Judas - dieses ist der deutlichste von zahlreichen biblischen Bezügen - am Baum erhängt hat.
Wirkung Von den Zeitgenossen zunächst wenig beachtet, verdankt Die Judenbuche ihre Popularität vor allem der Aufnahme in
den Deutschen Novellenschatz (1876) von Paul Heyse (1830-1914).
Heute ist sie in viele Sprachen übersetzt und Gegenstand zahlreicher
literaturwissenschaftlicher Forschungen.
amerikanischer Schriftsteller 1 *1.8.1819 in New York 1 t28.9.1891
in New York 1 ab 1841 Aufenthalt in der Südsee 11844 Rückkehr
in die USA 1 ab1866 Zollinspektor
Aus verarmter Familie stammend, fuhr Melville schon früh zur See.
Auf einem Walfänger gelangte er 1841 in die Südsee, wo er kurze Zeit
unter Eingeborenen lebte. 1844 kehrte er in die USA zurück, 1863 in
seine Heimatstadt New York, wo er 1866-85, zunehmend vereinsamt,
als Zollinspektor arbeitete.
Herman Melville zählt wegen seiner die Romantik überwindenden Formen- und Ideenvielfalt zu den bedeutendsten amerikanischen Schriftstellern des 19. Jahrhunderts. Mit seinen Seefahrerromanen Taipi (1846), Omu (1847), Redburns erste Reise (1849) und
Weißjacke (1850) hatte er großen Erfolg, an den er mit seinen anspruchsvollen Werken jedoch nicht anknüpfen konnte - weder mit
dem Fragment gebliebenen fantastischen Roman Mardi (1849) noch
mit den experimentellen, Gattungsgrenzen überschreitenden Texten Pierre (1852) und Ein sehr vertrauenswürdiger Herr (1857). Melville verfasste auch bedeutende Kurzgeschichten (Piazza-Erzählungen, 1856, darin: Bartleby, der Schreiber). Seine Hauptwerke sind der
Roman Moby Dick oder Der weiße Wal (1851) und die in seinem Todesjahr entstandene tragische Erzählung BillyBudd (1924).
Moby Dick oder Der weiße Wal OT Moby-Dick 1 OA 1851 1
634 Seiten 1 Deutschsprachige Erstausgabe 1927 1 Form
Epoche Symbolismus
Moby Dick gilt als das bedeutendste Prosawerk des amerikanischen
Symbolismus. Der monumentale Roman verbindet eine Abenteuergeschichte mit Walkunde und philosophischen Reflexionen.
Inhalt Ismael, dessen Vorgeschichte und Lebenssituation im Dunkeln bleiben, beschließt wieder einmal zur See zu fahren, um »den
Trübsinn zu verjagen«. Er begibt sich zunächst nach New Bedford
(Massachusetts), dem Zentrum des amerikanischen Walfangs. Dort
muss er in der Herberge das Bett mit dem Polynesier Quiqueg teilen,
der jedoch rasch zu einem engen Freund wird. Bald fahren die beiden weiter nach dem älteren Walfängerhafen Nantucket, wo sie auf
der »Pequod« anheuern.
Erst als sie bereits einige Tage unterwegs sind, bekommen sie ihren Kapitän zu Gesicht: Ahab. Seitdem er im Kampf mit dem weißen
Wal Moby Dick ein Bein verloren hat, ist er voller Hass und kennt
nur ein Ziel: Rache an dem Tier zu nehmen. Es gelingt ihm, seine
Mannschaft einschließlich des zunächst skeptischen Maats Starbuck
dafür zu begeistern.
Monatelang kreuzt die »Pequod« die See, fängt Wale und füllt ihre
Öllager, begegnet anderen Schiffen und entkommt glücklich sowohl
Unwettern als auch Piraten. Im Pazifik trifft sie schließlich auf Moby
Dick. Die Jagd auf ihn dauert drei Tage. Obwohl der weiße Wal ein
Boot nach dem anderen zerstört und sogar die »Pequod« zum Sinken bringt, gibt Ahab in seiner an Wahnsinn grenzende Rachsucht
nicht auf, bis er von
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