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Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici

Titel: Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
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podestà?«
    »Der oberste Polizeibeamte.« Tredittore stieß ein verächtliches Lachen hervor und deutete zum Tordurchgang des Herbergshofs, vor dem sich die Menschen drängten. »Ich habe den Eindruck, manche glauben, sie habe im Auftrag des Papstes gehandelt. Ihr wisst schon – beim Anschlag auf Herzog Sforza in Mailand vor drei Jahren war es das Messer in der Kirche, in Prato heute ist es eben das Giftfläschchen in der Küche… wieder für ein wenig mehr Ungleichgewicht gesorgt in den Republiken. Dona nobis pacem.«
    »Was wird man mit ihr anstellen?«, fragte ich langsam.
    »Ich weiß es nicht. Ich habe nur gehört, dass man sie durch jede Gasse fährt. Dabei werden die glühenden Zangen und die heißen Eisen wohl nicht ruhen.« Er zuckte mit den Schultern. »Soll ich nachfragen?«
    »Ich will es gar nicht wissen«, murmelte ich. Ich sah in Janas Gesicht. Der Zorn darin war einem Ausdruck der Bestürzung gewichen.
    »Santa Verena, ora per le«, brummte Messer Maurizio, ohne allzu viel Mitgefühl dabei aufzuwenden.
    »Die heilige Verena ist die Schutzheilige der Dirnen, Diebe und Mörder«, erklärte Tredittore überflüssigerweise und völlig ungefragt.
    »Warum stellt Ihr Euch nicht wieder hin und versucht, etwas zu sehen?«, fragte ich ihn. »Vielleicht könnt Ihr noch was lernen.« Er marschierte davon, ohne sonderlich gekränkt zu sein. Es war mir selten gegeben, ihn zu beleidigen.
    »Ich gehe wieder in die Stube hinein«, sagte Jana. »Ich will es weder sehen noch hören.«
    »Es dauert nischte lange«, versicherte Messer Maurizio. »Ihr könnt sische’ bald abreise’. Die Karre ist schon ein’ Weile unterwegs. Sie müsse’ sisch beeile’, damit sie no’ lebt, wenn sie sie ertränke’.«
    Jana verzog das Gesicht und stapfte zum Eingang der Herberge, ihre schweigsame Zofe Julia im Schlepptau. Messer Maurizio stieß hörbar die Luft aus und wurde einen Zoll kleiner. Wann immer er mit Janas Zorn konfrontiert wurde, schien er sich zu spannen wie ein Bogen, und seine schwarzen Augen wurden starr vor Nervosität. Ich blickte auf den halb vollen Becher mit Wein in meiner Hand, den der Herbergspächter jedem Mitglied von Messer Maurizios Reisegruppe bei der Ankunft ausgehändigt hatte, und bot ihn ihm an. Er stürzte den Inhalt hinunter und reichte mir den Becher mit einem dankbaren Blick zurück. Wir waren zeitlich befristete Gefährten in den Unwettern von Janas Launen.
    »Die Reise ‘at Eure Gemahlin erschöpft«, sagte er schließlich. Der hartnäckige Gebrauch der Worte Gemahl und Gemahlin war seine Art, seine Missbilligung darüber auszudrücken, dass Jana und ich nicht Mann und Frau vor der Kirche waren. Die Tatsache, dass ein Großteil der anderen Reisenden in der von ihm geführten Gruppe – zumeist Prateser, Pisaner und Sieneser Kaufleute – in ihrem Tross junge Mädchen mitführten, die als Köchinnen, Näherinnen und Wäscherinnen bezeichnet und bei jeder sich bietenden Gelegenheit von ihren Herren ungeniert betatscht wurden, störte ihn bei weitem weniger. »Mi dispiace, wenn die Reise nischt so bequem war, wie sie ‘ätte sein müsse’.«
    Die Reise war so bequem und ereignislos gewesen, als wenn man von seinem Schlafzimmer in die Stube hinübergegangen wäre. Ein warmer Südwind hatte den frühen April zu Ausbrüchen von frischem Laub, Blüten und Blumen ermuntert, die die Dammlandschaft vor Bologna, die sanft ansteigenden Buckel der Romagna und das zerklüftete Mugello in eine Wellenbewegung aus zartem Grün, strahlendem Weiß und blau-rot-gelben Farbspritzern verwandelten, während wir aus der Tiefebene des Po in den Appenin hinein anstiegen. Jenseits der Alpen; die wir gut zwei Wochen vorher über Kempten, Innsbruck und Sterzing überquert hatten, lag das Land noch im Griff des scheidenden Winters, mit matt darniederliegendem Gras und leeren Ästen, die sich in einen ständig veränderten Wolkenhimmel krallten.
    Das Wetter war uns ebenso hold geblieben wie das Glück: Keinem der Wagen unserer Gesellschaft war ein Rad abgesprungen, keines der Pferde und Packtiere hatte zu lahmen begonnen, und selbst in den Schluchten des toskanischen Hügellandes hatte uns kein selbst ernannter Zöllner belästigt, dessen schwerbewaffnete Spießgesellen seiner Forderung nach einer Weggebühr Nachdruck verliehen hätten. Wo es Schwierigkeiten mit geizigen Herbergswirten gegeben hatte oder mit Torwachen, die die Stadttore allzu früh am Abend vor unseren Nasen schließen wollten, hatte Messer Maurizio

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