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Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici

Titel: Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
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ganze Risiko trage.«
    »Ihr wollt doch aus der Situation heraus, in die Ihr Euch gebracht habt. Da müsst Ihr schon etwas dafür riskieren.«
    »Ich frage mich, ob es das wert ist.«
    Ich sah demonstrativ auf den lächerlichen Sack mit seinen Besitztümern und danach durch die Kirche, als hätte er mir die Möbel und das Haus gezeigt, in dem er demnächst einziehen wollte, und ich würde es fachmännisch betrachten. Sein Gesicht verschloss sich. »Gut, gut, ich tue, was Ihr sagt.« Ich wandte mich ab.
    »Und bis dahin?«, rief er mir nach. »Was soll ich bis dahin tun?«
    »Das, wozu Euer Mut reicht«, sagte ich. »Hier habt Ihr ein paar Soldini. Ich nehme an, dass Ihr selbst kein Geld mehr besitzt. Geht hinaus und kauft Euch etwas zu essen und sucht einen Bader auf und lasst Euch die Sonne auf den Rücken scheinen – oder bleibt hier. Ich bin nur daran interessiert, dass Ihr die Botschaft zustellt.«
    »Und danach? Wie kommen wir zusammen? Wohin soll ich gehen?«
    »Am besten hierher zurück. Ich lasse Euch abholen.«
    »Das ist vage.«
    »Das muss Euch reichen«, sagte ich.
    Er folgte mir bis zur Tür und spähte hinaus, als ich sie öffnete und auf den oberen Absatz der Treppe trat. Die Morgensonne schien auf den Platz. Die Raben, die bereits geschäftig hin und her stolzierten, warfen lange Schatten. Jemand hatte doch noch die Stelle gesäubert, an der Stefano di Bagnone zu Tode gekommen war, und hatte die Asche entfernt. Die Raben schienen sich nicht daran zu stören; sie pickten da und dort und machten insgesamt den Eindruck, als würden sie nur die Zeit totschlagen bis zu ihrem nächsten Festmahl in den Abfällen am Alten Markt oder bei der Hinrichtungsstätte außerhalb der Mauer oder bei Bischof Francesco Salviati und seinen Spießgesellen am Palazzo della Signoria.
    »Wollt Ihr mir noch etwas mitteilen?«, fragte ich ihn. Er schüttelte schnell den Kopf. Aus der Richtung der Via Larga ertönten Schritte, und Tredittores Gesicht spannte sich an. Er zog sich zurück und ließ die Tür zufallen. Die Schritte näherten sich und bogen um die Ecke; ein Mann mittleren Alters mit sauberer, einfacher Kleidung und einem Korb unter dem Arm marschierte in die Richtung zum Alten Markt. Als er mich vor der Kirchentür stehen sah, nickte er mir höflich zu. Ich nickte zurück. Ein fröhlicher kleiner Wind strich mit Böen um die Ecken des Kirchenbaus und wehte am Eingang vorbei. Ich nahm die Fetzen von Tredittores Berichten und streute sie auf den Boden. Der Wind nahm sie auf und wirbelte sie auf den Platz hinaus. Ich stieg die flachen Stufen hinab und dachte an den nächsten Schritt, den ich geplant hatte, und mein Herz fing an zu schlagen bis zum Hals.
    Die Schar der Bittstellerinnen vor dem Gefängnistor war erheblich geringer als an den Tagen vorher. Vielleicht war es noch zu früh, oder vielleicht waren es die Frauen einfach leid, der unbeugsamen Besatzung des Gefängnisses jeden Tag gegenüberzustehen. Ein paar Briefe, an die richtigen Adressen geschickt, mochten wirkungsvoller sein als die vor den ungerührten Wächtern vergossenen Tränen. Die wenigen, die weiterhin ausharrten, blickten mit einer Mischung aus Mitleid und peinlicher Berührung auf eine Frau, die auf dem Boden lag und um die sich eine kleine Gruppe gebildet hatte. Ein Gefängniswächter beugte sich über sie und fummelte ungeschickt an ihrem Schleier herum. Die zwei anderen Frauen, die laut jammernd um ihn herumflatterten, waren ihm keine Hilfe. Ich musste nur in die Gesichter der beiden Jammergestalten sehen, um zu wissen, wer dort zusammengebrochen war: Violante Cerchi. Der Gefängniswächter sah Hilfe suchend zum Eingangstor des Gefängnisses hinüber, aber seine Kameraden dort drin hatten seine Notlage offenbar noch nicht erkannt. Schließlich herrschte er eine der beiden Begleiterinnen von Monna Cerchi an, und diese zuckte zusammen und kam weit genug wieder zu klarem Bewusstsein, dass sie sich bücken und ihrer Freundin helfen konnte. Der Wächter trat sichtlich erleichtert zurück. Ich gesellte mich zu ihm. Ich wusste, was er mir sagen würde, noch bevor ich die Frage stellte. Er überschüttete mich mit einem Schwall florentinischen Dialekts, von dem ich kein Wort verstand, und bekreuzigte sich dabei. Benozzo Cerchi war tot.
    Ich starrte auf Violante Cerchi, die unter sanftem Rütteln langsam wieder zu sich kam. Ob ihr Mann etwas gestanden hatte, das er niemals getan hatte, oder ob er standfest geblieben war, wusste ich nicht. Für ihn

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