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Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici

Titel: Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
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sie.
    »Jana, ich muss dir so viel erklären, und es ist so wenig Zeit…«
    »Ich fürchte, wir haben hier mehr Zeit, als uns lieb ist.« Sie räusperte sich. »Wenn wir die Verhöre überstehen.« Ihre Hand krampfte sich unfreiwillig um die Decke.
    »Benozzo Cerchi?«
    »Ein tapferer Mann.« Ihre Augen wurden wieder feucht. Ich versuchte, die Tränen von ihren Wangen fortzuwischen, aber sie wich mir aus. »Er starb heute Nacht, nachdem sie ihn zum dritten Mal verhört hatten. Er ist es wert, dass man um ihn weint.«
    »Jana, es weinen genügend um ihn.«
    »Wer sagt dir das? Wäre er nicht gewesen, so hätten sie mich schon längst…«
    »… selbst auf den Block gespannt. Ich weiß.«
    »Du weißt es? Was weißt du noch?« Sie sah mich überrascht an.
    »Ich glaube, es ist besser, du erzählst mir alles von Anfang an.«
    »Nein, Jana. Es gibt nur zwei Dinge, die ich dir jetzt sagen möchte: dass ich dich bei der Gegenüberstellung mit den Kaufleuten aus dem Fondaco verleugnete, lag nicht an meiner Feigheit, sondern an dem Umstand, dass ich frei bleiben musste, um dir hier herauszuhelfen. Und dass ich dir heraushelfen wollte…« Ich fand es plötzlich schwierig weiterzusprechen. Ich hatte mir die Worte zurechtgelegt, aber jetzt erkannte ich, dass es keinen Weg gab, sie auszusprechen, ohne ihr dabei wehzutun. »Dass ich dir hier heraushelfen wollte, hat damit zu tun, dass ich dich liebe.«
    Sie sah mich an, legte jedoch nicht wie sonst eine Hand an meine Wange, wenn ich ihr meine Liebe mitteilte. Sie hielt die Decke fest, und ihre dunklen Augen ermaßen das, was ich nicht gesagt hatte.
    »Und nicht damit, dass du mich für unschuldig hieltest«, sagte sie schließlich. Sie bemühte sich, kein Gefühl durch ihre Worte scheinen zu lassen. Ich wollte ihr sagen, dass ich mittlerweile herausgefunden hatte, dass Schuld oder Unschuld, speziell in diesem Fall, nichts mit der Stärke unserer Liebe zu tun hatten, aber meine Erkenntnis ließ sich nicht in Worte fassen.
    »Jana«, sagte ich stattdessen, »ich habe in den letzten Tagen all deine Schritte nachvollzogen, seit in Venedig Stepan Tredittore zu uns stieß – die offenen wie die, die du vor mir geheim gehalten hast. Ich weiß alles darüber, was du getan hast; ich weiß nur nicht, warum.«
    »Es gab einen Tag, an dem die Angehörigen der Gefangenen das Gefängnis besuchen durften, ohne sich der Gefahr einer Verhaftung auszusetzen. Wenn du gekommen wärest, hätte ich dir alles erklären können. Du hättest dir viel Arbeit erspart.«
    »Ich wusste es nicht. Jana, es tut mir Leid, aber ich…«
    »Du wusstest es nicht? Selbst Stepan Tredittore hat es herausgefunden.«
    »Was soll das heißen? War er hier?«
    »Ja. Ich nehme an, um sich an meinem Anblick zu weiden.« Ich war so perplex, dass ich für einen Moment keinen klaren Gedanken fassen konnte. »Was hat er denn gesagt?«, stotterte ich schließlich.
    »Nichts. Er stand dort in der Tür und sah zu mir herüber, und ich wusste nicht, ob ich mich einfach abwenden oder ihm den Kübel an den Kopf werfen sollte. Dann verließ ihn der Mut, und er schlüpfte ohne ein Wort hinaus.«
    »Ich kann es kaum glauben. Darüber hat er nie ein Wort verloren.« Sie zuckte mit den Schultern. »Warum auch? Er hat sich ja nicht mit Ruhm bekleckert. Und so verlief mein einziger Besuch, während rings um mich herum sich alle in die Arme fielen und heulten.« Sie stockte und biss die Zähne zusammen. Plötzlich holte sie aus und schlug mit der Faust wütend gegen die Kerkerwand. Ihre Knöchel waren zerschunden. Sie musste in den letzten Tagen mehr als einmal dagegen geschlagen haben.
    »Jana, ich wusste es wirklich nicht. Glaubst du im Ernst, dass ich diese Chance nicht ergriffen hätte, dich zu sehen?«
    »Ich bin gar nicht wütend auf dich« rief sie, und die Tränen sprangen ihr erneut in die Augen. »Ich bin zornig auf mich selbst.«
    »Weshalb denn?«
    »Weil… Weil du erst fünf Minuten hier bist, und schon mache ich dir Vorwürfe. Dabei…«, sie schlug sich die Hände vor das Gesicht und begann noch bitterer zu weinen als vorher, »dabei ist alles mein Fehler, und nun haben sie dich auch noch gekriegt. Sie werden uns alle aufhängen, und ich bin ganz allein daran schuld.«
    Ich nahm sie in die Arme, und diesmal war sie nicht steif und fühllos, sondern umklammerte mich mit einer verzweifelten Kraft, die fast wehtat. Das würgende Schluchzen, das sich ihr entrang, tat mir noch mehr weh. Julia saß mit verlorenem Gesicht neben

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