Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici
ihm wärmstens empfohlen wurde.«
»Wahrscheinlich von Kardinal Riario, diesem Kindskopf. Jana hat ihn also wirklich um den Finger gewickelt.«
»Il cardinale piccolo?«, stieß Monna Cerchi verächtlich hervor. »Pah! Assurdità! Antonio Pratini! Un miracolo grande, eh?«
»Was meint sie damit?«
»Dass es nicht der Kardinal war, der die Empfehlung aussprach«, erklärte Beatrice langsam und wie gegen ihren Willen. »Jana wurde von Antonio Pratini empfohlen, meinem Bruder.«
Ich gaffte sie und Violante Cerchi abwechselnd an. Cerchis Frau schien zu ahnen, dass ich durch ihre Eröffnungen vollkommen überrumpelt war, denn sie sagte etwas in ruhigerem Tonfall zu Beatrice, wandte sich dann ab und ging wieder zu den anderen Frauen hinüber. Beatrice runzelte die Stirn und blickte ins Leere.
»Wieso ist es ein Wunder, dass Euer Bruder Jana bei Benozzo Cerchi empfahl?«
»Wer sagt das?«
»Monna Cerchi.«
Sie lächelte ein wenig gezwungen. »Ihr versteht unsere Sprache ja doch besser, als Ihr immer sagt.«
»Zu viel der Ehre, Monna Beatrice.«
Sie presste die Lippen zusammen, aber dann entschloss sie sich doch zu reden. »Mein Bruder und Benozzo Cerchi sind aufeinander nicht gut zu sprechen. Es wundert Monna Violante und auch mich, dass Antonio Eure Gefährtin empfohlen haben soll.«
»Ich muss mit Eurem Bruder sprechen. Könnt Ihr ihn fragen, ob er mich empfängt?«
»Warum wollt Ihr das?«
»Welche Frage! Weil er soeben mit einem weiteren Rätsel um Jana in Zusammenhang gebracht worden ist.«
Sie kämpfte mit sich, aber schließlich sprach sie es doch aus: »Ich fürchte, wenn Ihr zu Antonio geht, dass Ihr ihn in diese ganze Sache mit hineinzieht.«
»Monna Beatrice, ich bin hier ganz allein und auf mich gestellt. Ich habe nur meinen Schwiegersohn, der mit jedem Wort, das er sagt, einen entweder zur Weißglut treibt oder eine Katastrophe hervorruft; und einen arroganten, aufgeblasenen Schreiberling aus Janas Heimat, der aus eigener Tasche einen Maler bezahlen würde, um Janas Leichnam am Galgen porträtieren zu lassen. Ich brauche Hilfe. Ich brauche jemanden, der ein bisschen mehr weiß als ich selbst. Wenn Ihr mir nicht helft, zu Eurem Bruder zu gelangen, dann zwinge ich ihn, mich zu empfangen.«
Beatrice legte mir die Hand auf den Arm und lächelte traurig. »Ich bin die Letzte, die Euch irgendeine Hilfe verweigern würde. Ich habe es Euch gestern schon gesagt. Es ist nur so, dass ich Angst habe um meinen Bruder. Er hat sich weder der einen noch der anderen Seite in Florenz jemals angedient; deshalb hat er auch in der Medici-Fraktion keinerlei Unterstützer. Und jetzt, da man hört, dass das Haus Fugger heimlich mit den Pazzi paktieren wollte, um sich Handelsvorteile zu verschaffen, werden ihm vielleicht noch seine guten Verbindungen nach Augsburg zum Verhängnis.«
»Er hat Jana gezielt zu Benozzo Cerchi hinausgelockt«, stieß ich hervor. »Wenn er versuchte, sie damit in den Kreis der Verschwörer hineinzutreiben, dann…«
»Ihr habt selbst gesagt, dass Jana einen Brief an Cerchi geschrieben hat, der sehr deutlich war. Damit wolltet Ihr sagen, der ihren – und möglicherweise Cerchis – Anteil an der Verschwörung klar darstellt.«
»Dann ist es vielleicht andersherum, und er hat versucht, Cerchi mit Jana in Misskredit zu bringen. In beiden Fällen hat er mit ihr gespielt, und in beiden Fällen ist anzunehmen, dass er mehr weiß als wir alle zusammen. Deshalb muss ich ihn sprechen, und wenn ich ihn an seinen abstehenden Ohren aus seinem Haus schleife.« Ich hielt inne und räusperte mich. »Entschuldigt, das wollte ich nicht sagen.«
»Ich verstehe Eure Erregung. Eure Worte über Antonio kann ich allerdings nicht billigen. Ihr seht ihn in einem Licht, das er nicht verdient.« Sie wies auf die Gruppe der Bittstellerinnen, die sich zu zerstreuen begann und den beleidigten Priester mit seinen Nonnen mitnahm. »Lasst uns von diesem Ort weggehen, wo die Zwietracht hinter den Mauern bis nach außen dringt und sich selbst in unser Gespräch einschleicht.«
Ich nickte. Mit der schweigsamen Schwester Ginevra an der Hand und ihrer Zofe im Schlepptau begleitete Beatrice mich langsam in Richtung Fondaco. Ihr Gesicht war umschattet, und sie hielt den Blick auf den Boden gerichtet.
»Eure Frau. Maria. Woran ist sie gestorben?«, fragte sie plötzlich. Ich sah überrascht auf. »Im Kindbett«, erwiderte ich schließlich. »Sie starb zusammen mit dem Kind.«
»Ich trauere mit Euch.«
»Danke.«
»Bevor
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