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Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici

Titel: Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
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ihn. Und auf alle, die mit ihm in geschäftlicher oder sonst irgendeiner Verbindung standen. Wie Jana.«
    »So ist es. Auch seine Verwandtschaft zu Simonetta Vespucci hilft ihm nichts. Im Gegenteil – sein Verrat wiegt dadurch doppelt schwer.«
    »Andererseits: Es ist ja nicht erwiesen, dass er davon wusste.«
    »Aber, Ser Peter«, sagte sie und schüttelte den Kopf, »wisst Ihr nicht, dass ein Florentiner die Freundschaft ebenso ernst nimmt wie seine Feindschaften? Freunde wissen alles voneinander und haben keine Geheimnisse. Francesi wusste über die Pläne zur Ermordung Ser Lorenzos und Ser Giulianos ebenso gut Bescheid wie Bandini; und deshalb war sicherlich auch Piero Vespucci eingeweiht.«
    »Welche Hoffnung hat sie dann?« Ich wies mit dem Kopf zu Schwester Ginevra, die dem Gespräch nicht gefolgt zu sein schien oder kein Latein verstand.
    »Welche Hoffnung habt Ihr?«
    Ich verstummte und starrte sie an. Ihre Augen waren voller Verständnis, aber ihre Worte trafen dennoch wie ein Messerstich. Sie seufzte. »Es ist die Hoffnung allein, die uns aufrecht hält«, murmelte sie.
    Das Gezänk drüben bei der. Gefängnispforte wurde schriller; das laute Poltern des Eingangstors durchschnitt es, brachte es aber nicht zum Verstummen. Der Wachoffizier hatte die fruchtlose Diskussion mit den Frauen offensichtlich beendet, indem er sich hinter die Gefängnismauern zurückgezogen hatte. Langsam verstummte das Wehklagen. Die Frauen sahen sich an; ein paar begannen zu weinen, einige stampften mit den Füßen auf vor Zorn. Schwester Ginevra ließ den Kopf hängen und fasste nach Beatrices Hand. Eine ältere Frau mit vornehmer Haltung und zerrauftem Haar wandte sich brüsk vom Gefängniseingang ab und stapfte in unsere Richtung. Sie kam bei dem betenden Priester vorbei und bellte ihn an. Sein Leiern verstummte mit einem Misston, und er bekreuzigte sich und schwieg schmollend.
    »Das ist Monna Violante Cerchi«, sagte Beatrice und nickte in ihre Richtung.
    »Violante Cerchi? Ist das etwas die Frau von Benozzo Cerchi?«
    »So ist es.«
    »Mein Gott. Jana hat… Ihr Mann wurde gestern der Folter unterzogen und…«
    »… und heute ebenfalls. Er schwört, dass er unschuldig ist. Sie schwört es ebenfalls. Monna Cerchi hat diese Aktion hier ins Leben gerufen.«
    Violante Cerchi kam bei uns an und begann sofort auf Beatrice einzureden; offenbar ereiferte sie sich über den sturen Wachoffizier und seine Weigerung, die Bittschriften entgegenzunehmen. Mich streifte sie nur mit einem Blick; vermutlich hielt sie mich für einen Begleiter Beatrices aus dem Hause Pratini. Beatrice lauschte ihrem zornigen Redefluss. Schließlich deutete sie auf mich und erwiderte etwas, in dem ich Janas Namen nennen hörte. Monna Cerchi musterte mich mit zusammengezogenen Brauen und stieß ein paar Worte hervor, die wie eine Verwünschung klangen.
    »Was habt Ihr zu ihr gesagt?«
    »Dass Ihr ein Landsmann von Jana Dlugosz wärt, die ebenfalls dem Verdacht der Verschwörung ausgesetzt ist und hier festgehalten wird.«
    »Jana wurde verhaftet, während sie auf dem Gut ihres Mannes zu einer geschäftlichen Besprechung weilte!«
    »Ich weiß; sie hat es eben gesagt.«
    »Könntet Ihr sie fragen, ob…?«
    Monna Cerchi unterbrach mich mit einem Strom von Worten, den sie mir förmlich ins Gesicht schleuderte. Als sie fertig war, warf sie den Kopf zurück und wartete darauf, dass Beatrice übersetzte. Sie hatte schnell erkannt, auf welche Weise sie sich mit mir unterhalten musste.
    »Monna Cerchi sagt, dass Jana an allem schuld ist. Ihr Mann ist vollkommen unschuldig, und wenn Jana nicht bei ihm gewesen wäre, wäre es nie so weit gekommen, dass man ihn verhaftete.«
    »Was soll das? Jana hat ihm einen Brief geschrieben, der an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig ließ. Er hat sie als Reaktion darauf sofort zu sich hinaus gebeten. Hört sich das nach einem Unwissenden an?«
    »Monna Violante sagt, sie wisse nichts von einem Brief.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Sie kann ihn ja einmal durchlesen, wenn es ihr gefällt. Er hängt im Bargello an der Schandtafel.«
    »Monna Violante sagt, ihr Mann habe Jana von sich aus eingeladen. Er habe niemals einen Brief erhalten.«
    »Natürlich. Es wusste ja auch ganz Florenz, dass Jana in der Stadt war.«
    Beatrice schwieg eine Weile, nachdem Cerchis Frau darauf geantwortet hatte. Sie schien nachzudenken.
    »Was ist?«, drängte ich. »Was hat sie gesagt?«
    »Sie hat gesagt, dass ihr Mann auf Jana hingewiesen und sie

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