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Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici

Titel: Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
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Geschäftsgebiet?«
    »Geld. Was sonst. Habt Ihr nicht gewusst, dass Franceschino de’ Pazzi der Finanzberater des Vatikan war, seit Lorenzo de’ Medici sich wegen des Herzogtums Imola gegen Sixtus stellte? Vorher war es Lorenzo gewesen. Wenn der Korrupte Vater sich ärgert, ärgert er sich gewaltig, stimmt’s? Na, jedenfalls hatte Franceschino, der die Pazzi-Bank in Rom führte, keine glückliche Hand bei der Mehrung der päpstlichen Finanzen. Es heißt, der Papst habe sich schon seit einiger Zeit nach einem Ersatz umgesehen. Wenn Ihr mich fragt, ist das auch einer der Gründe, warum sich Franceschino in diese blödsinnige Sache hat hineinziehen lassen und auch noch den alten Jacopo überredete mitzumachen. Er wollte bei Seiner Gierigkeit wieder ein wenig Terrain zurückgewinnen.«
    Seine Bissigkeit, wenn es um den Papst ging, amüsierte mich. Boehl ließ mir allerdings keine Zeit für eine Bemerkung. Er richtete den Blick in die Ferne und brummte: »Was wollte ich eigentlich sagen? Ah ja, Antonio Pratini! Seltsame Geschichte mit diesem Mann. Was man so hört, tauchte er vor etlichen Jahren hier in Florenz auf und machte aus dem kleinen Geldwechslertisch seines Vaters ein Riesengeschäft. Das war irgendwann zwischen dem Erdbeben, bei dem plötzlich alle die Hosen voll hatten wegen Gottes Rache und so, und dem Skandal mit dem Waisenhaus der Dominikaner bei Galluzzo. Das ist alles schon eine ganze Weile her, mehr als dreißig Jahre, als wir beide noch voll im Saft standen, stimmt’s?« Er blinzelte mir spöttisch zu. »Doch diese beiden Daten haben sich im Gedächtnis der Florentiner eingebrannt. Jeder zweite, der alt genug ist, wird Euch sagen können, was er am Tag des Erdbebens getan hat oder an dem Tag, an dem die Geschichte mit dem Waisenhaus bekannt wurde.«
    »Was ist damals passiert?«
    »Ich weiß es selbst nicht genau, ich war damals ja noch nicht hier. Hab mich auch nie richtig dafür interessiert. Wartet, vielleicht bringe ich es noch zusammen. Ich glaube, ein Bruder hat gewaltig in seine eigene Tasche gewirtschaftet und die Kinder zur Sklavenarbeit verkauft. Dreckige Sache, sich an den Hilflosesten der Hilflosen zu bereichern. Wenn Ihr es genau wissen wollt, fragt irgendjemanden. Man wird Euch die Sache in allen Details herbeten. Wenn es darum geht, einem Mönch oder einem Priester was Schlechtes nachzusagen, sind sie alle mit Freuden dabei. Der niedere Klerus genießt hier nicht gerade großes Ansehen. Es ist allerdings kein Wunder, wenn man bedenkt, dass die meisten von ihnen ihre Hände erst aus einem Geldbeutel oder unter einem Rock hervorholen müssen, wenn sie die Segnung austeilen wollen.« Er grinste boshaft.
    »Ihr wolltet mir etwas von Pratini erzählen.«
    »Ihr habt doch nachgefragt! Also – Pratini hat vor ein paar Jahren eine kleine, feine Bank an sein Handelshaus angehängt. Nur ausgesuchte Kunden, keine Kredite an Könige und Herzöge und anderes zahlungsunfähiges Gesindel. Er hat sich mit Plänen getragen, hört man, auch in Rom eine Filiale zu errichten. Das ist erst mal ein sicheres Geschäft, denn ein Florentiner in einer fremden Stadt wird sein Geld nur einer florentinischen Bank anvertrauen. Andererseits leben aber nicht so viele Florentiner in Rom – dort schon gar nicht! –, als dass auf Dauer mehrere Banken davon leben könnten. Mit Franceschinos Tod hat Pratini seinen mächtigsten Konkurrenten verloren.«
    »Daher weht der Wind.«
    »Ja. Wenn ich Pratini wäre, würde ich seit Ostersonntag nicht mehr aus dem Feiern herauskommen.«
    Ich brummte etwas und verschwieg ihm, dass ich vor nicht ganz einer Stunde zu einem Festessen bei Antonio Pratini eingeladen worden war. Boehl grinste sarkastisch und wandte sich, ohne Atem zu holen, sofort dem nächsten Thema zu. »Also, Ihr wollt zahlen. Alles im Vorhinein? Das setzt voraus, dass Ihr wisst, wie lange Ihr bleiben wollt. Ansonsten kann ich Euch berechnen, was bis jetzt fällig ist, und Ihr zahlt dann die nächste Summe, wenn wir uns wieder treffen.«
    Ich ließ ihn eine Weile rechnen und zweifelte dann sein Ergebnis an. Wir feilschten lautstark, bis wir uns auf eine Summe einigten, die ich als halbwegs anständig empfand. Um den Schein zu wahren, bot ich ihm einen Wechsel an, den er entschieden zurückwies. Schließlich strich er meine Münzen ein und gab mir den spöttischen Rat, Vertretung bei einer Bank zu suchen, wenn ich mit Wechseln zahlen wollte.
    »Das Bankhaus Pratini kann ich Euch empfehlen«, sagte er grinsend. »Ein

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