Duell auf offener Straße
nehmen und aus dem Zimmer sperren. Nach einigen Wiederholungen wird das Verhalten seltener. Ihm wird die angenehme Nähe entzogen, wenn er zu fiepen oder bellen beginnt.
Negative Bestrafung in Bezug auf Aggression an der Leine
Da wir immer noch im Bereich der Bestrafung sind, lässt sich auch durch die negative Bestrafung nicht das Erlernen von Aggression beim Hund erklären. Aber auch Menschen lernen und eine negative Bestrafung kann den Wunsch, an einem anderen Hund vorbeizugehen, stark mindern. Wenn das Wetter nicht gerade fies und gemein ist, kann ein Spaziergang mit dem Hund Menschen guttun. So streift man mit seinem Hund durch die Gegend, unterhält sich mit ihm, spielt vielleicht, genießt gemeinsam die Bewegung an frischer Luft oder geht seinen Tagträumen nach. Die Stimmung ist gut, bis ein anderer Hund kommt. In dem Moment, wo ein anderer Vierbeiner auf der Bildfläche auftaucht, wandelt sich die Stimmung rasant. Im Nu beherrschen negative Gefühle die Stimmung des Menschen. Das Angenehme, nämlich die gute Stimmung des Alleinseins, wird genommen. Lerntheoretisch gesehen müsste dabei herauskommen, dass der Mensch die Handlung „an einem anderen Hund vorbeigehen“ seltener zeigt.
Negative Bestrafung in Bezug auf die Konfliktlösung
Das Angenehme wegnehmen? Um mit dieser Technik zu arbeiten, ist es zunächst wichtig herauszufinden, was für den Hund das Angenehme an der Situation ist. In der Beschreibung mit dem aufmerksamkeitsfordernden Hund ist es leicht: Er will die Nähe und Aufmerksamkeit des Menschen. Entzieht man ihm eines der beiden Dinge oder sogar beides, wenn er bellt, kann er dies mit seinem Verhalten verknüpfen. Hier liegt der Ursprung der beliebtesten Hundetrainingstechnik: des Ignorierens, des bewussten Entzugs von Aufmerksamkeit. Wenn es dem Hund bei einer Aggression an der Leine tatsächlich und ausschließlich um die Aufmerksamkeit des Menschen geht, ist diese Technik an Einfachheit nicht zu überbieten: Man geht mit seinem Hund an der Leine spazieren und gibt ihm alle Aufmerksamkeit der Welt. Das heißt, man schaut ihn an, spricht mit ihm, streichelt ihn und gibt ihm vielleicht auch noch Futter. Taucht ein anderer Hund auf, bleibt man zunächst im „Betreuungsmodus“. Erst wenn sich der eigene Hund auf eine aggressive Handlung vorbereitet, also seinen Blick schärft und auf den anderen Hund richtet, die Beine durchdrückt et cetera, nimmt man all die Aufmerksamkeit weg und wendet sich demonstrativ vom Hund ab. Nimmt der Hund wieder Kontakt zu seinem Menschen auf, bekommt er die Aufmerksamkeit zurück. Der Hund kann daraufhin lernen, dass sein aggressives Verhalten zum Entzug der sozialen Bewertung führt, und es in Zukunft seltener zeigen.
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Spaziergänge könnten so schön sein, wenn es keine anderen Hunde gäbe.
Spaziergänge könnten aber auch schön sein, wenn sich der eigene Hund anders verhielte.
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Der Entzug von Aufmerksamkeit ist eine beliebte Lösungsstrategie.
Nur funktioniert es auch?
Einschränkungen und Gegenspieler der negativen Bestrafung
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Ignorieren hilft nur, wenn es dem Hund um die soziale Aufmerksamkeit des Menschen geht. Selbst bei sozialmotiviert aggressiven Hunden ist der Entzug der Aufmerksamkeit nicht unbedingt die Lösung. Denn es bleibt ihm etwas: die Nähe zu seinem Menschen und damit ein wichtiger Faktor, sich aggressiv zu verhalten. Nun könnte man die Technik steigern und dem Hund die Nähe nehmen, ihn als Konsequenz an einen Baum oder Pfahl anleinen und sich selbst auf Distanz bringen. Bei einer sozialen Motivation als Grundlage wird diese Technik hervorragend funktionieren. Wenn es für den Hund aber auch andere Faktoren gibt, wie zum Beispiel das Verteidigen des Territoriums, sexuelle Konkurrenz und so weiter, findet die Arbeit durch den Entzug sozialer Nähe an dieser Stelle ihr jähes Ende.
Zudem brauchen Sie in jeder Hundebegegnung eine Anbindemöglichkeit. Eine Variante, in der man nicht auf einen Baum oder Ähnliches angewiesen ist, ist das Wegschicken des Hundes an der Leine. Zu dieser Technik kommen wir gleich noch.
„Ich bin dann mal weg“ – Flucht als Strafe?
Bei Hunden, die sich in Aggression an der Leine noch üben und nicht schon seit Monaten dieses Verhalten zeigen, lässt sich mit der negativen Bestrafung auch noch auf anderem Wege arbeiten. Man kann zum Beispiel beim Ansatz von Aggression die Leine fallen lassen und weggehen. Viele junge Hunde sind verunsichert, wenn
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