Duell auf offener Straße
die Nähe des Menschen nicht mehr gegeben ist, und sind allein keine Helden. Bei allen Tätigkeiten, die darauf beruhen, dass der Mensch die Situation verlässt, ist jedoch darauf zu achten, was man dadurch auf sozialer Ebene rüberbringt. Lasse ich einen unsicheren Hund vielleicht im Stich? Vermittle ich dem Hund, dass ich aus Konflikten immer flüchte, anstatt sie mit ihm auszuhalten?
Hemmung in der Öffentlichkeit
Die Leine einfach fallen zu lassen und wegzugehen oder einen Hund an einen Baum zu leinen und weiterzugehen hört sich zunächst leicht an. Aber haben Sie mal versucht, ein wütendes Kind an der Kasse liegen zu lassen und zu gehen? An dieser Kommunikation sind nicht nur zwei beteiligt. Herumstehende werden es sich nicht nehmen lassen, Ihre Erziehungsversuche zu bewerten. Entweder ist man eine Rabenmutter, weil man geht, oder man ist inkonsequent, weil man den Lolli kauft. Irgendwas ist immer ...
Sinnvolle Kombination und Machbarkeit
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Um die Lerntheorie vollends zu nutzen und den Hunden darüber ein schnelles Lernen zu ermöglichen, lassen sich die vier Varianten der Operanten Konditionierung in einer Lernsituation kombinieren. Ein Beispiel dafür ist das Wegschicken. Ich habe diese Technik unter Berücksichtigung von Lernverhalten, aber auch sozialer Aspekte und vor allem Machbarkeit entwickelt. Das Wegschicken ist kein Allheilmittel und wie jede andere Technik auch abhängig von der Mensch-Hund-Beziehung und den Aggressionsmotiven. Es stellt aber ein gutes Bild zur Beschreibung der Kombinationsmöglichkeit von Verstärkung und Bestrafung dar.
Der Hund wird körpersprachlich auf Distanz geschickt.
Der Abstand wird für einige Sekunden gehalten.
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Das Vorgehen könnte wie folgt aussehen:
Sobald der Hund den anderen Hund fixiert und ansetzt, ihn zu attackieren, stellt sich der Mensch vor den eigenen Hund und erschreckt ihn gleichzeitig mit einem lauten Geräusch, indem er sich mit der Hand oder der Leine auf den Oberschenkel schlägt. Dieser Schreck ist eine positive Bestrafung.
Danach schickt der Mensch seinen Hund körpersprachlich und über einen drohenden Blick von sich weg, indem er auf den Hund zugeht und darauf wartet, dass der Hund weicht und ihm gegenüber Demutsverhalten zeigt. Der Hund muss also auf Abstand gehen und verliert damit die direkte Nähe zum Menschen, was eine negative Bestrafung darstellt.
Der Hund wird zur Nähe eingeladen.
Er bekommt soziale Aufmerksamkeit.
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Akzeptiert er diese Einschränkung und kommuniziert mit seinem Menschen anstatt mit dem anderen Hund, so wird er noch eine kurze Zeit stehen gelassen, um das Erlebte zu verarbeiten und um einen zu schnellen Wechsel zwischen Bestrafung und Verstärkung zu vermeiden. Erst dann wird er durch eine einladende Geste des Menschen wieder herangeholt. Diese Einladung ist eine negative Verstärkung, da der ungeliebte Abstand zum Menschen aufgehoben wird.
Wieder in der Nähe des Menschen angekommen, hat der Hund erneut die Chance, sich anders zu verhalten. Ist er freundlich, wird dies durch soziale Aufmerksamkeit, Körperkontakt, ruhiges Streicheln oder auch Futter belohnt. Dieser Part ist die positive Verstärkung.
Die Vorteile sind, dass der Hund gehen muss und nicht der Mensch flüchtet. Auch führt der Mensch im Konflikt Regie und zeigt damit ein sicheres Konfliktverhalten. Zudem ist eine Annäherung an den anderen Hund direkt wieder möglich und kann so lange wiederholt werden, bis der Hund sein Verhalten verändert und mit dem Menschen zusammenarbeitet.
Der Nachteil ist, dass die Technik allein auf Körpersprache und Körperspannung beruht und Menschen heutzutage Schwierigkeiten haben, sich über ihren Körper auszudrücken und ihn zu steuern. Aber Tanzen kann man auch lernen und nebenbei entwickelt man ein tolles Körpergefühl.
Wenn die Annäherung klappt, könnte der Mensch im nächsten Schritt dem eigenen Hund als Modell dienen, von dem er sozial lernen kann. Man geht als Mensch mit seinem Hund an der Leine direkt auf einen anderen Hund zu und versucht, freundlichen Kontakt aufzunehmen. Verhält sich der eigene Hund dabei aggressiv, schickt man ihn wie beschrieben weg und lässt ihn auf geringer Distanz stehen. Dann wendet man sich dem anderen Hund zu und streichelt diesen. Setzt der eigene Hund aufgrund dessen nochmals zur Attacke an, distanziert man ihn abermals. Akzeptiert er die Entscheidung des Menschen, einen anderen Hund zu streicheln, und bleibt auf seiner ihm
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