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Duell auf offener Straße

Duell auf offener Straße

Titel: Duell auf offener Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadin Matthews
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zugeschriebenen Position, bekommt er die Einladung heranzukommen (zum Menschen und damit auch zum anderen Hund). Verhält er sich dort angekommen wieder aggressiv, wird er ein weiteres Mal weggeschickt. Bleibt er freundlich, darf er bleiben, bekommt eine positive Rückmeldung des Menschen und darf nach Möglichkeit Kontakt zum anderen Hund aufnehmen. Natürlich sollte sich der Hund in diesem Trainingsstadium bereits am Menschen orientieren können, damit eine solche Stimmungsübertragung funktioniert.
     
    Das Ende der Lerntheorie ist der Anfang der Beziehung
     
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    Na, dann ist doch alles klar. Eigentlich ist es am effektivsten, das unerwünschte Verhalten an der Leine zu bestrafen und das erwünschte Verhalten zu belohnen. Zu häufig trifft man in diesem Bereich des Hundetrainings aber auf eine Art Glaubens- und damit auch Entweder-oder-Frage. Entweder setze ich mich gegen den Hund durch oder ich bin nett und belohne ihn. Die emotionale Einteilung von Menschen in gut und böse, je nach Nutzung der Lerntheorie, polarisiert noch zusätzlich und die Fronten verhärten sich. Verstärkung und Bestrafung sind weder Charaktereigenschaften noch schließen sie sich gegenseitig aus. Also, warum nicht beides nutzen, wenn es Sinn macht? Vielleicht, weil diese lerntheoretische Kombination fachlich und auch emotional am schwierigsten ist?
    Sie sollten sich nämlich vorher folgende Frage stellen: Bin ich zurzeit in der Lage, meinem Hund alternatives Verhalten beizubringen, ihn dann ohne Wut, dafür mit Wohlwollen und Überzeugung für einen gewissen Zeitraum zuverlässig in der passenden Intensität und mit dem richtigen Timing zu unterbrechen und ihm dann wiederum zu helfen, sich bei mir sicher zu fühlen, eine Alternative zu finden und diese als angenehm zu empfinden, ohne ihn dadurch wieder zu ermuntern, sich aggressiv zu verhalten?
    Ich denke, nur wenige von Ihnen werden auf diese Frage mit Ja antworten. Denn wenn Sie es zurzeit könnten, würden Sie wahrscheinlich dieses Buch nicht lesen. Damit fehlt allerdings auch die Grundvoraussetzung, um direkt am Konflikt zu arbeiten. Wieso ist das so, wenn die Lerntheorie doch so einfach ist?
     
    Die Mensch-Hund-Beziehung lässt sich glücklicherweise nicht auf die Lerntheorie reduzieren
     
    Menschen schaffen sich Hunde nicht einfach so an, sondern Hunde haben eine Funktion für den Menschen. Wir knüpfen Erwartungen an sie und begegnen ihnen mit unseren Erziehungsmustern und Strategien. Um ernsthaft an einem Problem zu arbeiten, ist es wichtig, sich als Teil des Problems, aber eben auch der Lösung wahrzunehmen. Dafür ist es sinnvoll, sich Ihr bisheriges Beziehungs- und Konfliktverhalten zunächst genauer anzusehen und transparent zu machen. Erst wenn Sie Ihren Standort bestimmt und reflektiert haben, wissen Sie, wie eine Veränderung aussehen müsste, damit Sie Ihre Zielsetzung er-reichen können. Das klingt nicht nur nach Arbeit an sich selbst, sondern das ist es auch. Aber meine Güte, Ihr Hund soll sich schließlich auch verändern. Unsere Ehrfurcht vor strafenden Maßnahmen ist gut für unsere Hunde und uns selbst. Einfach mal mit der Faust auf den Tisch zu hauen verschafft zwar Luft, wird aber nichts verändern. Vieles müsste vorher hinterfragt und geübt werden, um am Ende gelassen sagen zu können: „Lass das sein, mach mal etwas anderes.“ Doch wer spricht da mit wem?

Die Beziehung und ihre Diagnose

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    Jeder Beratung muss eine Diagnostik vorangehen. Das diagnostische Bild der Mensch-Hund-Beziehung ist der erste und wichtigste Schritt in der Beratung. Wenn ich als Hundetrainerin viel Fachwissen und Handlungsmöglichkeiten in Bezug auf Hunde habe, brauche ich mir über das spätere Praxistraining keine Sorgen zu machen. Trainingsideen und Techniken bewirken jedoch wenig, wenn die Beziehung nicht verstanden und ungeklärt ist. Nur das Verhalten des Hundes vor dem fachlichen Hintergrund einzuschätzen, wäre dabei zu kurz gedacht.
     
    Diagnostik und Selbstklärung
     
    Das Diagnostizieren hilft sowohl mir als Berater-in als auch dem Kunden. Zunächst müsste ich als Beraterin nun versuchen, die Beziehung zwischen Mensch und Hund zu verstehen. Erst dann kann ich das Problem analysieren, es mit Theorien er-klären und eine sinnvolle Veränderung erarbeiten.
    Wenn die Beziehung nicht erfasst ist, kann es nur pauschale Tipps geben, die in der Regel keine nachhaltige Verbesserung bewirken. Für die Kunden ist die Diagnostik wichtig, weil sie bei der Selbstklärung hilft.

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